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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Interessen.
    Traurig, aber wohl wahr.
    Wir setzten unseren Weg fort.
    Emily tat derweil das, was sie gut konnte.
    Sie grübelte.
    Darüber, dass Martin Mushroom, der Mia Manderley einst zur Frau genommen und in den Hallen von Blackheath den Wahnsinn in das Herz der jungen Frau gepflanzt hatte, nun gleichsam zu ihrem Mörder geworden war. Mylady Eleonore Manderley, die wir aufzusuchen gedachten, würde davon erfahren und die Konsequenzen daraus ziehen.
    »Es wird zu Vergeltungsmaßnahmen kommen«, befürchtete Emily.
    Wie seinerzeit in Whitechapel. Lady Mina, die auf meiner Schulter hockte, senkte den Blick. Noch immer schämte sie sich für die Rolle, die manche Ratten in dieser Angelegenheit gespielt hatten. Mit Verdächtigungen hat es auch damals begonnen.
    »Wir haben Beweise.« Manchmal musste man die Rättin auf das Wesentliche hinweisen. »Und Mylady Manderley sollte erfahren, wer ihre Tochter auf dem Gewissen hat.«
    Emily musste bitter schlucken.
    War sie es ihrer armen Mutter wirklich schuldig, die Wahrheit ans Licht zu bringen?
    »Kew Gardens Hall war bereits eine Vergeltungsmaßnahme.«
    Es ist alles sehr undurchsichtig, piepste Lady Mina.
    Wir kletterten einen Brunnenschacht hinauf in die nächsthöhere Ebene. Man musste sich gut an den mit Feuchtigkeit überzogenen Metallkrampen festhalten, wollte man nicht abrutschen und in die Dunkelheit stürzen, die ein bodenloses Loch zu sein schien.
    Oben angekommen, befanden wir uns in einem langen Tunnel, dessen Ende bei der dürftigen Beleuchtung nicht zu erkennen war. Dennoch mussten wir unser Ziel fast erreicht haben. Die Geräusche ganz in der Nähe vorbeifahrender Züge wurden immer lauter.
    »Wer sind die Mala’ak ha-Mawet?«
    Ich hatte befürchtet, dass sie danach fragte. »Todesengel, Rabenkönige.«
    »Sie kennen sie?«
    Dieses Kind!
    »Kennen ist ein wenig übertrieben. Mala’ak ist die hebräische Bezeichnung für Bote.«
    »Engel?«
    »Kann sein.«
    »Kann sein?«
    »Der Name wird in den alten Schriften höchst unterschiedlich gebraucht.«
    »Was haben sie mit der Hölle zu tun?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Aber Vermutungen.«
    Ich sah sie ernst an. »Wir sollten uns an das halten, was wir bestimmt wissen, Miss Laing.«
    »Wir könnten die Engel fragen«, schlug sie vor.
    »Lord Uriel?«
    »Warum nicht?«
    Kurz dachte ich darüber nach. Lord Uriel und der Orden der Lichtbringer, die am Oxford Circus ihren Himmel hatten, scherten sich wenig um die Belange der Menschen in London. »Wenn wir Ihrer Großmutter und Manderley Manor einen Besuch abgestattet haben«, vertröstete ich das Mädchen, »dann werden wir die Urieliten aufsuchen.« Sie wirkte skeptisch. »Versprochen!« Der Tunnel vor uns schien kein Ende zu nehmen. »Und ansonsten können wir nur hoffen, dass Master Marlowe etwas herausgefunden hat, bis wir wieder im Museum sind.«
    Emily Laing ließ diese Antwort gelten und trottete schweigsam weiter hinter mir her.
    Marlowe, pah!
    Kaum jemand hatte sie in den vergangenen Jahren so beleidigend abgefertigt, wie er es getan hatte. Selbst wenn er so talentiert und außergewöhnlich gut war in dem, was er tat, musste er es doch nicht jeden spüren lassen.
    Schöne Augen, die hatte er immerhin.
    Trotzdem!
    Sie mochte ihn noch immer nicht. Er war seltsam und arrogant.
    Dann wanderten ihre Gedanken zu Eliza Holland. Professor Pilatus Pickwick, das hatte das Mädchen in den Augen des sterbenden Mannes gesehen, war so voller Hass auf Eliza Holland gewesen, dass etwas wirklich Schlimmes geschehen sein musste. Außerdem war der alte Höllenforscher nach London zurückgekehrt, um sie alle vor etwas zu warnen. Vor etwas, das in Kew Gardens Hall die uralte Metropole betreten hatte.
    Emily blinzelte.
    Ein lauwarmer Wind blies ihr ins Gesicht.
    Und selbst die Wände schienen zu schweigen, jedenfalls fühlte es sich so an, wenn man nichts als seine eigenen Schritte zu hören vermochte.
    »Was ist das nur für eine seltsame Gegend hier?«, fragte Emily mich schließlich.
    Etwas war allgegenwärtig, und sie konnte sich nicht erklären, was es war.
    »Die Tunnelstreicher nennen die Route den Totenpfad.«
    »Totenpfad?«
    Ich drehte mich zu ihr um und sagte: »Wegen der Toten.«
    »Klingt richtig einladend.«
    »Es ist eine Abkürzung, die direkt vom Portobello Market zur U-Bahn-Station Queensway führt.«
    Keine schlimme Gegend, wenn man aufpasst, erklärte Lady Mina und zupfte sich mit den Pfoten an den Barthaaren. Man muss nur darauf achten,

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