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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Waisenmädchen waren sie beide geblieben, denn die Familie, der sie beide entstammten, hatte sich hartnäckig geweigert, sie aufzunehmen.
    »Ich vermisse Mara.«
    Jetzt, da Mia Manderley tot war, tat sie dies nur umso mehr.
    Die Welt war mit einem Mal so leer geworden.
    Richard Swiveller, der ein Musiker und Künstler gewesen und darüber hinaus beider Mädchen Vater war, hatte Mia Manderley geliebt.
    »Für mich«, hatte Emily Adam gestanden, »ist die Liebe meiner Eltern immer eine romantische Liebe gewesen.«
    Gegen die Widerstände der beiden großen Häuser, die Mia Manderley mit dem Erben Mushroom Manors vermählt wissen wollten.
    »Mara und ich sind Kinder der Liebe.«
    Ja, nur so konnte es gewesen sein.
    Adam hatte sie in die Arme genommen und auf die Nasenspitze geküsst.
    Vor langer Zeit …
    Erschöpft schüttelte Emily den Kopf.
    Trottete neben mir her.
    London war wieder einmal in Kälte erstarrt.
    Festgetretener Schnee knirschte unter unseren Schritten.
    Emily seufzte.
    Ja, nun war ihre Mutter also tot.
    Adam war fort.
    Und Mara lebte in dem Haus im Regent’s Park.
    »Ich spüre gar nichts mehr«, hatte Emily mir vor nahezu zwölf Monaten gestanden, als Mylady Manderley das kleine Mädchen zu sich genommen hatte. »Wenn ich mit Mara Kontakt aufnehmen möchte, dann ist da gar nichts mehr.« Völlig verzweifelt war Emily gewesen. »Glauben Sie, dass Eleonore Manderley eine Möglichkeit gefunden hat, den Kontakt zwischen uns beiden zu unterbinden?«
    Die Antwort, die sie von mir bekam, war ehrlich, aber keinesfalls tröstlich. »Ihre Schwester ist eine Trickster, gerade so wie sie es sind, Miss Laing. Wenn der Kontakt zwischen Mara und Ihnen abbricht, dann nur deswegen, weil Mara keinen Kontakt mehr zu Ihnen haben will.«
    »Aber warum?« Was konnte geschehen sein, dass Mara aus eigenem Willen nichts mehr mit ihrer Schwester zu tun haben wollte? Was hatte die böse alte Frau ihr nur angetan?
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    Vor sechs Jahren, als Emily nicht einmal geahnt hatte, dass das kleine Mädchen ihre Schwester war, hatte sie ganz deutlich die düsteren Bilder gesehen, die in den Farben von Maras Furcht vor Manderley Manor gemalt gewesen waren. Ja, sie hatte sich vor den dunklen langen Korridoren mit den seltsam gemusterten Teppichböden und den weiten Hallen gefürchtet. Vor den tobsüchtigen Schreien der Frau, die man eingesperrt in den oberen Stockwerken wie ein wildes Tier gehalten hatte und die, das hatte Mara gespürt, ihre eigene Mutter war. Vor Mylady Eleonore Manderley, die über die Ländereien derer von Manderley gebot, einer verbitterten und herrschsüchtigen alten Frau, die allem, was nicht reinen Elfenbluts war, mit aristokratischer Ablehnung begegnete. Wenige Male nur war Emily ihr persönlich begegnet, doch hatte die alte Frau sich redlich Mühe gegeben, das Mädchen mit höflicher Nichtbeachtung zu strafen. Die Fehde mit dem Hause Mushroom, die noch immer nicht vorüber war, hatte ihre Spuren im Gesicht der Frau hinterlassen, die ganz unweigerlich Emilys Großmutter war. Ja, noch immer belauerten sich die Adelshäuser, rangen im Senat der Stadt um politische Einflussnahme und formten die Stadt der Schornsteine nach ihren Vorstellungen.
    Emily seufzte.
    Trat mit der Stiefelspitze in einen Haufen Schnee.
    Allesamt schienen wir nur Spielbälle in diesem hartnäckigen Zwist zu sein, der Mia Manderley langsam in den Wahnsinn getrieben und London so oft schon in blutige Kämpfe gestürzt hatte.
    »Mara sieht aus wie du.« Das hatte Adam zu ihr gesagt, als er sie vor zwei Jahren nach Llandudno begleitet hatte, um Mara auf dem Landgut Charles Dodgsons, der sich ihrer angenommen hatte, zu besuchen. Kurz nach Weihnachten waren sie dort aufgetaucht.
    »Das ist Adam.«
    Neugierig hatte Mara den zerwuschelten Jungen betrachtet.
    Verlegen hatte sie den Kopf zur Seite gedreht.
    Gelächelt.
    Hinter vorgehaltener Hand.
    Zögerlich.
    »Hallo, Adam.«
    Das Lächeln war breiter geworden.
    Offener.
    Und Adam Stewart hatte seine Mundharmonika aus der Jackentasche gezogen und eine ruhige Melodie gespielt.
    Mara, die ein stilles Kind war, hatte nur gelächelt.
    Schon zuvor hatte sie den Jungen mit dem dunklen, struppigen Haar gesehen. Emily hatte ihr die Bilder geschickt, damit sie fühlen konnte, wie glücklich ihre Schwester war.
    »Mylady Manderley mag mich nicht«, hatte Emily ihrem Freund erklärt, »und es missfällt ihr, Mara in meiner Gesellschaft zu wissen.« In Llandudno hielt sich das

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