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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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veränderte sich mordsmäßig, so daß ich bereits wußte, daß er nicht war, wofür wir ihn zunächst hielten. Er ist … Ich weiß nicht.«
    Apheta hauchte: »Darf ich’s sagen? Er ist eine Reflexion, eine Imitation dessen, was ihr sein werdet.«
    »Falls die Neue Sonne kommt, meinst du?« warf ich ein.
    »Nein. Sie kommt, meine ich. Die Prüfung ist vorbei. Ich weiß, du hast dich so lange mit nichts andrem befaßt, somit fällt es dir schwer, einzusehen, daß sie vorbei ist. Du hast es geschafft. Du hast eure Zukunft gerettet.«
    »Und damit habt ihr es geschafft.«
    Apheta nickte. »Du hast verstanden.«
    Gunnie sagte: »Ich verstehe nichts. Was redet ihr da?«
    »Schau, die Hierarchen und ihre Hierodulen – und auch die Hierogrammaten – sind bestrebt gewesen, daß aus uns wird, was wir geworden sind. Was wir werden können. Habe ich recht, Frau? Das ist ihr Richteramt, der ganze Grund für ihre Existenz. Sie bringen uns durch die Wehen, durch die wir sie gebracht haben. Und …« Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Die Silben blieben mir in der Kehle stecken.
    Apheta sagte: »Ihr werdet uns eurerseits durch das bringen, was ihr durchgemacht habt. Ich glaube, du verstehst. Aber du«, – sie blickte zu Gunnie –, »hast nicht verstanden. Eure Rasse und unsre Rasse sind vielleicht lediglich gegenseitige Fortpflanzungsorgane. Du als Frau sagst, du erzeugst dein Ei, damit eines Tages eine weitere Frau daraus entsteht. Dein Ei aber würde sagen, es lasse diese Frau entstehen, damit es eines Tages ein neues Ei gebe. Wir haben ebenso inständig gehofft, daß die Neue Sonne besteht, wie er das gehofft hat. Inständiger noch, um ganz ehrlich zu sein. Indem er seine Rasse rettet, rettet er uns, wie wir unsre zukünftige Rasse gerettet haben, indem wir die eurige retten.«
    Apheta kehrte sich wieder mir zu. »Ich sagte dir schon, daß du eine schlechte Nachricht brachtest. Die Nachricht, daß wir das besagte Spiel tatsächlich verlieren könnten.«
    Ich sagte: »Ich habe drei Fragen, Frau. Erlaube, daß ich sie stelle. Danach gehe ich, wenn es gestattet ist.«
    Sie nickte.
    »Wie konnte Tzadkiel behaupten, meine Prüfung sei vorbei, während die Aquastoren kämpfen und sterben mußten, um mich zu retten?«
    »Die Aquastoren sind nicht gestorben«, erklärte Apheta. »Sie leben in dir. Was Tzadkiel betrifft, so sagt er dies, weil es wahr ist. Er hat die Zukunft geprüft und festgestellt, daß die Chance hoch ist, daß du deiner Urth eine frische Sonne bringst und damit diesen Zweig deiner Rasse rettest, damit er die unsre hervorbringe in eurem briahtischen Universum. Es ist diese Prüfung, von der alles abhängt. Sie ist abgeschlossen mit einem für dich günstigen Ergebnis.«
    Gunnie blickte von Apheta zu mir, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, aber schwieg dann.
    »Meine zweite Frage. Tzadkiel sagte auch, das Urteil könne nicht gerecht sein, und er leiste alles an Wiedergutmachung, wozu er imstande sei. Du sagst, er sei ehrlich. Unterscheidet sich das Urteil von meiner Prüfung? Inwiefern ist es ungerecht?«
    Aphetas Stimme war kaum mehr als ein Hauch. »Es’ ist leicht, sich über Ungleichheit zu beklagen und Unparteilichkeit zu fordern, wenn man nicht richten muß, denn sonst brauchte der Richter nicht um Gerechtigkeit ringen. Wenn man also richten muß wie Tzadkiel, so kann man eben nicht beiden Seiten gerecht werden. In Würdigung derer auf Urth, die sterben werden, insbesondere derer, die als Arme und Ungebildete nicht einmal wissen, wofür sie sterben müssen, hat er ihre Repräsentanten zu sich bestellt …«
    »Uns, meinst du!« rief Gunnie.
    »Ja, euch Seeleute. Und dir, Autarch, hat er jene als Verteidiger gegeben, die Grund haben, dich zu hassen. Das war gerecht gegenüber den Seeleuten, aber ungerecht dir gegenüber.«
    »Ich habe schon öfter Strafe verdient, aber nicht erhalten.«
    Apheta nickte. »Aus diesem Grund wurden gewisse Szenen, die du sahst oder zumindest gesehen hättest, wenn du einen Blick darauf verschwendet hättest, eingerichtet im schmalen Gang, der um diesen Saal führt. Manche erinnerten an deine Pflichten. Andere sollten zeigen, daß auch du gelegentlich krasse Strafen zugemessen hattest. Verstehst du jetzt, warum du auserwählt worden bist?«
    »Ein Folterer als Welterretter? Ja.«
    »Nimm die Hände vom Gesicht. Es ist genug, wenn du und die arme Frau mich kaum hören könnt. Gestatte wenigstens, daß ich dich höre. Nun sind die drei besagten Fragen

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