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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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uns alle benutzt.«
    Eliza zuckte die Achseln. »Das tun sie immer. Wittgenstein und Emily sollten Mylady Manderley davon überzeugen, dass Lord Mushroom der Drahtzieher ist. Niemand wäre glaubwürdiger gewesen als Sie, Wittgenstein. Denn Mylady wusste, dass Sie unbestechlich sind. Dass Sie ihr mitteilen werden, was immer Sie herausgefunden haben.«
    »Aber man hat uns doch zu töten versucht«, gab Emily zu bedenken. »Nach dem Besuch in Portobello Market.«
    »Das stimmt.«
    »Und?«
    Oh, dieses Kind!
    War dies nicht offensichtlich?
    »Der Napoleon von Notting Hill ist ein treuer Anhänger des Hauses vom Regent’s Park, Miss Laing. Hätte man uns getötet, so wäre die Information trotz allem nach Manderley Manor gelangt.« So oder so wäre das, was man Mylady offenbart hätte, glaubwürdig gewesen.
    »Lord Gabriel hat Sie alle benutzt. Und sein Plan ist aufgegangen.« Eliza brachte es auf den Punkt. »Die Dürre dient Manderley Manor, und die Nebel haben sich auf die Seite des Hauses von Blackheath geschlagen. Beide Häuser werden bereits in Kampfeshandlungen verwickelt sein.«
    »Das Gleichgewicht der Kräfte wird nicht gestört werden, weil Nebel und Dürre ebenbürtige Gegner sind.«
    »Sie sagen es, Wittgenstein.«
    »Und wir sitzen hier und halten Reden.« Tristan Marlowe, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort. Er erhob sich und ging unruhig auf und ab, wobei er mit seinem Gehstock auf den Boden pochte. »Was genau, Mylady Holland, ist nun Ihr Plan? Was sollen wir tun?« Er warf ihr einen überheblichen Blick zu. »Sie erzählen uns dies alles doch nicht, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, welchen Pfaden wir nun folgen sollen.«
    Eliza funkelte ihn an. »Sie sind nicht sehr höflich, aber davon habe ich bereits gehört.«
    Seltsamerweise schaute Tristan Marlowe sofort zu Emily herüber.
    Die ein unschuldiges Gesicht machte.
    Sich ertappt fühlte.
    Obwohl sie gar nichts gesagt hatte.
    »Wir müssen Lucifer finden. Schnellstmöglich.«
    »Das ist der Plan?« Tristan Marlowe blickte skeptisch in die Runde.
    Eliza nickte unbeeindruckt.
    Lächelte.
    Bestätigte: »Ja, das ist der Plan.«
    Dann erzählte sie uns eine Geschichte vom alten Tempel des Salomon, der schon vor langer Zeit seine Heimat verlassen hatte, um in der Ferne sein Glück zu suchen. Von der goldenen Stadt, in der sich ein Schrein verbarg, der etwas enthielt, das Gabriel fürchtete. Vom Limbus, in dem sie des Lichtlords Körper zu finden hoffte.
    Und während die Fegefeuer wie sanfte Winde in die Weiten der Hölle enteilten, wurde uns allen langsam klar, welche Pfade wir zu beschreiten hatten, um das Licht nach London zurückzubringen.
    »Du hast es dir nicht so vorgestellt, nicht wahr?«
    Die anderen hatten sich zur Ruhe gelegt.
    Emily und Eliza standen an der Balustrade und schauten in die verschneite Hölle hinunter. Wispernde Nacht hatte sich über Pandaemonium gelegt, und wilde Tiere heulten die Dunkelheit an, die tiefschwarz und unerbittlich war.
    »Du siehst irgendwie aus wie Madame Snowhitepink.« Emily war ehrlich, denn das war sie immer gewesen. »Du bist Lilith und du bist Eliza. Es ist nicht einfach, sich für eine dieser Personen zu entscheiden.«
    »Ja, ich weiß.«
    Eliza stand ruhig da.
    Nahezu regungslos.
    In einen dunklen Mantel gehüllt, dessen Saum fast den Boden und die Spitzen ihrer Stiefel berührte.
    »Die Welt«, sagte sie leise, »ist so gierig, Emily. Und wir leben mitten in ihr und können nur einen Schritt nach dem anderen tun und hoffen.«
    »Hoffen?«
    Sie lächelte verhalten. »Dass wir nicht vom Weg abkommen.«
    »Sind wir das denn?«
    Die wilden Winde heulten in der Nacht mit den Tieren, die nicht einmal Namen besaßen.
    »Pilatus Pickwick war ein guter Mensch.« Nur langsam erwachten die Worte zum Leben. Wurden zu einer Melodie, die unruhig flackerte wie eine Kerze im Winterwind. »Er hat seine Schwester Alicia gesucht, und ich wusste, dass er sie niemals mehr finden würde. Ja, Emily, ich bin vom Weg abgekommen. Und ich weiß nicht, ob ich ihn jemals wiederfinden werde.«
    »Was ist passiert?«
    »Mit Pickwick?«
    Das Mädchen nickte. »Sagst du es mir?«
    »Nur dir allein.«
    Sie schwieg.
    Schaute in die Dunkelheit hinaus.
    »Ich besitze Liliths Erinnerungen, Emily. Weißt du, was das bedeutet? Ich kann mich an mich selbst erinnern und sehe ein junges Mädchen, das in der Wüste nahe Karnak zu verstehen versucht, was aus ihm geworden ist. Ich erinnere mich daran, mir selbst

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