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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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geworden war.
    Wie seltsam, doch immer wieder Tibor.
    Tom.
    Salisbury.
    Arthur.
    So viel.
    Das einst war.
    Und nimmer sein würde.
    Trotzdem.
    Sang auch Eliza.
    Und der Sand, der die Maske war, legte sich zart auf ihr Gesicht.
    Eliza Holland, die den Wüstenwind ausatmete, sang weiter.
    Emily hörte es.
    Wir alle hörten es.
    Doch nur Emily verstand, was Eliza da sang.
    Verstand, warum es Eliza gewesen war, die sich angeboten hatte, die Maske zu tragen. Sah eine junge verzweifelte Frau, die mit einem Ägypter ein Kind gezeugt hatte, weil es das war, was Wiedergänger tun müssen. Fortgegeben hatte sie das Kind, das adoptiert worden war. Von einem britischen Botschaftsangehörigen in Karthum und einer einheimischen Dolmetscherin. Eliza hatte es gewusst. Jahre waren vergangen. Das Kind war nach England gekommen und hatte dort sein Leben gelebt.
    Im Britischen Museum, wo Eliza den Jungen ausfindig gemacht hatte.
    Sich seiner angenommen hatte.
    Es schwindelte Emily.
    Und die Stimme Elizas veränderte sich für immer.
    »Ich lebe«, flüsterte sie.
    Und Emily erschauderte.
    Denn es war Madame Snowhitepink, deren Stimme dort erklang.
    Liliths Stimme.
    Dort, wo Elizas Gesicht gewesen war, war nunmehr eine Maske aus Sand.
    Lilith sank in die Knie.
    Griff mit Elizas Händen in den Wüstensand.
    »Alexander«, flüsterte sie, und die Stimme erstickte in einem verzweifelten Schluchzen. »Wie konnte dies alles geschehen?« Sie weinte schlammige Tränen aus Sand, die getrocknet waren, bevor sie den Boden berührten. »Tibor.« Ihr Haupt war gesenkt. »Lucifer, mein geliebter Engel.« Ihre Finger krallten sich in den Sand. »Carathis.« Statt Liebe hatte sie den Menschen, die ihren Weg gekreuzt hatten, nur Verderben gebracht.
    Der Wüstenwind hatte den Körper verlassen und wehte wieder frei und ungebunden durch die Wüstenei. »Lady Lilith«, pfiff er, »Ihr seid wieder unter uns.«
    Und Eliza, die jetzt Lilith war, erhob sich seufzend.
    »Wo ist er?«
    Ich trat auf sie zu.
    »Lucifer ist tot«, sagte ich.
    Sie sah mich an.
    Mit Augen aus Sand.
    »Nichts«, entgegnete sie mir, »stirbt jemals für immer!«
    Sie lächelte.
    »Wo ist Eliza?«, fragte Emily bangen Herzens.
    Und Lilith antwortete: »Alles, was ich gewesen bin, ist wieder da. Alles, was Eliza jemals gewesen ist, bin jetzt ich.«
    Und mit einem Mal verstanden wir.
    »Ich bin Eliza und Lilith. Wir sind jetzt eins. Da sind Erinnerungen, die es vorher nicht gegeben hat und die jetzt meine sind.« Sie fasste sich an den Kopf. »Elizas Leid wurde aus Lilith geboren. Und jetzt fühle ich es, weil es mein eigenes Leid geworden ist. Ja, mein Verderben war es. Meine Schuld.«
    Und Emily begriff, dass in der Hölle zu sein, genau das bedeutete.
    Carathis beugte sich über Aurora, die sich im Griff der Göttin wand. Maurice Micklewhite, der seiner Tochter zu Hilfe geeilt war, lag am Boden. Ein Krummschwert steckte in seiner Brust, und der Sand färbte sich dunkel vom Blut des Elfen.
    »Nein!«, schrie Aurora und trommelte mit den Fäusten gegen den Körper der Frau, die sie hungrig und neugierig zugleich mit ihren braunen Augen ansah. Augen, die denen Auroras mehr als nur ähnlich sahen.
    »Satt werde ich mich an dir trinken, mein Kind«, zischte Carathis.
    Als die Vinshati und die Nekir die Brüstung erklommen hatten, da war es Maurice Micklewhite gewesen, der Carathis auf dem Rücken eines infizierten Nekir erblickt hatte. Sofort war er zwischen Aurora und die Kreatur, der er einst in Kairo begegnet war, getreten.
    Behände war Carathis abgestiegen.
    Auf den Elfen zugegangen.
    »Maurice Micklewhite«, hatte sie festgestellt.
    Gelächelt.
    Ganz schaurig.
    »Du wirst ihr nichts antun!«
    Fast mitleidig hatte sie das Haupt geschüttelt.
    »Wie geht es unserem Mädchen?«
    Maurice Micklewhite hatte schwer geatmet. Carathis war nun nicht länger Kali gewesen, deren Haupt die zischenden Schlangen zierten. Nein, sie war die Schönheit aus Tausendundeiner Nacht, die einst mühelos des Elfen Herz gebrochen hatte.
    »Schlagen Sie zu!«, hatte al-Vathek gerufen, der an der Seite Pickwicks am Rande der Brüstung gegen die anstürmenden Horden gekämpft hatte.
    »Sie ist unsere Tochter, Salome.«
    Dies, hatte Aurora gedacht, ist also der Name, den mein Vater einst in ihr Ohr geflüstert hat.
    »Sie ist
meine
Tochter«, hatte die Frau gefaucht. »Und ich nehme mir, was mein ist. Denn dies ist es, was zu tun ich gezwungen bin.«
    Dann war alles sehr schnell geschehen.
    So schnell, dass nur

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