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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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keinen Fehler gemacht, weil wir es ihm nicht gesagt haben. Dass wir nach Blackheath gehen, meine ich. Und wenn er ein Verräter ist, dann haben wir ebenfalls das Richtige getan. Sie können es drehen und wenden, wie Sie möchten, Miss Laing. Ich habe der Situation entsprechend gehandelt. Es gibt keine Zufälle. Denken Sie immer daran.«
    Das Mädchen schwieg mürrisch.
    Konnte das sein? Immerhin hatte Tristan Marlowe ihr in Prag das Leben gerettet.
    »Warum nimmst du ihn so in Schutz?«, wollte Adam mit einem Mal wissen.
    Ich verdrehte die Augen.
    Auch das noch!
    »Miss Laing glaubt eben an das Gute im Menschen.«
    Beide, Emily und Adam, starrten mich an.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Emily musste lächeln. »Nein, es klang nur so … seltsam.«
    »Tja.«
    Adam sagte nichts mehr.
    Gut so.
    Es gab wichtige Dinge zu erledigen.
    »Gehen wir!«, schlug ich vor.
    Und machte den Anfang.
    Der letzte Zug der District Line war gerade von dem dunklen Tunnelloch geschluckt worden. Der Bahnsteig leerte sich. Die wenigen Passanten, die noch da waren, schenkten uns keinerlei Beachtung. Auch das war London.
    Behände sprang ich auf die Bahngleise hinunter, wo der Tunnel begann.
    Die anderen folgten mir.
    Nach nur wenigen Metern erreichten wir eine Tür, die unverschlossen war. Dahinter lag ein karger Raum voller Gerümpel. Drahtrollen und Kisten voller Nägel und Schrauben, dazwischen Kehrbesen und Werkzeugkästen. Räder einer alten Draisine.
    Weiter hinten dann konnte man die Gittertür eines Aufzugs erkennen.
    »Den wollen Sie benutzen?« Selbst Adam schien skeptisch geworden zu sein beim Anblick der uralten Konstruktion. Hinter den wirklich sehr rostigen Gittern gähnte ein schwarzer Abgrund.
    »Sehen Sie etwa eine Treppe?«, entgegnete ich.
    Mr. Fox hieb mit der Faust auf den einzigen grauen Knopf, der sich neben dem Aufzug befand.
    Ächzend und rumpelnd kam die Kabine aus der Tiefe heraufgefahren. Die Gittertüren öffneten sich rostig knirschend. Umgehend bestiegen wir den Aufzug und fuhren abwärts.
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?« Emily, die jetzt vor Mr. Fox und Mr. Wolf stand, legte es einfach darauf an.
    »Nein.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber, weil Sie es sind, …«
    »Los!«
    Mr. Fox lächelte vertraulich. »Immerhin haben wir schon einmal versucht, Sie umzubringen.«
    »So was verbindet schließlich«, meinte auch Mr. Wolf.
    Beide starrten das Mädchen mit ihren Raubtieraugen an.
    »Wer sind Sie eigentlich?« Schon lange hatte sie die beiden dies fragen wollen.
    »Ich«, sagte Mr. Fox, »bin Mr. Fox.«
    »Und ich«, sagte Mr. Wolf, »bin Mr. Wolf.«
    »Zusammen.«
    »Sind wir.«
    »Mr. Fox.«
    »Und Mr. Wolf.«
    »Wir sind, was wir sind.«
    »Sind alt, o ja, sehr alt.«
    »Und nur einer einzigen Person treu ergeben.«
    »Lucifer.«
    »Er hat uns einst gerettet.«
    »Ja, ja, so war das.«
    »Und natürlich.«
    »Lady Lilith.«
    »Denn Lucifer liebt sie.«
    »Und sie liebt ihn.«
    Versonnen lächelten die beiden, während der Aufzug weiter abwärts sank.
    »So etwas mögen wir.«
    »Ja, ja, das tun wir.«
    Beide säuselten sie gleichzeitig: »Romantik.«
    Dann wurden sie wieder ernst.
    »Aber mehr werden Sie nicht erfahren.«
    »Nein, nein.«
    »Denn Geheimnisse müssen Geheimnisse bleiben.«
    »Sonst wären sie ja keine Geheimnisse mehr.«
    Sie zwinkerten dem Mädchen zu.
    »Aber wenn Sie nach uns Ausschau halten.«
    »Dann werden Sie uns finden.«
    »Mal hier.«
    »Mal da.«
    »Immer dann.«
    »Wenn Sie uns brauchen.«
    »Denn dann sind wir auch da.«
    »So sind wir.«
    »Wieselflink.«
    »Und allzeit auf der Hut.«
    »Denn manchmal«, grinste Mr. Wolf.
    »Ist der Teufel ein Eichhörnchen«, ergänzte Mr. Fox.
    Mit einem unsanften Ruck hielt der Aufzug an. Ein seltsam lähmender Geruch stach uns allen in die Nase.
    »Wir befinden uns in der Nähe von Limehouse«, erklärte ich.
    Dann öffneten sich die Gittertüren, und wir sahen uns einem Heer von Ratten gegenüber. Ein ausgedienter Versorgungstunnel befand sich dort, Teil eines ausgeklügelten Labyrinths, durch das man im letzten Krieg Nahrungsmittel zu den Bunkern am Themseufer geschafft hatte. Hier und da gab es, in den Boden eingelassen, Zugänge zur noch tiefer gelegenen Kanalisation. Einige der Tunnel führten nach Limehouse, wo noch immer nach den alten Rezepturen Leim gekocht wurde, der dann überall in der uralten Metropole verkauft wurde.
    Normalerweise gab es schon in den vorderen Sektionen dieser Tunnel Geschäfte und Buden, die Waren

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