Die Vampir-Flotte
der sich in der Weite des Atlantiks verlief.
Ike Clanton ließ das Schiff nicht aus den Augen. Er stand an der Steuerbordseite, hatte die Sonne im Rücken und brauchte deshalb keine dunkle Brille.
Hin und wieder schaute er aufs Meer. Aber kein Kopf hüpfte über den Wellen. Von Simon Rock und Montana fehlte nach wie vor jede Spur. Ike quälten die schlimmsten Befürchtungen. Wenn die Gegenseite gute Waffen besaß, hatten Simon und der andere keine Chance.
Das fremde Schiff fuhr so, daß die querlaufenden Wellen gegen den Bug prallten, gebrochen wurden und hoch aufspritzten. Ein richtiger Fahrensmann hätte einen anderen Kurs gewählt, er wäre nicht quer zu den Wellen geschippert.
Auf dem Ruderhaus glänzten die Antennen im Sonnenlicht. Ike erkannte, daß das Schiff mit Radar und Funk ausgerüstet war. Diese Yacht hatte eine Menge gekostet.
Er schaute auf die breite Panoramascheibe des Ruderhauses. Von der Seite her fielen die Sonnenstrahlen gegen das Schiff.
Die linke Hälfte der Scheibe leuchtete.
Rechts stand jemand.
Ike Clanton hatte noch scharfe Augen. Er erkannte die Umrisse eines Mannes.
Also war es doch kein Geisterschiff. Aber so ein Kahn brauchte mehr Männer als Besatzung. Nur wo steckten die? Ike nahm an, daß sie sich unter Deck verkrochen hatten.
Und das mußte seinen Grund haben. Wahrscheinlich planten sie einen überraschenden Angriff.
Der Mann auf der Brücke bewegte sich. Wenig später fuhr die Yacht mit halber Kraft weiter und wurde direkt auf das Boot der Taucher zugesteuert.
Vielleicht noch hundert Yards trennten die beiden Schiffe. Aus seiner Deckung meldete sich O'Brien.
»Wie sieht es aus, Ike?«
Clanton antwortete, ohne groß die Lippen zu bewegen.
»Ich sehe bis jetzt nur den Steuermann an Bord.«
»Das läßt hoffen.«
»Warte es ab.«
»Okay, meine Kanone ist geladen.«
Die Bugwelle des größeren Schiffes rollte voran und erfaßte das Boot der Taucher. Es dümpelte auf und nieder, die Yacht war schon sehr nahe. Es mußte etwas passieren.
Und es geschah auch was.
Aus dem Niedergang tauchte eine Frau auf. Sie trug enge schwarze Leinenjeans, einen ebenfalls schwarzen Pullover und hatte das lange dunkle Haar mit einem knallroten Stirnband gebunden. Sie winkte Ike Clanton zu.
Der Kanadier war ziemlich überrascht. Mit allem hätte er gerechnet, nur nicht mit diesem Weib. Daß es Rasse und Klasse hatte, sah er als Kenner sofort.
»Können wir anlegen?« rief sie.
»Ja.« Nach dieser Antwort ärgerte sich Ike Clanton, denn sein ungutes Gefühl war auch beim Anblick der Frau nicht verschwunden. Sie nahm eine Leine, die aufgerollt an Deck lag, und schleuderte sie zur Flying Star rüber.
Ike fing sie auf. Er taute das Boot fest und nahm auch die zweite Leine.
Das größere Schiff schwang auf die Flying Star zu, und dann rieb Bordwand gegen Bordwand.
»Haben Sie einen besonderen Grund?« rief Ike Clanton.
»Wie meinen Sie das?«
Clanton grinste. »Das wissen Sie genau. Also, was wollen Sie von uns, Miss…«
»Ich heiße Pamela Scott.«
»Okay, Miss Scott. Ich kenne Sie nicht, ich habe Sie nie gesehen. Was wollen Sie?«
Lady X lächelte hinterhältig. »Warum sind Sie eigentlich so mißtrauisch einer Frau gegenüber?«
»Weil solch ein Schiff wie Ihres nicht von zwei Personen gelenkt werden kann. Wo steckt die übrige Besatzung?«
»Moment!« rief Lady X und bückte sich. Dabei drehte sie Ike Clanton den Rücken zu und rief etwas in Richtung Niedergang, was der Taucher nicht verstand.
Die Scott hatte ihn jedoch abgelenkt. Und das war der Sinn der Sache gewesen. So achteten weder Ted Lawrence noch O'Brien auf den Mann, der die Brücke besetzt hielt.
Es war Mr. Mondo, der Monstermacher!
»Jetzt!« rief er in das Sprachrohr, das ihn mit den Mitgliedern der Mordliga unter Deck verband.
Und die reagierten.
Ike Clanton konnte den Niedergang von Bord der Flying Star nicht einsehen. Deshalb entging ihm auch die Gestalt, die geduckt über die Stufen schritt.
Es war Vampiro-del-mar. Er hielt eine Maschinenpistole in der Hand, die er sofort Lady X überreichte.
Ike Clanton sah wohl die Bewegung, doch es war zu spät. Plötzlich lag Lady X auf den Planken, wirbelte herum und feuerte.
Im Nu brach die Hölle aus…
***
Von der Decke hingen Fischernetze. Sie waren mit Haken an den dunklen Balken befestigt, die die Wände des Lokals dekorierten. Ein ausgestopfter Hai war ebenso vertreten wie zahlreiche Flaschenschiffe, die schon meine Bewunderung hervorgerufen hatten,
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