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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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betonte Eliza, »war der Moment, auf den Lord Gabriel und seine Schar gewartet hatten.«
    Lucifer war geschwächt gewesen. Eine leichte Beute.
    »Sie haben ihn verschleppt.«
    Emily schaute auf. »Aber er ist doch …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Bist du dir sicher, dass du genau das gesehen hast, was du gesehen zu haben glaubst?«
    Nachdenklich schwieg das Mädchen. »Ich … nein!« Sie war sich nicht mehr sicher. Emily erinnerte sich an das viele Licht. An den Lichtlord, der ihr das Leben geschenkt hatte, an seine flammenden Augen und Hände und Haare, und dann … was?
    »Die Dinge«, hatte er damals gesagt, »werden in Ordnung gebracht.« Dann hatte er sich die Hände vor das Gesicht gehalten, und seiner Augen Feuer hatte auf die Handflächen übergegriffen. Er war sich mit den lodernden Händen durch das blonde Haar gefahren. Hatte zu singen begonnen, in der alten Sprache seiner Gattung.
    Ja, das Feuer hatte ihn verschlungen.
    Damals.
    »Die Mala’ak ha-Mawet haben sich seiner bemächtigt, als er ohne Kraft war.« Jetzt ließ Eliza die Katze aus dem Sack. »Und er befindet sich noch immer in ihrer Gewalt.«
    Emily hatte es geahnt.
    Gehofft.
    »Und Sie glauben, dass man ihn im Limbus gefangen hält?«
    »So ist es, Wittgenstein.«
    Eine Frage musste noch erlaubt sein. »Warum ausgerechnet dort?«
    Sie zuckte die Achseln.
    Und es war Sariel, der antwortete: »Der Limbus ist ein geheimer Ort in der Hölle. Ein Ort, der wandert.«
    Das war die ganze Erklärung?
    »Ihr glaubt, dass sich niemand dorthin traut?« Gabriel und seine Schar waren stark. Sie waren Krieger gewesen und dem mächtigen Träumer bedingungslos ergeben, bevor sie sich von ihm losgesagt hatten. Furchtlose, zornige Engel, die Städte und Landstriche dem Erdboden gleichgemacht hatten, wenn der Träumer es von ihnen verlangt hatte.
    »Nein, ich glaube, dass kaum jemand diesen Ort zu finden in der Lage ist.« Der Engel sah mich mit seinen feurigen Augen an. »Der Limbus verbirgt sich vor jenen, die ihn finden wollen. Deshalb, nur deshalb, werden die Mala’ak ha-Mawet den Lichtlord dort gefangen halten.«
    »Und ich glaube, dass Lucifer sehr geschwächt ist. Gabriel hat ihm etwas angetan, das ihm vorher noch niemand angetan hat.« Die Furcht in Elizas Augen machte sie so menschlich wie ein verletztes Tier. »Wir müssen ihn finden.« Mit einem Mal fiel mir auf, dass sie uns darum bat, ihr zu helfen. Sie verlangte es nicht einfach, nein, sie erflehte förmlich unsere Hilfe. »Wir müssen ihn befreien, und wenn er wieder bei Kräften ist, dann wird er uns helfen können.« Hell wurde die Melodie ihrer Stimme allein durch die Hoffnung, die wie glasklarer Gesang den Raum erfüllte.
    »Nur ein Engel kann es mit einem anderen Engel aufnehmen.« Der Engel stieg von der Büste.
    »Aber sind die Mala’ak ha-Mawet nicht viele?«
    Sariel nickte wie ein Vogel, der einen Wurm hinunterschluckt. »Wenn der Lichtlord geläutert zurückkehrt, dann werden sich die Engel vom Oxford Circus von ihm in die Schlacht führen lassen.«
    Eliza wirkte müde und angespannt. »Lord Gabriel ist nicht nur das Übel, unter dem die Stadt der Schornsteine zu leiden hat. Seit all den Jahren schon. Derjenige, der Intrigen spinnt. Der den Orden der Black Friars ins Leben gerufen hat.« Dann sprach sie aus, was Emily bisher nur vermutet hatte. »Gabriel ist auch derjenige, der die uralten Metropolen der ganzen Welt nicht zur Ruhe kommen lässt. Die Mala’ak ha-Mawet paktieren mit den ewigen Wesen, die dem allmächtigen Träumer einst gleichgestellt waren. An deren Aufenthaltsorten die großen Metropolen einst erbaut worden sind. Intrigen werden überall gesponnen. Und Gabriel und seine Schar haben ihre Gefolgsleute in jeder Stadt.«
    Emily musste an Paris und die ténébreuse denken. An die Bruderschaft, die grausige Begräbnisse in den Katakomben zu verantworten hatte, weil ein Wesen namens Hemera genährt werden wollte.
    »Es war Gabriels Idee, für seine Zwecke Trickster einzuspannen. Nur sie vermögen die Stimme des Nyx zu hören, wenn er es ihnen erlaubt. Nur sie besitzen Fähigkeiten, deren Überlegenheit dem Nyx von Nutzen ist.«
    Skeptisch schwieg ich einen Augenblick lang.
    Doch die Frage, die mir seit unserer Ankunft auf der Zunge brannte, wollte gestellt werden.
    Und so ließ ich den Worten freien Lauf. »Woher, in aller Welt, wissen Sie das alles, Miss Holland?«
    »Sie sind noch immer misstrauisch, Wittgenstein?«
    »Ja.«
    »Sie sind ehrlich. Das schätze ich

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