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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Lampe?«
    »Der Zugführer hat angehalten, indem er die Notbremsen aktiviert hat.«
    »Und?«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, dann kann man den Zug nur wieder in Gang setzen, wenn man jede Bremse einzeln löst.«
    Das Mädchen starrte mich ungläubig an. »Sie meinen, wir müssen zurückgehen?«
    »Und alle Bremsen von Hand lösen.«
    »In jedem der Wagen?«
    Ich nickte.
    »Sie scherzen doch.«
    »Nichts liegt mir ferner.«
    Wir müssten die Bremsen sogar von außen lösen.
    »Und nun?«
    Vor uns erstreckte sich der U-Bahn-Tunnel in die finstere Unendlichkeit.
    »So viel«, murmelte ich, »zu unserem gut durchdachten Fluchtplan.«
    Von weiter hinten im Zug drangen Geräusche zu uns, die alles andere als ermutigend waren. Glas, das zerbarst. Metall, das aufschrie, als Klauen die Türen zu öffnen versuchten. Lautes Knurren und Fauchen, als es den ersten Kreaturen gelang, in die Wagen hinter uns einzudringen.
    »Wir müssen hier raus«, stellte Emily fest.
    Leider hatte sie Recht.
    Die Kreaturen würden uns in wenigen Augenblicken erreichen, und es waren ihrer zu viele, um es mit ihnen aufnehmen zu können.
    »Dort hindurch!«
    Unter dem Fahrersitz befand sich eine Luke. Ein Notausstieg, für alle Fälle. Emily schlüpfte zuerst hindurch, und ich folgte ihr, noch bevor die Kreaturen die Fahrerkabine erreichen konnten. Da die Schienen in diesem Teil der uralten Metropole unter Wasser standen, mussten wir beide für wenige Sekunden die Luft anhalten, bevor wir völlig durchnässt vor dem Zug auftauchten.
    »Wittgenstein!«, hörte ich Emily schreien, doch kam ihre Warnung zu spät.
    Der Schlag traf mich völlig unvorbereitet.
    Für Sekundenbruchteile wurde mir schwarz vor Augen, und da waren nur die Geräusche.
    Wasser.
    Knurren.
    Schreie.
    Ich schnappte nach Luft und erkannte einen weiteren Schemen, der sich Emily näherte. Noch während die Kreatur, die im Gegenlicht der Neonröhren nichts als ein Schatten war, zum Sprung ansetzte, wurde sie von etwas zurückgeworfen. Das Wesen, das mich selbst angegriffen hatte, war verschwunden.
    »Da hinten ist jemand«, hörte ich Emily mir zurufen, konnte jedoch niemanden erkennen.
    »Seien Sie vorsichtig!«
    Dann sah ich sie.
    Verschwommen.
    Zwei Gestalten.
    Vermummt.
    In Kutten.
    »Das sind Black Friars.«
    »Einer von ihnen hat das Ding, das Sie angesprungen hat, mit einem Pfeil getötet.«
    »Aus einer Armbrust?«
    Emily zuckte die Achseln.
    Sie wusste genau, woran ich gedacht hatte. An
wen
ich gedacht hatte.
    Zu erkennen, wo genau sich die Black Friars aufhielten, war uns von unserem Aufenthaltsort aus allerdings nicht möglich. Aber es war auch nicht wichtig, solange sie uns nur die Zeit verschafften, die wir zur Flucht benötigten. Denn die Vinshati hatten die Neuankömmlinge ebenfalls bemerkt und schenkten ihnen, dem wütenden Geheul nach zu urteilen, ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
    So traten Emily und ich die Flucht nach vorn an.
    Hinein in den Tunnel.
    Wir wateten durch die Fluten, bis wir einen verlassenen Versorgungstunnel fanden, den seit dem Krieg in den 40er-Jahren dieses Jahrhunderts niemand mehr genutzt zu haben schien.
    Dorthinein schlüpften wir durch einen Riss im Mauerwerk, während hinter uns ein lautes Krachen den Untergrund erfüllte.
    »Was war das?«
    »Klang wie eine Detonation.«
    Ganz außer Atem ließen wir uns auf den Boden eines Raumes sinken, der einmal ein Lazarett gewesen sein musste und dessen Gerätschaften mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren.
    »Sind wir in Sicherheit?« Keuchend saß Emily neben mir.
    »Wer weiß.«
    Durchnässt und erschöpft schloss ich für einen Moment die Augen.
    »Jetzt müssen wir wohl zu Fuß weiterlaufen.«
    Dieses Kind!
    »Dann sollten wir es sofort tun«, schlug ich vor. »Bevor unsere Verfolger die Fährte aufnehmen.«
    Beide erhoben wir uns und nahmen den anstrengenden Fußweg in Angriff.
    Schimmelige Wände säumten unseren Weg, das konnten wir riechen. In der Dunkelheit mussten wir uns ganz langsam vorwärts tasten, da wir die Leuchtstäbe unterwegs verloren hatten. Zwei Stunden mochten wir so durch die Finsternis gewandert sein, als wir endlich auf eine Gruppe Kloakenjäger trafen, die in den Säcken, die sie geschultert hatten, reichlich Beute nach Hause trugen. Sie schenkten uns eine Blendlaterne, deren Licht uns eine schnellere Fortbewegung ermöglichte. Im Gegenzug warnten wir sie davor, sich der Gegend um Bethnal Green und insbesondere Waterstone Junction zu nähern.
    Emily ließ sich

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