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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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lebendig aussehenden und vor sich hin blubbernden Filtern, die in sich geschlossene farbige Glaskugeln voll wuselnden Lebens miteinander verbanden und so einen Mikrokosmos erschufen, dessen Sinn und Zweck sich dem Besucher jener Gegend nicht unbedingt zu erschließen vermochte.
    »Dies alles hier«, erklärte ich Emily, »gehört zu den Ländereien der Familie Mushroom.« Was, dachte ich, vielleicht sogar die Antwort auf die Frage, was sich hier zugetragen haben mochte, bergen könnte.
    Das Mädchen, das nun fassungslos inmitten der Zerstörung stand, die einmal ein exotisches Paradies gewesen sein mochte, wurde ganz bleich. »Das haben Sie mir vorher nie gesagt.«
    »Viele Grafschaften in London gehören zum Haus von Blackheath.«
    Mushroom Manor und Manderley Manor waren noch immer die reichsten Häuser Londons. Die Ländereien im Stadtgebiet wurden selten von anderen hohen Geschlechtern verwaltet.
    »Was ist hier nur passiert?«
    Die großen Bäume, Farne und Gräser hatten allesamt jegliche Farbe verloren und ließen ausgedörrt die Blätter hängen. Nadelgewächse waren nur mehr kahle Skelette. Einige Kakteen wirkten seltsam eingedrückt, wie faulige Früchte, aus denen man das Wasser herausgepresst hatte. Berührte man die immer noch dicken Äste der Bäume, so zerbrachen sie beim allergeringsten Druck und zerfielen im Bruchteil einer Sekunde zu Staub. Seltsam mumifiziert aussehende Tierkadaver bedeckten den Boden, wohin man blickte.
    Traurig registrierte Emily, dass es Löwen und Tiger, Antilopen und selbst einige Giraffen gegeben hatte. Dazu ein breites Spektrum von Insekten, deren ebenfalls vertrocknete Leiber vom Wind, der in der Kanalisation, die Kew Gardens Hall umgab, geboren worden war, über den Boden geweht wurden. Spinnen und Heuschrecken und anderes Getier, das die spindeldürren und zahlreichen Beine von sich streckte.
    Vor uns im gelben hohen Gras lagen die Überreste einer Vogelspinne, deren Körper vollkommen ausgetrocknet war.
    »Was ist hier nur geschehen?«
    Emily spähte durch das hohe Gras.
    Vorhin hatten wir einen Schrei vernommen.
    Kläglich und schmerzerfüllt.
    »Allem Leben hier fehlt das Wasser.« Die Vogelspinne zu unseren Füßen war knochentrocken, und wenn man sie mit dem Fuß berührte, dann zerfiel auch ihr Körper zu feinem Staub. »Sehen Sie, die Teiche und Seen haben außerordentlich stark an Wasser verloren.«
    Emily sah zu einem der Tümpel hinüber, an dessen dampfender Oberfläche tote Fische trieben.
    »Was kann dies nur gewesen sein?«
    Und aus welchem Grund sollte jemand so etwas tun?
    Wir sahen die Rättin an, die ausgesprochen hatte, was wir noch nicht einmal zu denken bereit gewesen waren.
    »Der Nebel?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Nebel ist Feuchtigkeit. Dies hier aber ist …«
    »Was?«
    Ein Seufzer entrann meiner Brust. »Ehrlich gesagt, bin ich absolut ratlos.«
    Emily wirkte nicht glücklich über diese Antwort. »Beruhigend«, murmelte sie nur. »Äußerst beruhigend.«
    Lady Mina, die noch immer auf meiner Schulter hockte, sprang ins hohe Gras.
    »Sei vorsichtig«, bat Emily die Rättin.
    Mina sah das Mädchen nur an.
    Schnüffelte am Boden.
    Es ist alles ganz trocken. Selbst die Erde.
    Emily bückte sich und berührte den sandigen Boden. »Sie hat Recht.« Er war sogar noch warm.
    Dann vernahmen wir den Schrei erneut.
    Voll des Schmerzes.
    Das war ein Mensch, stellte Lady Mina fest.
    Wir sahen uns um.
    Kamen an einem Gewächshaus vorbei.
    Emily spähte durch eine schmutzige Glaswand, hinter der Hymenopteren-Kadaver um eine tote Hündin mit hellem Fell herum verstreut lagen. Schmale Rohre aus Kunststoff verliefen zu anderen kuppelförmigen Gebilden, in deren Innerem einst rote Pflanzen gelebt hatten, die selbst verdorrt zu fleischig und äußerst wenig pflanzenhaft wirkten.
    »Haurvatat«, sagte ich.
    Emily holte tief Luft.
    »Das ist ekelhaft.«
    »Es ist die einzige Art, diese Droge zu gewinnen, deren Gebrauch, will ich anmerken, in hohem Maße ungesetzlich ist. Die Hymenopteren laben sich an den Blüten und den kleinen Tieren, die in den Gehegen hausen. Ihre Eier legen sie in den Körpern anderer Tiere ab.«
    Emily betrachtete die Hündin, deren Zunge schlaff aus dem Maul hing.
    »Wenn die Hymenopteren ihre Eier legen, dann gelangt ihr Gift in das Blut des Wirtes.«
    »Sagen Sie es bitte nicht.« Emily dachte an die raupenartigen Kreaturen, die sich erst unter Lichteinwirkung in Raubwespen verwandelten, und wollte gar nicht wissen, zu welchem

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