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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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kam dicht neben Emily zum Stehen, fauchte laut und bleckte die stinkenden fauligen Zähne.
    Einige von ihnen waren also aus London hierher gekommen, und so wie es aussah, hatten sie die restlichen Mitglieder des Rudels hier in Paris mit dem infiziert, was durch ihre Adern rann.
    Schnell trat Emily einen Schritt zur Seite.
    Ein grelles Licht flammte auf, und Dinsdale blendete den Vinshati, sodass seine Haut sich augenblicklich mit einem schwärenden Aussatz bedeckte und zu eitern begann.
    »Das Licht!«, schrie Adam.
    Und Emily sah, was er meinte.
    Es war einfach zu dunkel im Kino, als dass es den Vinshati hätte gefährlich werden können. Diejenigen, die Dinsdale mit seiner Leuchtkraft berührt hatte, krümmten sich am Boden und hielten die Klauen vor die schmerzverzerrten Gesichter, was aber nicht lange anhielt, da die Blutgier in ihnen stärker war als der Schmerz.
    Doch konnte Dinsdale die Kraft, so hell zu strahlen, nicht dauerhaft aufbringen.
    »Adam, hinter dir!«
    Ein Vinshati, der einmal ein normaler Teenager gewesen sein mochte, sprang den Jungen an und warf ihn zu Boden.
    Adam schrie erschrocken auf.
    Die Kreatur hockte auf seinem Bauch und fletschte die Zähne.
    Emily konzentrierte sich.
    Der Vinshati kreischte und schlug sich die Fäuste vor die Augen. Dann kippte er zuckend zur Seite und rollte heulend über den Boden.
    Adam kroch schnell auf allen vieren fort von der Stelle, wo der Vinshati auf dem Boden lag. Erschrocken bemerkte er, wie der Kreatur dunkles Blut aus Augen, Nase und Ohren lief.
    »Bist du das gewesen?«, fragte Adam mit bebender Stimme.
    »Ich bin eine Trickster.«
    Deswegen, dachte Emily, bin ich von Wert für Miss Monflathers. Wegen der Fähigkeit, so etwas anzurichten. Weil ich anderen Lebewesen etwas antun kann, das für den Senat oder für wen auch immer von Bedeutung sein mag.
    »Wir müssen hier raus.« Adam war aufgestanden und schob sich an Emily vorbei.
    Das Mädchen folgte ihm rasch. »Vielleicht gibt es neben der Leinwand einen Durchgang?« Denn dies war womöglich der einzige Weg, der noch aus dem Kino hinausführte.
    Adam hielt sie noch immer an der Hand.
    Ganz fest.
    Als wolle er sie nie mehr loslassen.
    Um sie herum wurde ohne Unterlass der Film gezeigt.
    La belle et la bête.
    Die Bilder flossen über die Sitzreihen und den Boden und bedeckten die Leiber der kämpfenden Vinshati und der Sphinxe gleichermaßen. Jean Marais traurige Augen blickten vom Hinterkopf eines Vinshati in das Gesicht seiner Liebsten, das leicht verzerrt über den gekrümmten Rücken einer kämpfenden Sphinx huschte.
    Die Filmvorführung war noch lange nicht zu Ende.
    Dichte Wälder rauschten in den Gesichtern der Sphinxe, und die Kolibris waren Wolken, die am Firmament, das auf die Wände gemalt war, entlangzogen.
    »Wer ist der Kerl dort drüben?«
    Adam deutete auf den Anführer des Rudels.
    »Alexander Grant ist das.«
    »Ich habe ihn schon einmal gesehen.«
    »Wo?«
    »Am Brick Lane Market.«
    Jetzt fiel es Emily wieder ein. »Er hat vor einigen Wochen den Shah-Saz aufgesucht.«
    »Er ist anders als die Kreaturen.«
    Ja, Adam hatte Recht.
    Alexander Grant war kein Vinshati.
    Die grelle Helligkeit des Irrlichts hatte ihn gestreift und keinerlei Wirkung gezeigt. Wo die anderen Vinshati den Lichtstrahl des Projektors mieden, trat er mitten durch das Licht hindurch und tötete Sphinxe und Kolibris so schnell, dass man seinen Bewegungen kaum zu folgen vermochte.
    »Wo ist Lady Mina?«
    »Da vorne«, antwortete Adam und deutete zum Rand der riesigen Leinwand.
    Sie hasteten weiter an der Leinwand entlang, und Adam ließ es sich nicht nehmen, den schwarzen Stoff an verschiedenen Stellen zu testen. Doch erwies sich die Hoffnung, in die Schwärze eintauchen zu können, als vergeblich.
    »Es ist nur eine Leinwand«, bestätigte Adam resigniert den anfänglichen Verdacht, »nicht mehr.«
    »Es ist ihr Zuhause«, murmelte Emily nur.
    Denn das war es, was sie dachte.
    Bastet lebte nicht in diesem
cinéma blanc
. Sie lebte in der Dunkelheit der Leinwand. In dem tosenden Schwarz, das sie sich selbst zu einer Welt geformt haben mochte, in der es sich zu leben lohnte. Wer konnte das schon mit Bestimmtheit sagen? Vielleicht erschuf ihre Fantasie dort drinnen ganze Welten, die allesamt besser waren als das, was sich ihr hier draußen bot?
    Wie auch immer …
    Tatsache war jedenfalls, dass außer Bastet niemand die Leinwand betreten konnte.
    Auch die Sphinxe und die Kolibris nicht.
    »Sie hat die Sphinxe in die

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