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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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der Träumer davon erfuhr, da schmetterte er Hemera und Nyx mitsamt ihrer Brut in die Tiefen der Erde, wo sie fortan ihr Dasein fristen mussten. Die Brut der beiden wurde über den ganzen Erdball verstreut, und dort, wo ihre Nachkommen lebten, entstanden im Laufe der Jahrhunderte die großen Städte.«
    Aurora kannte diese Geschichte.
    Nyx und Hemera lebten dort, wo einst London und Paris entstanden waren.
    »Jede Metropole der Erde ist auf der Existenz einer solchen Wesenheit erbaut worden«, erklärte Elektra. »Die Menschen zog es an jene Orte, ohne dass sie wussten, weshalb. Sie folgten einfach nur ihren Instinkten. Vermutlich ahnten sie, dass dort etwas lebte, das all die Bosheit und den Hass aufsaugte, die das Leben so zur Hölle machen konnten.«
    »Tartaros«, nannte Maia als Erste den Namen der Kreatur, »war eines der Kinder von Hemera und Nyx und lebte am Hellespont, tief in der Erde versteckt, und nährte sich von den dunklen Schatten in der Menschen Herzen. Es entstanden Siedlungen, die zusammenwuchsen und am Ende zu einer großen, mächtigen Stadt erblühten, die nach der Gegend, die Troas hieß, benannt wurde.«
    Die Stadt, die Legende war.
    »Troja.«
    Die sieben Schwestern nickten.
    »Nun aber begab es sich in jenen Tagen, dass Tartaros, wie die Götter des Olymp jene Kreatur nannten, so hungrig war, dass die niederen Gefühle der Menschen von Troja nicht mehr ausreichend waren, um ihn satt zu machen.« Elektras Augen waren Seen, in denen die Jahrhunderte schwammen. »Nun gab es inmitten der hohen Mauern Trojas eine Gemeinschaft, die Kontakte zu Tartarus unterhielt und dem trostlosen Leiden der ewigen Kreatur Abhilfe schaffen wollte.« Schweren Herzens erinnerte sie sich an die schicksalhaften Dinge, die so unausweichlich geschehen waren und wieder geschehen würden, in Welten, so weit und wild und ungestüm, dass nicht einmal die Götter sie zu zählen vermochten. »Ein Berater des alten Königs, der, was niemand wusste, dem Willen des Tartarus unterstand, schlug Priamos von Troja vor, dass sein jüngster Sohn Paris den großen Bruder Hektor auf dessen diplomatischer Reise nach Sparta begleiten sollte.«
    »Und damit«, warf Marlowe ein, »hatte er das Übel gesät.«
    Die Steine waren ins Rollen gekommen.
    »Am Hofe von Sparta verliebte sich Paris in die hübsche Gemahlin des Königs Menelaos. Helena von Sparta folgte dem jungen Paris nach Troja, und die Griechen schickten tausende von Schiffen zum Hellespont, um die Herausgabe der Schönen zu erzwingen.«
    »Es ging natürlich um viel mehr als um eine Frau«, bekannte Maia. »König Menelaos verbündete sich mit seinem Bruder Agamemnon, der schon lange ein Auge auf die mächtige Stadt und ihre Reichtümer geworfen hatte.«
    »Zehn harte Jahre lang belagerten die Griechen die Stadt Troja, ohne dass eine der beiden Parteien einen Vorteil für sich in Anspruch hätte nehmen können.«
    Kelanio klang heiser, als sie fortfuhr: »Dann, eines Nachts, erschien ein Engel im Zelt des Odysseus. Schaurig anzusehen war jenes schattenhafte Wesen, dessen grausame Gesichtszüge unter den uralten kriegerischen Tätowierungen kaum zu erkennen waren. Mala’ak ha-Mawet nannte Odysseus jene Kreatur, die ihm die Hilfe des Hades zusicherte, wenn er einen Preis dafür zu zahlen bereit wäre.«
    »Der Preis«, sagte Asterope, »war der Tod des Achill.«
    »Lag es in Odysseus’ Macht, diesen Preis zu zahlen?«
    Kelanio antwortete: »Es war der vergiftete Pfeil des Odysseus, der Achill zur Strecke brachte.«
    »Und jener Mala’ak ha-Mawet ließ dichte Nebel aus dem Hades emporsteigen, und diese Nebel nahmen die Form eines riesigen Pferdes an, das vor den Toren der Stadt auftauchte.«
    »Homer berichtet von einem hölzernen Pferd«, sagte Marlowe.
    Die Schwestern kicherten. »Weshalb hätten die Soldaten von Troja so dumm sein und wegen eines klobigen Holzpferdes die Pforten öffnen sollen? Pah, blanker Unsinn!«
    »Die Griechen hatten das Schlachtfeld verlassen. Zurückgeblieben war allein die nebelhafte Pferdegestalt, die den Menschen von Troja, die schon immer die prachtvollen Pferde der Ebene verehrt hatten, wie eine göttliche Erscheinung vorkam. Wunderschön anzuschauen. Ein Bote der Götter, das jedenfalls glaubten die Trojaner.«
    So öffneten sie das Tor und baten die nebelhafte Erscheinung in die Stadt hinein.
    »Hätte der Nebel nicht auch so eindringen können?«
    »Ihr seid scharfsinnig, Mädchen.«
    »Die Verzweiflung«, so Elekra, »ist noch um ein

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