Die unwillige Braut (German Edition)
heraufgebracht hatte. Die junge Magd wirkte blass und spitznasig, und Rhoese fand, sie sah aus, als wäre sie gerade krank gewesen. Aber das passte nicht zu Els. Sie war viel zu blühend für so etwas.
Zu einem anderen Zeitpunkt wäre sie der Sache weiter nachgegangen, aber an diesem Tag loderte ein heißes Feuer in ihr, und Els' Probleme, welcher Natur sie auch sein mochten, hatten zu warten. Und wenn diese Frau – Anneys d'Abbeville – glaubte, sie würde Jude einfach so bekommen, dann sollte sie lieber noch einmal darüber nachdenken. Ob Rhoeses Herz nun schmelzen würde oder nicht, niemand – niemand! – würde ihr den Gemahl einfach so unter der Nase wegnehmen können, ohne dass sie kämpfte.
Dennoch hatte die Warnung Bruder Alarics vom Vortag, ihre Kräfte nur für Gutes, nicht für Böses einzusetzen, sich über Nacht in ihrem Gewissen eingenistet, und der Plan, ein Getränk zu brauen, mit all den damit verbundenen Gefahren, begann als mögliches Mittel, um die Frau in Durham zu halten, an Reiz zu verlieren. Sie machte sich auf die Suche nach ihrem Kaplan, um ihm das zu sagen, fand aber stattdessen Ranulf Flambard und ihren Gemahl, die sich gerade trennen wollten, nachdem sie die Kathedrale verlassen hatten.
Die Frage, ob sie ihre gewöhnlich kühle Begrüßung ändern sollte, stellte sich nicht. Der Umstand, dass sie sich körperlich brauchten, ihre unleugbar stimmige Chemie, der Waffenstillstand bei Tag und bei Nacht und die Leidenschaft, die darauf folgte, waren eine Sache, aber diese Veränderung auch anzuerkennen in einem Herzen, das so sehr auf Rache sann, war etwas anderes. Rhoese hatte noch keinen Weg gefunden, offen zu zeigen, was doch die Wahrheit war. Nachdem sie ihren Weg so lange verfolgt hatte, fiel es ihr nicht leicht, davon abzuweichen. Außerdem hatte sie noch keine Gewissheit darüber, dass ihr erster Eindruck von Jude wirklich falsch war, abgesehen von dem, was sein Cousin über ihn und seine Treue erzählt hatte. So etwas konnte sie nicht ganz von der Hand weisen, selbst wenn sie die Familienbande unberücksichtigt ließ. Und doch würde der viele Jahre alte Anspruch dieser Frau dafür sprechen, dass er wirklich kein Herz besaß, und das würde er ihr erklären müssen.
Als wüsste er, welchen Gruß er zu erwarten hatte, nahm Jude nur ihre Hand, küsste sie und ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht verweilen wollte. "Es geht Euch gut, Mylady?" fragte er und fügte dann hinzu, als wüsste er die Antwort bereits: "Schön, dann werde ich Euch beide allein lassen. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet?" Und er ging davon mit einem rätselhaften Lächeln auf den Lippen, das Rhoese noch nicht zu deuten vermochte.
Sie musste ihm einfach nachsehen: die Art, wie er die Arme schwang, seine langen, energischen Schritte, das schwarze Haar, das sich leicht in der Brise bewegte. Schwaches Sonnenlicht fiel durch die Wolken und schien auf das Leinen, das sich über seinen breiten Schultern spannte. Zu spät ließ sie ihren Blick zurückwandern zu Master Flambard, um vor ihm verbergen zu können, was ihr Herz verriet.
"Die Ehe beginnt Euch zu gefallen, Mylady", sagte er.
Sie wusste nicht genau, was sie darauf erwidern sollte, daher blieb sie stumm, während sie langsam über den gepflasterten Hof gingen, wo zwei Mönche trockene Blätter zusammenfegten und sie auf ein Feuer häuften, das in der Ecke brannte. Als sie außer Hörweite waren, fand sie den Mut zu sagen, was ihr auf der Seele brannte. "Diese Frau. Ihr sagtet, sie sei die Mätresse des Bischofs. Wusstet Ihr, dass sie auch eine von Judes früheren Mätressen war? Ist es das, was Ihr gestern andeuten wolltet?"
Master Flambards Zurückhaltung fußte auf langjähriger Erfahrung. Er fragte sie nicht, woher sie das wusste. "Nun, Mylady", sagte er leise, "was ich vermute und was ich mit Sicherheit weiß, das ist nicht immer dasselbe. Sagen wir, es gibt Hinweise, aber keine Beweise. Ich mag mich irren, und ich empfinde viel zu viel Respekt für Euch und Jude, um wegen etwas so Wichtigem zu lügen, aber ich weiß, dass sie bis spät in die Nacht zusammen in der Halle waren. Darf ich fragen, um welche Zeit er in Eure Kammer kam?"
"Ich weiß nicht. Ich habe schon geschlafen."
"Ah."
Rhoese blieb stehen und sah ihm direkt in die Augen. "Warum? Wollt Ihr andeuten …? Was wollt Ihr andeuten?"
Er streckte eine Hand aus und führte sie zu einer Bank auf der gegenüberliegenden Seite der Mauer, die den Hof umgab. Er hielt den Efeu hoch, als sie
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