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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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in Tut-ankh-Amen geändert und die Herrschaft über das riesige Reich übernommen. Nefer-titi war verschwunden, als Achet-Aton im Wüstensand versank, und es rankten sich tausenderlei Geschichten um sie. Die Wahrheit aber war, dass Nefer-titi zur Macht hinter ihrem Sohn geworden war. Im Verborgenen zog sie die Fäden, ausgegeben als einer seiner Brüder, Smenkh-ka-Re, Hohepriester des Isis-Tempels.
    Ich lenke die Geschicke des Reiches im Namen der Götter
, bekannte Nefer-titi dem jungen Prinzen.
Und jetzt frage ich Euch, wem Euer Herz gehört.
    Vathek, verzaubert von ihrer Schönheit, antwortete:
Mein Herz gehört Euch, liebste Königin.
Er küsste sie leidenschaftlich und flüsterte:
Zauberhafte Nefer-titi, nie soll mein Herz einer anderen gehören.
    So geschah es, dass Vathek und Nefer-titi in Liebe zueinander entflammten. Sie behüteten ihr Geheimnis wohl, und einzig Pharao Tut-ankh-Amen wusste davon.
    Hier machte al-Bekr eine Pause, rieb sich die Augen und begann sich eine Pfeife zu stopfen. »Ich erkenne Müdigkeit in Ihren Augen, Miss Holland«, stellte er fest.
    »Was geschah mit den beiden?«, sprudelte es aus mir heraus.
    »Mit Vathek und Nefer-titi?« Er wirkte ernst. Seufzte. »Die Nacht ist noch lang, und, glauben Sie mir, diese Geschichte sollte während einer tiefschwarzen Nacht erzählt werden.«
    Ich wechselte einen Blick mit meinem Bruder.
    Schließlich zündete sich al-Bekr die Pfeife an, nahm einige tiefe Züge und schloss die Augen. »Die Liebe der beiden wuchs«, fuhr er fort, öffnete die Augen, und es schien, als ruhe sein Blick auf Geschehnissen, längst vergessen. »Dann jedoch erreichte den jungen Prinzen eine Nachricht aus Bagdad. Schlimme Neuigkeiten.«
    Die Schwester Vatheks war an schwerem Fieber erkrankt, und ihr Bruder brach unverzüglich in die Heimat auf. Nefer-titi und Tut-ankh-Amen versprachen, die Kranke in ihre Gebete einzuschließen und das Heil der Götter zu erflehen. Die Wege des Schicksals jedoch sind unergründlich und hart und oftmals eine Prüfung für die Sterblichen. Denn als Vathek in Bagdad eintraf, da konnte er nurmehr um seine Schwester trauern. Das Fieber hatte sie dahingerafft, und Wehklagen erfüllte das große Haus des Kaufmanns. Voll des Kummers verließ Vathek die Stadt seiner Väter ein zweites Mal, um Trost in den Armen Nefer-titis zu finden. Einzig seine Freunde Ahmad ibn-Razi und Yakut ibn-Kael begleiteten ihn auf dieser Reise.
    Doch kaum hatten sie die Wüste Nefud erreicht, da gerieten die Reiter in einen Sandsturm, der aus dem Nichts zu kommen schien. Als hätten sich die Mächte des Schicksals gegen sie verschworen, trieben sie in stiller Verzweiflung die Pferde an. Der Sandsturm dauerte Stunden um Stunden an, und als sich der Himmel lichtete, da brach bereits die Dämmerung herein. In der Ferne erkannten die Reisenden ein Gebirge, dessen zackige Gipfel sich dem Nachthimmel entgegenstreckten.
    Wo sind wir?,
fragte Vathek seine Gefährten, doch keiner wusste eine Antwort.
    Seht nur!
Ahmad und Yakut sahen es fast gleichzeitig.
Eine Stadt.
    In der Ferne, am Fuße des dunklen Gebirges, erkannten sie vereinzelte Lichter und die Konturen einer Stadtmauer.
Lasst uns dort die Nacht verbringen
, lautete der Ratschlag Vatheks.
Außerdem können wir erfragen, wo genau wir uns befinden.
Die Gefährten waren der gleichen Meinung.
    So geschah es, dass die drei Reisenden auf die Stadt zuritten.
Die Stadt sieht seltsam aus
, bemerkte Vathek, als sie sich den Mauern näherten.
Verlassen
. Die Mauern der Stadt bestanden aus einem schwarzen glänzenden Stein. Es waren keine Wachen auf den Mauern und Türmen zu sehen, und die riesigen eisenbeschlagenen Tore waren weit offen. Dahinter konnten die drei Gefährten nur Dunkelheit und einige schattenhafte Bewegungen erkennen.
    Was sagtet Ihr?,
fragte Vathek, der eine dahingeflüsterte Bemerkung Ahmads vernommen hatte. Der Angesprochene warf dem jungen Vathek einen düsteren Blick zu und murmelte:
Ghulchissar
. Vathek und Yakut sahen einander ernst an.
Ammenmärchen
, gab Vathek zur Antwort und ritt als Erster durch das Tor in die Stadt hinein, gefolgt von den Gefährten.
    Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sahen sie jedoch die seltsamen Bewohner der Stadt. Langsam, schlurfend und mit bleichen, kranken Gesichtern, in deren Augen kein Lebensfunke zu erkennen war, bewegten sich die zerlumpten Gestalten durch die engen Gassen. Einige ließen ein schlangenhaftes Zischen vernehmen, wenn sich ihnen einer der

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