Die Vampir-Brüder
reicht!«
Der Blutsauger blieb neben dem Gefesselten knien und grinste ihn kalt an.
Zum ersten Mal nach langer Zeit war Luke Dolan wieder in der Lage, etwas zu sagen. Auch wenn er die eigenen Worte kaum verstand, aber der Vampir hatte sie gehört.
»Was soll das alles?«
»Du wirst sterben. Als Mensch und nicht als einer von uns. Wir wollen keine Spuren hinterlassen. Wir wollen im Geheimen bleiben. Für alle Zeiten.«
»Und wer seid ihr?«
»Brüder.«
»Geschwister?«
»So sehen wir es.«
Dolan konnte nicht mehr sprechen. Sein Schicksal war besiegelt. Er sah auch keine Chance mehr, sich dagegen aufzulehnen.
Nur eines wunderte ihn. Dass er in der Nähe des Todes noch so ruhig bleiben konnte. Das hätte er nie von sich gedacht. Es konnte auch daran liegen, dass er sein Leben gelebt hatte und ihm eigentlich nichts mehr fremd war.
»Ein Feuer hier unten. Fast normal...«
Da wusste Dolan Bescheid. Und es war grauenvoll. Das Filmmaterial brannte wie Zunder. Es würde ihm nicht gelingen, sich davon zu befreien, wenn es erst mal von den Flammen erfasst wurde. Alles ging dann blitzschnell.
Der zweite Blutsauger ging bereits zur Tür, um dort außerhalb der gefährlichen Zone zu bleiben.
Der Vampir neben Luke griff in die Tasche seines alten Mantels. Er holte ein Feuerzeug hervor. Das bleiche Totengesicht mit den grauen Streifen darin verzog sich dabei zu einem wissenden Lächeln, und mit einer geschickten Bewegung des Daumens sorgte er dafür, dass die Flamme aufzuckte.
Für Dolan war sie das Totenlicht!
»Nein, nicht!«, flehte er.
»Doch!«
Danach ging alles blitzschnell. Der Hauch einer Berührung reichte schon aus, um das Material in Brand zu setzen. Das Feuer breitete sich unglaublich rasch aus. Es huschte an dem alten Filmmaterial entlang und hatte Sekunden später schon eine flammende Fessel um den Körper des Fotografen gelegt.
Als dessen erste Schreie aufgellten, standen die Blutsauger bereits an der Tür.
Sie nahmen die Treppe, verfolgt von den Schreien eines Menschen, der bei lebendigem Leib verbrannte...
***
»Ich fahre mit, Bill.«
Der Reporter schaute seine Frau Sheila an und vergaß für einen Moment sein Frühstücksei.
»Wohin denn?«
»Du wolltest doch zu diesem... wie hieß er noch gleich?«
»Luke Dolan.«
»Genau.«
»Hm!«, machte Bill.
»Passt dir was nicht?«, erkundigte sich Sheila von der anderen Seite des Tisches honigsüß.
»Nein, nein, das nicht.« Bill kratzte den Rest des Eies aus der Schale. »Ich wundere mich nur darüber, wo du mich doch sonst am liebsten gar nicht fahren lassen würdest.«
»Das ist heute was anderes.«
»Wieso?«
»Erstens scheint tatsächlich mal wieder die Sonne, zweitens habe ich nichts vor...«
»Und drittens?«, fragte Bill.
»Ist der Job wohl nicht gefährlich, möchte ich mal sagen. Oder glaubst du daran, dass dich das Anschauen eines alten Films in Schwierigkeit bringen wird?«
»Eigentlich nicht.«
»Eben. Und deshalb kann ich auch dabei sein. Machen wir mal wieder einen kleinen Ausflug in Richtung Küste.«
»Ich habe nichts dagegen.«
Sheila lächelte. Sie hatte wirklich keine Lust, zu Hause zu bleiben, was auch am Wetter lag, denn an diesem Tag zeigte sich der November von seiner eher unbekannten Seite. Es schien die Sonne und ließ das Herbstlaub im Garten der Conollys golden aufleuchten. Alles deutete darauf hin, dass es ein goldener Novembertag werden würde. Für den nächsten Tag war schon wieder schlechteres Wetter angesagt worden. Regen und Sturm. Für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten würde erneut das Wasserchaos hereinbrechen. Auch die Themse hatte noch nie so viel Wasser geführt wie in den letzten beiden Wochen. An vielen Stellen war der Fluss über die Ufer getreten. Dabei waren auch London und Umgebung nicht verschont geblieben.
»Was ist dieser Luke Dolan eigentlich für ein Mensch?«, fragte Sheila.
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Aber du kennst ihn doch.«
»Nicht gut genug. Wir haben uns einige Male getroffen. Jedenfalls ist er ein guter Fotograf, dem bei seiner Arbeit nichts zu viel war. Er hat sich in diesem Jahr zurückgezogen, um nur noch Privatmann zu sein. Auch hat er davon gesprochen, ein Buch mit seinen besten Fotos herauszugeben. Da sind wirklich tolle Aufnahmen dabei. Besonders die schwarzweißen.«
»Was will er denn genau von dir?«
»Er will mir einen Film zeigen.«
»Das weiß ich.« Sheila winkte ab. »Hat er dir was über den Inhalt erzählt.«
Bill schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher