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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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den Tisch herum und beobachteten die beiden Gäste beim Essen. »Wir kennen Euch.« Aurora fragte sich, was Alcyone damit meinte, hatte sie doch keine der Frauen jemals zuvor gesehen.
    »Lord Nelson hat von Euch berichtet«, erklärte die junge Frau, die älter als die Zeit selbst sein mochte, »ja, von Euch und Eurer Freundin, Miss Emily Laing, von den Dingen, die man sich erzählt in London.«
    »Dort oben«, fügte Elektra hinzu, »sind wir Tauben. Und Lord Nelson ist der Sprache der Tauben mächtig. Deshalb sehen wir ihn so oft am Trafalgar Square. Er ist sehr gesprächig.«
    Marlowe war vorsichtig und blickte ständig von einer der Frauen zur nächsten, als erwarte er augenblicklich etwas Unangenehmes. Aurora erkannte dieses Unbehagen, und die sieben Schwestern erkannten es natürlich auch. Belustigt sagte Merope: »Ihr habt die Geschichten von uns gehört, nicht wahr?« Marlowe starrte sie ein wenig betreten an. »Dass wir die Männer hassen und unsere Späße mit ihnen treiben, weil wir noch immer ärgerlich sind wegen der Sache mit Orion.«
    Der junge Mann hüstelte lautstark und wirkte mehr als nur verunsichert. »Es ist das, was man so hört.«
    Die sieben Schwestern lachten schallend.
    »Wir erzählen das.«
    »Damit nicht jeder Idiot zu uns kommt.«
    »Denn wir sind wählerisch, müsst Ihr wissen.« Merope, der bei jedem Wort summende Bienen aus dem Mund schwirrten, sagte: »Das Restaurant läuft auch ohne Gäste recht gut. Wenn Gäste wegen der Gerüchte ausbleiben, dann soll es uns recht sein.«
    »Denn wir sind Ewige«, bekannte Asterope mit dem gleißend schönen Sonnengesicht, »und Ewige sind keine Sklaven des Profits.«
    Alle stimmten zu und lachten.
    »Diejenigen, die es zu uns verschlägt, sind diejenigen, die wir bewirten.«
    »Und denen wir orakeln.«
    »Sofern sie es wünschen.«
    »Und Ihr seht so aus, als wärt Ihr genau deswegen hier.« Kelanio, deren Haut so aussah wie Auroras, lächelte freundlich.
    »Wir haben Fragen«, bekannte Tristan Marlowe und beendete sein Mahl. »Es geschehen seltsame Dinge in London.«
    Elektra antwortete: »Wir haben davon gehört und sind, wie Ihr, in Sorge, weil London das gleiche Schicksal ereilen könnte wie einst das mächtige Troja.« Sie seufzte und wirkte bedrückt. »Denn die Nebel, nach denen Ihr zweifelsohne zu fragen beabsichtigt, haben schon damals Schlimmes angerichtet.«
    »Woher wisst Ihr, weshalb wir hier sind?«
    »Wir sind ein Orakel«, antwortete Asterope.
    Und Maia lachte. »Wir sind gut.«
    Taygete schaltete sich ein: »Wenn wir Euch die Dinge sagen, die zu wissen Ihr begehrt, dann müsst Ihr einen Preis zahlen.«
    »Was ist der Preis?«
    Sie kicherten.
    »Den Preis können wir erst nachher nennen.«
    »Doch zustimmen müsst Ihr bereits jetzt.«
    »Das sind die Regeln.«
    »Unsere Regeln.«
    »Wir sind Ewige.«
    »Wenn Euch die Regeln nicht passen.«
    »Dann geht.«
    Tristan Marlowe beschwichtigte die Frauen. »Sagt mir, wird der Preis fair sein?«
    Alcyone beruhigte ihn. »Das versprechen wir Euch. Wir sind keine Ausbeuter. Wir wollen nur ein angemessenes Honorar für die Leistung, die wir Euch bieten.«
    Marlowe seufzte. »Also gut, ich zahle den Preis.«
    Die sieben Frauen zeigten gleichzeitig auf Aurora. »Sie auch«, kam es aus sieben Kehlen.
    »Ich auch«, versprach Aurora.
    Und hoffte, sich auf nichts Dummes eingelassen zu haben.
    Nun denn …
    Nachdem die Formalitäten geklärt waren, begann Asterope zu erzählen: »Ihr kennt sicherlich die Geschichte von Troja.«
    Tristan Marlowe nickte. »Aus den einschlägigen Werken. Homer, Vergil, Phrygius und Cretensis.«
    »Dann wisst Ihr«, sagte Elektra, »welche Dinge sich dort zugetragen haben. Aber Ihr wisst nicht, warum sich die Dinge so zugetragen haben, wie sie im Kyklos beschrieben werden.«
    Auch Aurora kannte die Geschichte von der unglücklichen Liebe des Prinzen Paris von Troja zur wunderschönen Helena von Sparta. Doch was, fragte sich das Mädchen, hatte dies alles mit London zu tun?
    »Als die Welt noch ein Traum war und nichts als Chaos herrschte, da träumte der allmächtige Träumer seinen Traum von der Welt, ganz so wie die Menschen, von denen er träumte, einst den Träumer träumen würden. Denn der Träumer bemerkte, dass er allein war, und aus dem Chaos, das die Einsamkeit war, wurden Wesenheiten geschaffen, die dem Träumer Gesellschaft leisten sollten. Hemera, der Tag, und Nyx, die Nacht. Von Wollust und Selbstsucht getrieben, zeugten die beiden Nachwuchs, und als

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