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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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erneut einen Kampf um die Vorherrschaft in London zu beginnen, dann wäre dem Haus wohl kaum daran gelegen, dass jemand von diesem Plan erführe, oder?!«
    Emily nickte.
    »Beängstigend ist jedoch, dass sich die Black Friars anscheinend mit dem Haus von Blackheath verbündet haben.« Skeptisch musterte ich den Jungen, der meinem Blick begegnete. »Sie sind sich wirklich sicher, dass Holcroft ein Black Friar war?«
    »Ja, ganz sicher.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ergibt das einen Sinn? Holcroft holt die Nebel von der Pazifikinsel, und hier in London …« Meine Güte, wohin nur führten all diese Konspirationen? »Einzig die Schlussfolgerung, dass Mushroom Manor den Nebel für seine zwielichtigen Zwecke einspannt, ergibt einen Sinn.« Holcroft hatte den Botenjungen rekrutiert, damit dieser Mia Manderley umbrachte. War das nun eine offene Kriegserklärung den Manderleys gegenüber, oder … was?
    »Wenn aber doch jeder weiß, wer der Mörder ist, …«
    »Nein, Miss Laing, hier geht es um Politik. Lord Mushroom hat ebenso wie Mylady Manderley Verbündete im Senat. Aufgrund von Beschuldigungen wird – offiziell, wohlgemerkt – gar nichts geschehen. So ist das nun mal. Aber wir müssen Manderley Manor über die Neuigkeiten in Kenntnis setzen. Nun eiliger denn je.« Denn es schien sicherer denn je zu sein, dass Mushroom Manor die Nebel nach London geschafft hatte, um neue Truppen zu rekrutieren. »Wenn diejenigen, die von den Nebeln befallen worden sind, von einer oder wenigen Personen gelenkt werden können, dann kann dies die Ordnung in London und der uralten Metropole ganz empfindlich stören.«
    Emily dachte an den Botenjungen und den Pfleger in Moorgate, die einander das Leben genommen hatten. Die dem Willen des Nebels gehorcht hatten. Tumb und von Sinnen.
    »Wohin führt uns das alles nur?«
    »Fragen Sie nicht mich, Miss Laing.«
    Es war nicht schwer zu erkennen, dass auch ich Befürchtungen der schlimmsten Art hatte.
    »Warum bist du nicht zu uns gekommen?«, fragte Emily. »Du hättest uns viel früher von all dem unterrichten können.«
    »Ich wollte es tun.« Emily schien mit ihrer Frage einen Punkt getroffen zu haben, der dem Jungen seit einiger Zeit schon Kopfzerbrechen bereitete. »Nach der Beerdigung wollte ich mit Aurora und dir reden, doch dann haben mich die Black Friars aufgespürt.« Er wirkte verzweifelt, weil er sich nicht anders hatte verhalten können und wusste, welchen Kummer er Aurora damit bereitet hatte. »Magister McDiarmid hatte mich ausdrücklich davor gewarnt, in Highgate zu erscheinen. Man würde mich mit Sicherheit dort erwarten, war er zu betonen nicht müde geworden.« Er berichtete uns von McDiarmid aus Islington. Davon, wie er ihn in Porto Villa aufgespürt und sicher nach London zurückgebracht hatte. Von dem, was McDiarmid ihm offenbart hatte.
    Aber da war noch etwas, das spürte Emily. Etwas, das zu sagen Neil nicht leicht fiel. »Was hat er dir sonst noch gesagt?«
    »Er misstraute Aurora.«
    »Warum?«
    »Er misstraute ihr wegen ihrer Abstammung.«
    Daher also wehte der Wind. »Du weißt davon?«
    »Nur das, was McDiarmid mir berichtet hat.«
    »McDiarmid ist ein misstrauischer Mensch«, sagte ich.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Neil fort, »ich flüchtete in die U-Bahn und stellte schnell fest, dass sich neben den Black Friars auch noch Nebel an meine Versen geheftet hatten. So erfuhr ich an dem Tag von Maurice Micklewhites Begräbnis, dass die Nebel nach London gekommen waren.«
    »Aber das ist fast zwei Jahre her.«
    »Die Nebel haben sich bis vor wenigen Wochen in der U-Bahn versteckt gehalten, warum auch immer.«
    Um sich mit der Lady Pasteurella Pestis zu verbünden. Das war das Erste, was Lady Mina zu der ganzen Sache beizutragen hatte.
    »Du kannst einem Mut machen, Mina.«
    War nur so ein Gedanke.
    »Wollen wir hoffen, dass es bei einer bösen Vermutung bleibt«, meinte Emily.
    Ich wandte mich wieder dem Jungen zu. »Was ist dann passiert?«
    »Die Nebel trieben mich in die Enge. Sie überwältigten mich, und das war alles, woran ich mich für lange Zeit erinnern konnte.« Er musste schlucken. »Als ich erwachte, da befand ich mich hier. In den Todstätten von White City.«
    Die verschiedensten U-Bahn-Linien hatte der flüchtende Neil Trent genommen und gehofft, seine Verfolger abschütteln zu können. In den Tunnelgängen der Knotenpunkte King’s Cross und St. Pancras hatte ihn Panik befallen, weil er fremde Gedanken in seinem Kopf zu erkennen geglaubt hatte. Als

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