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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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freigelassen. Dort unten muss Pickwick noch suchen. Ja, bisher hat sich niemand bis in den Limbus vorgewagt. In die Wüstenei jenseits des Limbus, ja. Aber mitten hinein?« Er jaulte und pfiff. »Schlimme Sache.«
    »Was sucht Pickwick?«
    Emily hatte sich das schon lange gefragt.
    »Er hat jemanden verloren«, gab ich zur Antwort. »Das ist alles, was er mir gesagt hat.«
    »Seine Schwester«, bemerkte Eliza. »Er hat seine Schwester verloren. Pilatus und Alicia Pickwick lebten einst in Cornwall bei einem Mann namens Dodgson. Bis Alicia verschwand. Pilatus behauptet, dass sich eine Höllenpforte geöffnet habe und dass seiner Schwester eine weiß geschminkte Frau erschienen sei, die Alicia mit Versprechungen in die Hölle gelockt habe.«
    »Charles Dodgson?«
    »Du kennst ihn?«, fragte Adam.
    »Meine Schwester lebt bei ihm.«
    »Sorgen Sie sich nicht«, beruhigte ich Emily. »Dodgson weiß um die Gefahren dieser Welt. Mara ist bei ihm in sicheren Händen.«
    »Na, toll.«
    »Als ich Pilatus Pickwick damals in Budapest kennen lernte, da suchte er bereits seit Jahren nach einem Zugang zur Hölle. Ja, er suchte Orte auf, die von ungewöhnlichen Kreaturen heimgesucht wurden. Dort, so dachte er, würde er die Hölle finden.«
    »Deshalb«, sagte Emily, »ist er also nach Aghiresu gereist.«
    »Ja. Er dachte, dort befände sich ein Hölleneingang. Gefunden hat er jedoch nur seine eigene Hölle.« Elizas Blick war nach vorn gerichtet. »Er wird so lange hier unten bleiben, bis er Alicia gefunden hat. Bis er weiß, was ihr zugestoßen ist.«
    Emily musste an Mara denken, und wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihre kleine Schwester doch vermisste.
    »Festhalten!«, warnte uns el-Khamsin.
    Denn vor uns flammte bereits die wilde Wüstenei jenseits des Limbus auf.
    Während unten in der Ebene die Horden der Vinshati auf die Kreaturen der Hölle trafen und der Festungswall in seinen Grundfesten vom Ansturm der Massen erschüttert wurde, standen die zurückgebliebenen Gefährten hoch oben auf den Zinnen und betrachteten das blutige Schauspiel, das sich ihnen bot.
    Aurora Fitzrovia war schweigsam und nachdenklich.
    Verstohlen warf sie Blicke auf Maurice Micklewhite, ihren Mentor.
    Ihren …
    Nein, sie wollte es nicht aussprechen.
    Nicht einmal in Gedanken.
    Vor sich selbst.
    Maurice Micklewhite mit seiner vornehmen hellen Kleidung und dem lockigen blonden Haar, das ihm wie wild vom Kopf abstand. Der gelehrte Bibliothekar, der sich ihrer angenommen hatte.
    Konnte das sein?
    Aurora seufzte.
    »Alexander Grant hat Ihnen in Paris aufgelauert«, sagte al-Vathek, dessen Raubtieraugen im Schlachtengetümmel nach Carathis Ausschau hielten. »Nachdem Carathis von unserem Plan erfahren hatte, war Grant in die Cité lumière entsandt worden, um ihr Aurora zu bringen.« Er erzählte dem Elfen, was es mit den Wiedergängern auf sich hatte. Wozu ihnen der Nachwuchs diente. »Carathis wollte neue Kraft gewinnen für die letzte Konfrontation. Und dazu musste sie das Blut ihrer leiblichen Tochter in sich aufnehmen.«
    Maurice Micklewhite starrte erst al-Vathek und dann Aurora an.
    »Du bist …?«
    Aurora senkte den Blick.
    »Carathis ist meine Mutter«, flüsterte sie.
    »Grant trug seinem Rudel auf, den Orient-Express anzugreifen.«
    »Aber hat Maspero nicht mit Carathis paktiert?« Maurice Micklewhite dachte an den ehemaligen Leiter des
Service
d’Antiquités
, den er in Kairo kennen gelernt hatte, damals, als er noch so viel jünger gewesen war. »Wenn Maspero und Gurgar uns in die Falle gelockt haben, warum hat Alexander Grant dann den Zug angegriffen?«
    »Hat er nicht«, antwortete al-Vathek. »Grant ist in Paris geblieben und hat nach Aurora gesucht. Der Großteil seines Rudels ist in den Zug eingedrungen und hat neue Vinshati erzeugt.«
    Maurice Micklewhite blickte nachdenklich in die Ferne.
    »Aurora«, murmelte er schließlich.
    Sah seine Schutzbefohlene an.
    Das Mädchen hob den Blick.
    »Ich bin ein Wechselbalg«, sagte Aurora. »Das Blut eines Wiedergängers fließt durch meine Adern. Ich habe Emily infiziert und …«
    Der Elf nickte.
    Al-Vathek und Pickwick schwiegen.
    Maurice Micklewhite stand da.
    Unsicher, mit einem Mal.
    Der weiße Mantel wehte ihm um den Körper.
    »Du …«
    Aurora sah ihm in die Augen, schluckte und antwortete mit zitternder Stimme: »Ja.«
    Maurice Micklewhite fasste sich an den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht. »Ich … habe es gewusst, ja. Irgendwie habe ich es immer gewusst.« Er sah

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