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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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hätte es dir nicht sagen dürfen. Wir sind Verbündete.«
    »Was hätte das denn an der Wahrheit geändert?« Alexander Grant fauchte verbittert. »Ich werde leben, Eliza, und du wirst nichts dagegen tun können.«
    Emily hörte eine Stimme in ihrem Kopf.
Du hast die Gabe, Emmy, also nutze sie!
Es war Elizas Stimme, die da flüsterte.
    Erschrocken sah Emily ihre Freundin an.
    Sie musste an die Dinge denken, die sie während der vergangenen Tage erfahren hatte. Eliza war in Rotherhithe gewesen, hatte den Reverend gekannt und mit Madame Snowhitepink paktiert. Welches Spiel also spielte sie? War sie wirklich mit Carathis im Bunde, wie sie soeben behauptet hatte?
    Emmy!
    Die Klinge, die Alexander Grant ihr an die Kehle hielt, schnitt in die Haut. Es tat weh. Emily spürte, dass die Hand des Archäologen zitterte.
    Ja, sie würde es tun.
    Wie sie es so oft getan hatte.
    So fand Emily Laing auch jetzt einen Weg ins Bewusstsein der Kreatur und schlug mit aller Kraft zu, sodass der Archäologe taumelnd zur Seite kippte.
    »Du hast Seth getötet«, schrie Eliza den am Boden liegenden Mann an, der aus der Nase blutete. »Aber du wirst nicht durch meine Hand sterben.«
    Alexander Grant erhob sich und fauchte boshaft: »Du kannst mir nicht drohen!«
    Eliza schrie ihn unter Tränen an: »Bastet hat dich erwartet.«
    Zum ersten Mal bemerkte Emily Unsicherheit in des Archäologen Gesicht.
    Adam ergriff ihre Hand und zog sie fort von der Leinwand.
    »Emily.«
    Sie hörte wieder die Melodie.
    War glücklich.
    So seltsam.
    Gerade jetzt.
    Dann sah sie, was Adam ihr hatte zeigen wollen.
    Ein Gesicht, das sich aus der Schwärze der Leinwand herausdrückte. Die hasserfüllten Züge der Katzengöttin, die auf den Wiedergänger herabblickte.
    »Du hast Seth getötet, und seine Geschwister hassen dich dafür!« Eliza sah zur Leinwand hinauf. »Ich habe Euch gesagt, dass er herkommen wird, um Emily Laing zu finden. Er gehört Euch, Lady Bastet.«
    Das Geschöpf in der Leinwand fauchte.
    Alexander Grant, der die Falle erst erkannte, als sie zuschnappte, wirkte überrascht. Er trat einen Schritt zurück und war wie gelähmt, als die riesige Schlange sich aus dem Dunkel der Leinwand herauswand. Die Apep, die einst dem Lordkanzler von Kensington gedient hatte, verschlang Alexander Grant mit Haut und Haaren, noch bevor dieser verstanden hatte, dass er soeben gerichtet worden war.
    Weder Emily noch Adam noch Eliza rührten sich.
    Die Apep blinzelte kurz.
    Schlängelte sich in die Leinwand zurück.
    »Es gibt verschiedene Pforten zum Totenreich«, sagte Eliza Holland. »Anubis wacht über den Eingang unterhalb der Royal Albert Hall. Und Bastet ist die Hüterin von Montmartre.«
    Das Gesicht der Katzengöttin verschwand in der Leinwand, als versänke es in tiefdunklen Wassern.
    Emily Laing bemerkte, dass Eliza die Tränen nur so über das bleiche Gesicht liefen. »Es ist vorbei«, schluchzte die junge Frau und rang um Fassung.
    Im
cinéma blanc
indes kehrte Ruhe ein. Die Gargylen hatten die infizierten Sphinxe und die Vinshati entweder in Stein verwandelt oder zermalmt. Den Kolibris ihrerseits war es sterbend gelungen, die Gargylen bewegungsunfähig zu machen.
    Einzig Ipy war noch am Leben, wenngleich es ihr nicht sonderlich gut ging. Die Vinshati-Sphinx hatte ihr einige tiefe Schnittwunden beigebracht.
    »Armes Ding.« Eliza, die sich die Tränen fortwischte, bückte sich und hob die Sphinx auf, streichelte ihr über Kopf und Flügel. »Du wirst leben, tapfere Sphinx. Versprochen.« Ipy, die gar nicht mehr mitbekam, wie ihr überhaupt geschah, schloss nur die Augen, und der grazile Katzenkörper erschlaffte, als sei er gerade gestorben.
    Dr. Lazarus trat aus dem Schatten des Eingangs und begrüßte Eliza Holland. »Wie schön, dass Ihr endlich hier seid, hübsche Lady Holland.«
    »Dank gebührt Euch und den Gargylen«, gab Eliza das Kompliment zurück.
    »Und auch Miss Laing ist noch wohlauf.« Dr. Lazarus kam lässig den Mittelgang entlanggeschlendert, wobei er abfällig die Überreste des kurzen Kampfes begutachtete, über die sich der flackernde Abspann des Films wie ein Leichentuch legte.
    »Finis.«
    Und noch bevor Emily all die unverhofften Begegnungen verkraftet hatte und hätte fragen können, was hier eigentlich vor sich ging, drängte Eliza Holland zum schnellen Aufbruch.
    »Denn Dr. Moreau erwartet uns bereits«, sagte sie, während es dunkel wurde im
cinéma blanc
. »Und die Zeit ist mitnichten unser Verbündeter.«

Kapitel 14
Die

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