Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
Scarlet, dass sie einem kreisrunden Tunnel schräg hinab in die Tiefe folgten. Dünne Rinnsale brackigen Wassers liefen am Boden entlang, und aus den Wänden ragten dürre Baumwurzeln heraus. Mehrmals geriet das Motorrad ins Trudeln. Der Boden war nass und rutschig.
    Jake fuhr immer schneller.
    Das Grunzen der Wendigo wehte hinter ihnen her.
    Sie ließen sich nicht abschütteln. Auch sie hatten den Wassertunnel erreicht.

    Scarlet konnte die Nervosität spüren, die Jake schneller und schneller fahren ließ.
    Das Motorrad erbebte förmlich unter ihnen. Im Lichtkegel der Scheinwerfer war nur ein Teil des Wasserrohres auszumachen. Niemand konnte genau sagen, was vor ihnen lag.
    Scarlet hielt die Luft an.
    Die Wendigo schrien irgendwo hinter ihnen.
    Dicht hinter ihnen.
    So nah.
    Schneller und schneller raste das Motorrad durch das riesige Rohr. Alles erbebte.
    Und dann, in einer Kurve, verlor Jake die Kontrolle über die Maschine. Das Motorrad kippte zur Seite und schlidderte den abschüssigen Wassertunnel entlang, ohne anzuhalten.
    Scarlet schrie auf. Ihr Bein steckte zwischen dem heißen Auspuffrohr und dem feuchten Boden. Es tat weh, so verdammt weh.
    Sie ließ Jake erschrocken los, und dann löste sie sich auch aus der festen Umklammerung des Motorrads. Mit einem schmerzenden Bein blieb sie im Dreck liegen und stöhnte laut auf. Einige Meter weiter kam die Maschine zum Halten, als sie gegen die Wand rutschte und mit einem lauten Scheppern dort liegen blieb. Jake kroch darunter hervor und fluchte.
    Hinter ihnen stürmten die Wendigo heran.
    »Jake!« Scarlet kroch zu ihm.
    »Alles okay«, antwortete er nur. Sein Gesicht war schmutzig. Die Brille lag zerbrochen in einer Pfütze.
    Dann versuchte er verzweifelt, die Maschine in die Höhe zu stemmen.
    »Verdammt, verflucht und Dreck.« Er rutschte auf dem nassen Boden aus.

    Fast im selben Moment stürmten die beiden Kreaturen aus der Dunkelheit heran. Wie riesige Spinnenwölfe aus Eis und Schnee erschienen sie im Scheinwerferkegel des auf der Seite liegenden Motorrads. Ihre Zähne blitzten weiß auf, ihre Zungen leckten gierig über ihre Schnauzen. Kalt glühende rote Augen funkelten in der Finsternis. Ein eisiger Schneesturm umspielte die Körper der Wesen, deren wütendes Knurren sich mit dem Tosen eines vorbeifahrenden Zuges vermischte.
    »Lasst ihn in Ruhe!« Scarlet stellte sich zwischen Jake und die Wendigo.
    »Bist du verrückt?«, hörte sie Jake sagen.
    »Sie können mir nichts tun«, antwortete sie heldenhaft und berührte mit einer Hand das Amulett. Sie zitterte. Meine Güte, was machte sie da nur? Sie war völlig von Sinnen.
    Der größere der beiden Wendigo trat vor.
    Er schnüffelte kurz, legte den Kopf ein wenig schief. Er machte einen Satz auf Scarlet zu, hielt dann aber inne und starrte sie nur an.
    Lauernd.
    Schlau.
    Dann bückte er sich und hob einen Stein auf, der sich aus der Wand gelöst hatte.
    »Scarlet!«, schrie Jake.
    Doch da war es schon zu spät.
    Der große Stein traf Scarlet mit voller Wucht an der Schulter und warf sie zu Boden. Ein Schmerz, gewaltig und tiefrot, explodierte in ihrem Bewusstsein. Sie spürte heiße Tränen in den Augen.
    Der Wendigo verzog die Lefzen zu einem Grinsen.
    Erstaunt blickte Scarlet zu ihm auf.

    Der Wendigo betrachtete ruhig den schweren Stein in seiner Hand. Musterte sein Opfer.
    Und Scarlet wurde mit einem Mal klar, was sie da gerade sah.
    Die Wendigo wussten, dass das Amulett sie schützte.
    Deswegen hatte er sie nicht berührt. Er wusste, dass ihm Schlimmes widerfahren würde, täte er es.
    Der zweite Wendigo näherte sich Jake von der anderen Seite.
    Es war aussichtslos.
    Jake erhob sich und humpelte zu Scarlet.
    »Hau ab, Mistvieh!«, sagte er nur.
    Der Wendigo beachtete ihn gar nicht erst.
    Die zweite Kreatur hielt ihre lange Klauen nun demonstrativ in die Höhe, mitten in den Scheinwerferkegel, damit sie auch jedermann deutlich sehen konnte. Die schmalen Augen des Wendigo fixierten Jake.
    »Was jetzt?«, fragte Scarlet.
    Jake zuckte die Achseln.
    Dann kreischte der Wendigo, der sich Jake genähert hatte, laut auf. Schriller, tiefgelber wilder Schmerz explodierte in diesem Schrei und gefror in der Luft zu Hunderten von Splittern.
    Die Kreatur taumelte, ging in die Knie.
    Scarlet sah jetzt, was geschehen war.
    Ein Pfeil hatte sich durch seine Schulter gebohrt. Er schimmerte durchsichtig in der Dunkelheit. Ein zweiter Pfeil folgte dem ersten.
    Eines der rot glühenden Augen des Wendigo erlosch mit einem

Weitere Kostenlose Bücher