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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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für Altertum in Kairo geführt und ihm die im Grab gefundenen Schriftzeichen beschrieben.
    »Maspero bestätigte meine Vermutung«, sagte Carter, »dass es sich bei dem Grab um das des Priesters Smenkh-ka-Re handeln muss. Der Begriff Vathek hingegen war ihm vollkommen unbekannt.«
    Ich wollte gerade von Toms und meinen Vermutungen bezüglich des Namens berichten, als ein aufgeregter Ahmed Gurgar ins Zelt stürmte, um uns mit der Mitteilung zu überraschen, dass seine Arbeiter und er selbst vor wenigen Minuten auf einen bisher unentdeckten Gang gestoßen seien.
    Nachdem wir die erste Untersuchung des Sarkophages abgeschlossen hatten, war nurmehr die Aufgabe des Abtransports des steinernen Behältnisses geblieben. Zu diesem Zweck hatten Ahmed und drei seiner Arbeiter Seile am Sarkophag befestigt. Unter Zuhilfenahme eines Flaschenzuges sollte der Sarg am nächsten Morgen aus der Grabkammer ans Tageslicht befördert werden. Vorerst hatten sie ihn innerhalb der Kammer nur bis zur Treppe verschieben sollen.
    »Dabei«, so Ahmed, »entdeckten wir die Steinplatte.«
    Die quadratische Platte maß etwa sechs Fuß im Durchmesser. In ihrer Mitte erkannte man, wenngleich verwittert und unvollständig, das Zeichen Vatheks. Der Steinboden an dieser Stelle war weitaus dunkler und ließ die Konturen des Sarkophages erkennen, der seit fast dreitausend Jahren jenen Platz bedeckt hatte.
    »Eine weitere Kammer?«, fragte Tom verwundert.
    Carter rieb sich verwundert die Augen. »Was auch immer da unten liegt«, sagte er leise, »war es den Erbauern des Grabes wert, versteckt zu bleiben.« Er kratzte sich gedankenverloren am Kopf. »Es ist höchst ungewöhnlich, eine weitere Kammer unterhalb der Hauptkammer anzulegen. Ich habe Derartiges noch nie zuvor gesehen.«
    Ich verspürte eine aufgeregte Neugierde. »Etwas von Bedeutung demnach?«
    »Wir werden es erfahren«, murmelte Carter, gefolgt von einem energischen: »Lasst uns erst einmal diese Platte entfernen.«
    Und so geschah es. Sand, der seit Jahrhunderten die Lücken zwischen den Steinen ausfüllte, beantwortete jede unserer Bemühungen mit einem lang gezogenen Knirschen. Mit vereinten Kräften und unter Zuhilfenahme des Flaschenzuges gelang es uns jedoch, die massive Steinplatte zur Seite zu bewegen. Aus dem dunklen Loch, in welches wir kurz darauf blickten, schlug uns kalte, nach modriger Feuchtigkeit und Erde riechende Luft in die Gesichter.
    »Stufen«, sagte Ahmed.
    Wir alle erkannten eine schmale Treppe, die tiefer nach unten führte. Der Stein, aus welchem die Stufen gefertigt waren, erschien im flackernden Licht der Fackel, die Carter in die Öffnung hielt, schwarz glänzend. Einige fette Spinnen flohen vor dem ungewohnten Licht, wuselten flink nach unten, wo noch immer Dunkelheit herrschte. Alle Anwesenden standen einige Augenblicke lang schweigend da, starrten gebannt in das Loch, welches sich nun im Boden aufgetan hatte, und fragten sich, was sie dort erwarten würde.
    »Nun gut«, brach Carter schließlich das kollektive Schweigen. »Gehen wir nach unten!«
    Ahmed Gurgar, mein Bruder und ich selbst folgten Carter, der die Gruppe anführte, während die anderen Arbeiter tuschelnd und abwartend in der oberen Kammer verblieben. Ausgerüstet mit Fackeln, drangen wir tief in die Erde vor. Im Gegensatz zu dem Stein, der für die Konstruktion der uns bekannten Grabräume benutzt worden war (hauptsächlich Kalkstein und Granit), empfing uns auf unserem Weg nach unten überall jener schwarze glatte Stein, auf dessen Oberfläche das Licht flackernde Spiegelbilder zauberte. Nur vereinzelt entdeckten wir Schriftzeichen an den Wänden. Das am häufigsten verwendete Symbol war das der schwarzen Sonne, welches auch ein zentraler Bestandteil des Vathek-Zeichens war.
    Mit langsamen, bedächtigten Schritten erreichten wir schließlich das Ende der Treppe und die Antwort auf unsere Fragen. Vor uns lag eine weitere Grabkammer, kleiner als die erste und weitaus weniger schmuckvoll gestaltet. Es gab keine Hieroglyphen an den feucht glänzenden Wänden, die uns in einem tiefen Schwarz umgaben. Ebenso fehlten jegliche Hinweise auf Grabbeigaben für den Toten, dessen Sarkophag in der Mitte des Raumes stand. Der Sarkophag hatte die Form eines Quaders, etwa fünf Fuß lang und drei Fuß breit. Die einzige Verzierung auf dem schwarzen, glänzenden Stein war das Symbol, welches uns fortwährend begegnet war bei unserem Abstieg.
    »Vathek«, murmelte Ahmed, und es lag ein leichtes Zittern in seiner

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