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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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machten wir uns auf den Weg, während Euch Anian und Ceallach den Stock schnitzten.«
    »Somit seid ihr vor uns angekommen. Und habt geredet, nicht wahr? Habt allen erzählt, was sich in euren Dörfern zugetragen hat.«
    »Wir wollten nichts Böses, Sieur«, sagte Herena.
    Declan nickte. »Ich, ich wollte nichts Böses. Das sollte sie sagen. Denn geredet hat nicht sie, sondern ich; sie hat nur geredet, wenn sie gefragt worden ist. Ich bin’s gewesen, obwohl ich stets so wortkarg gewesen bin. Freilich bin ich das nicht, Sieur, wenn ich von Euch spreche.« Er holte tief Luft und platzte dann heraus: »Ich wurde schon öfter geschlagen, Sieur. Zweimal von den Steuereintreibern, einmal vom Arm des Gesetzes. Beim zweiten Mal war ich der einzige Mann von Gurgustii, der sich wehrte, und wurde praktisch totgeschlagen. Wenn Ihr mich freilich bestrafen wollt, so braucht Ihr nur ein Wort zu sagen. Ich springe auf der Stelle ins Wasser, wenn Ihr wollt, obwohl ich nicht schwimmen kann.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es war nicht böse gemeint von dir, Declan. Aber es ist dir zu verdanken, daß Ceryx von mir erfahren hat und der arme Zama einen zweiten und einen dritten Tod hat sterben müssen. Ob all das ein Glück oder ein Unglück gewesen ist, das kann ich nicht sagen. Erst wenn wir ans Ende der Zeit gelangt sind, können wir sagen, ob etwas gut oder schlecht gewesen ist; ansonsten können nur Vermutungen über die Beweggründe der Handelnden angestellt werden. Woher habt ihr gewußt, daß ich dieses Schiff nehmen würde?«
    Der Wind frischte auf. Herena zog ihr Tuch fester um die Schultern. »Wir hatten uns hingelegt zum Schlafen, Sieur …«
    »In einem Gasthaus?«
    Declan räusperte sich. »Nein, Sieur, in einer Tonne. Wir dachten, dort würden wir nicht naß, falls es regnen sollte. Außerdem konnte ich am offenen Ende schlafen und sie beim Faßboden, so daß keiner an sie herankäme, ohne an mir vorbei zu müssen. Da waren einige Leute, die uns das nicht gestatten wollten, aber als ich ihnen alles erklärte, ließen sie uns gewähren.«
    »Er schlug zwei von ihnen nieder«, sagte Herena, »obwohl ihnen wahrscheinlich weiter nichts passierte, Sieur. Sie standen wieder auf und rannten davon.«
    »Als wir eine Weile geschlafen hatten, Sieur, kam ein Junge und weckte mich. Er war Schankgehilfe, Sieur, in dem Gasthaus, in dem Ihr wart, und wollte mir erzählen, daß Ihr dort wohntet und daß er Euch bedient hatte und daß Ihr einen Toten zurückgeholt hattet. Also ging ich mit ihr dorthin, um es zu sehen. Es waren viele Leute in der Schankstube, und alles redete davon, was passiert war. Manche erkannten uns, weil wir ihnen bereits von Euch erzählt hatten. Wie der Schankgehilfe, Sieur. Sie gaben uns Bier aus, weil wir kein Geld hatten, und wir bekamen gekochte Eier mit Salz, die es gratis zu den Getränken gab. Und dabei hörte sie jemand sagen, Ihr und die Frau würdet am Morgen in der Alcyone abfahren.«
    Herena nickte. »Also kamen wir heute morgen her. Unsre Tonne war nicht weit vom Kai, und ich weckte Declan, sobald es hell wurde. Der Kapitän war noch nicht da, aber der Mann, der ihn vertrat, war einverstanden, uns mitzunehmen, wenn wir dafür arbeiteten, und so halfen wir beim Tragen. Wir sahen Euch kommen, Sieur, und wir sahen auch, was am Ufer geschah und wichen Euch nicht mehr von der Seite.«
    Ich nickte, aber schaute gerade zum Bug. Hadelin und Burgundofara waren heraufgekommen und standen auf dem Vorderdeck. Der Wind drückte ihr die zerlumpten Seemannskleider an den Leib, und ich bemerkte mit Staunen, wie schlank sie war im Gegensatz zu Gunnies kräftiger, muskulöser Statur.
    Declan flüsterte heiser: »Diese Frau … War unter Deck mit dem Kapitän …«
    »Ich weiß«, erklärte ich. »Sie haben auch letzte Nacht beieinander gelegen im Gasthaus. Ich habe keinerlei Anspruch auf sie. Sie kann tun und lassen, was sie will.«
    Burgundofara wandte sich kurz um, blickte hinauf zu den Segeln (die nun aufgebläht waren wie ein Schwangerenbauch) und lachte über irgendeinen Spruch von Hadelin.
     

 
Wieder in Saltus
     
    Vor Mittag jagten wir dahin wie eine Jacht. Der Wind heulte im Takelwerk, und die ersten dicken Regentropfen bespritzten das Schiff wie auf die Leinwand geschleuderte Farbe. Von meiner Position an der Achterdeckreling verfolgte ich, wie das Topsegel und das Großbramsegel eingeholt und die übrigen Segel immer wieder gerefft wurden. Als Hadelin zu mir kam und mich überaus höflich darum ersuchte,

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