Die unwillige Braut (German Edition)
nur …"
Der Mönch bedeutete ihm zu schweigen. "Ich will es Euch sagen", erwiderte er, "da Ihr gefragt habt. Es ist kein Geheimnis. Vor zehn Jahren hatte ich einen Jagdunfall und war gelähmt. Gehen war mir völlig unmöglich, ebenso wenig konnte ich mich selbst versorgen. Als ältestem Sohn seines Vaters übernahm Jude die Pflicht, sich Tag und Nacht um mich zu kümmern. Nichts bereitete ihm zu viel Mühe. Er ließ mich üben, lehrte mich wieder zu gehen, fand Bücher für mich, weckte in mir neues Interesse am Leben und war mein ständiger Begleiter. Die Kunst des Schreibens lernte ich als Tagesschüler in einem Kloster in der Nähe und erregte die Aufmerksamkeit von Bischof Odo of Bayeux. Wisst Ihr, er ist ein großer Förderer der Künste. Er und Count Alan wollten, dass Jude nach England kommt, aber er wollte mich nicht zurücklassen. Vor acht Jahren brachte er mich darum hierher nach Durham, zu Bischof William of Calais, und ich wurde Mönch. In den letzten acht Jahren habe ich dank Jude ein neues Leben begonnen, wurde der Amarius der Kathedrale, kann gehen und Gott preisen und Dinge allein tun. Ich glaube, von der Schwelle des Todes bis hierher zu kommen, ist gerade so viel Wandel, wie ich verkraften kann. Ihr müsst wissen, Judes Vater ist gestorben, und er hat alles geerbt, die Verantwortung eingeschlossen."
"Gestorben? Ich dachte, er …"
"Ja, vor zwei Jahren. Jude ist jetzt ausgesprochen reich, auch wenn er niemals zulässt, dass sein Leben davon bestimmt wird, wie das bei anderen der Fall ist. Auch hier gehört ihm Land …"
"Ja, das weiß ich."
Es lag etwas in ihrer Stimme, das Bruder Gerard innehalten und sie ansehen ließ. Er spürte, dass hier vielleicht die Wurzel des Problems lag. "Aber er würde nicht heiraten, um noch mehr zu bekommen, Mylady. Habt Ihr das geglaubt? Nein, nicht Jude. Wenn das sein Ziel gewesen wäre, hätte er schon vor langer Zeit die Hälfte aller normannischen Erbinnen heiraten können. Jude hat seinen eigenen Kopf. Vielleicht ist er ein Idealist, aber wenn es um die Ehe ging, da hat er sich Zeit gelassen, trotz des Drängens seines Vaters. Und jetzt sehe ich, wonach er gesucht hat: Nach einer Frau, die mehr besitzt als Reichtum und Gesundheit. Einer Frau mit Charakter."
"Bei allem Respekt, Bruder, Judes Suche war ein sehr unterhaltsamer Zeitvertreib. Die Männer haben Wetten darauf abgeschlossen."
Anders als sie es erwartet hatte, lächelte Bruder Gerard nicht, nachdem sie das gesagt hatte. "Bei jedem Menschen, der schön und reich ist, reden die Leute, und es werden Wetten abgeschlossen, Mylady. Jude ist ein Mann wie viele andere, der schöne Dinge liebt, vor allem, wenn sie ihm ohne zusätzliche Mühen angeboten werden. Aber niemand steht treuer zu seinen Angehörigen als Jude, niemand beschützt sie sorgsamer. Ich kenne ihn besser als jeder andere, und ich stehe dafür ein. Ihm verdanke ich mein Leben, und ich bin entzückt, dass er Euch hierher gebracht hat, damit ich Euch kennen lernen kann, ehe Ihr nach Süden geht."
Rhoese wischte sich über die Wange, ehe sie erwiderte: "Ich habe ein Buch mitgebracht, das ich Euch gern zeigen möchte. Es muss ausgebessert werden."
Bruder Alaric warf einen Blick auf Hilda, dann lehnte er sich zurück und seufzte erleichtert auf.
"Verstopfung?" fragte Hilda. "Wer hat Verstopfung?"
"Niemand", sagte Rhoese und löste ihre Zöpfe.
"Aber was brauchst du …"
"Sag es mir einfach, Hilda. Ich habe doch mein Rezeptbuch verloren, oder?"
"Nun, erst mal Distelwurzeln."
"Ich werde jetzt keine Disteln sammeln. Was noch?"
Hilda setzte sich auf die Wäschetruhe und stützte ihr Kinn auf einen Stapel mit gefalteten Tüchern. "Na ja, lass mich überlegen. Bärlauchsaft. Holunderrinde. Bruder Alaric wird das wissen."
"Ich werde ihn auch nicht fragen."
"Warum nicht?"
"Er könnte etwas ahnen."
"Etwas ahnen?"
"Um Himmels willen, Hilda." Rhoese nahm eine offene Haarsträhne und warf sie über die Schulter zurück. "Er wird ahnen, dass ich wieder versuchen will, etwas zu probieren, wenn du es schon wissen musst."
"Zu probieren?"
"Hilda, wenn du weiter alles wiederholst, was ich sage, werde ich dich von jetzt an Echo nennen. Er wird wissen wollen, für wen es ist. Warum. Wie. Alles das."
"Nun, für wen ist es?"
"Für sie. Diese Frau."
"Sie hat Verstopfung?"
Rhoese stieß den Atem aus, ehe sie antwortete. "Nein, das hat sie nicht. Aber was geschieht, wenn du ein starkes Abführmittel jemandem gibst, der es nicht braucht? Hm?" Sie
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