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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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könntest du dich beeilen?«
    Daraufhin zog ich mich natürlich noch langsamer an. Um den Gürtel aus der staubigen Hose zu bekommen, mußte ich die Pistole und das Messer abnehmen, das Gunnie für mich gefunden hatte. Der Steward erklärte, ich würde diese nicht brauchen; so trug ich die Waffen mit dem absurden Gefühl, ich würde eine wiederhergestellte Formation von Demilanciers inspizieren. Das Messer war so lang, daß man fast von einem Schwert sprechen konnte.
    Ich hatte nicht daran gedacht, daß die drei Ossipago, Barbatus und Famulismus sein könnten. Soweit mir bekannt war, hatte ich diese weit zurückgelassen auf Urth, und sie hatten ganz bestimmt nicht bei mir in der Pinasse gesessen, obwohl sie natürlich ein eigenes Fahrzeug besaßen. Tja, da standen sie nun, verkleidet (und das schlecht) als Menschen genauso wie bei unsrer ersten Begegnung auf Baldanders’ Burg.
    Ossipago verbeugte sich steif, Barbatus und Famulimus geschmeidig wie eh und je. Ich erwiderte ihren Gruß, so gut ich es vermochte, und hieß sie, wenn sie mit mir sprechen wollten, in meiner Prunkkabine herzlich willkommen, für deren Unordnung ich mich entschuldigte.
    »Wir können nicht eintreten«, erklärte mir Famulus, »selbst wenn wir wollten. Der Raum, in den wir dich bringen, ist nicht allzuweit von hier.« Wie immer klang ihre Stimme wie das Trällern einer Lerche.
    »Die Kabinen, so wie du eine hast, sind nicht so sicher, wie wir es gern hätten«, ergänzte Barbatus in seinem maskulinen Bariton.
    »Dann folge ich euch dorthin, wohin ihr wollt«, sagte ich. »Wißt ihr, es ist mir wirklich eine Freude, euch drei wiederzusehen. Eure Gesichter sind Gesichter aus der Heimat, selbst wenn’s falsche Gesichter sind.«
    »Du kennst uns also«, meinte Barbatus unterwegs im Korridor. »Aber die Gesichter darunter sind zu abscheulich für dich, so befürchte ich.«
    Der Korridor war zu schmal für alle vier nebeneinander; ich ging neben Barbatus, Famulimus und Ossipago gingen nebeneinander hinter uns. Es dauerte lange, bis ich die Verzweiflung überwand, die sich nun meiner bemächtigte. »Das erste Mal?« fragte ich. »Ihr habt mich noch nicht gesehn?«
    Famulimus trällerte: »Obwohl wir dich nicht kennen, kennst du uns, Severian. Ich habe gesehen, wie du dich gefreut hast bei unserm Anblick. Wir sind uns oft begegnet, und wir sind Freunde.«
    »Aber wir werden uns nicht wieder begegnen«, sagte ich. »Es ist das erste Mal für euch, die ihr rückwärts durch die Zeit reist, wenn ihr mich verlaßt. Und so ist es das letzte Mal für mich. Bei unsrer ersten Begegnung sagtet ihr: ›Willkommen! Es ist uns die allerhöchste Freude, dich hier begrüßen zu dürfen, Severian.‹ Und ihr wart traurig beim Abschied, daran erinnere ich mich sehr gut – ich erinnere mich an alles, müßt ihr wissen. Ihr habt euch übers Geländer eures Schiffes gebeugt, um mir zu winken, der ich auf dem Dach von Baldanders’ Turm im Regen gestanden habe.«
    »Nur Ossipago hier hat ein Gedächtnis wie ihr«, hauchte Famulimus. »Aber ich werde es nicht vergessen.«
    »Also ist es nun an mir, euch willkommen zu heißen, ist es an mir, traurig zu sein ob des Abschieds. Ich kenne euch drei seit mehr als zehn Jahren und weiß, daß die Fratzen unter den Masken auch nur Masken sind – Famulimus nahm die ihre ab bei unsrer ersten Begegnung, obwohl mir damals nicht klar war, daß sie dies schon oft getan hatte. Ich weiß, daß Ossipago eine Maschine ist, obgleich er nicht so beweglich wie Sidero ist, der, wie ich allmählich glaube, auch eine Maschine sein muß.«
    »Der Name bedeutet Eisen«, sagte Ossipago, der damit zum ersten Mal sprach. »Obwohl ich ihn nicht kenne.«
    »Und der deine bedeutet Knochenbauer. Du hast dich um Barbatus und Famulimus gekümmert, als sie noch klein gewesen sind, dafür gesorgt, daß sie gefüttert worden sind, und so fort. Famulimus hat mir das mal gesagt.«
    »Wir sind da«, stellte Barbatus fest und öffnete mir die Tür.
    In der Kindheit stellt man sich vor, jede verschlossene Tür führe zu einem Wunder, zu einem Ort, der sich von allen anderen Orten unterscheidet. Das kommt daher, daß es sich in der Kindheit oft so bestätigt hat. Das Kind, das keinen andern Raum als den eigenen kennt, staunt gewaltig über neue Ansichten, die ein Erwachsener ohne weiteres erwartet hätte. Als ich noch ein Kind war, war das Tor eines bestimmten Mausoleums ein Portal des Staunens für mich; und als ich über seine Schwelle trat, war ich nicht

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