Die Vampir-Flotte
jedenfalls hielt es in seiner Deckung nicht mehr aus. Das war O'Brien. Er hatte seinen Platz verlassen und robbte schlangengleich über das Deck. Er hatte den Vampir gesehen, der ihm den Rücken zuwandte und suchend seinen Kopf drehte.
Zwei Yards hinter ihm blieb O'Brien liegen. Im Innern des Iren vereiste etwas. Er hatte noch nie einen Menschen in den Rücken geschossen, aber war dieses Wesen hier überhaupt ein Mensch? Oder war es ein Monster? Ja, mit Sicherheit letzteres.
»Fahr zu Hölle!« kreischte der Ire, hob seine Waffe ein wenig an und schoß.
Rasend schnell spie die Mündung des Gewehres das Blei aus, das den Rücken, die Seite und die Brust des Monsters traf, es durchschüttelte, aber nicht tötete.
Vampiro-del-mar, der Kaiser der Blutsauger, wie er sich selbst nannte, lachte über so etwas nur.
Dann schlug er zurück.
Inmitten des Kugelhagels drosch er seine gewaltige Faust nach unten, traf seinen Gegner an Hals und Kopf und schleuderte ihn zu Boden.
O'Brien krachte mit dem Rücken auf die Planken.
Wie im Krampf hielt er die Waffe umklammert, sie erschien ihm als der einzige Lebensretter, doch das war ein Trugschluß.
Der nächste Tritt traf ihn so hart, daß er seine Schnellfeuerwaffe fallen lassen mußte.
Sie rutschte über die Planken und blieb in einer für ihn unerreichbaren Entfernung liegen.
O'Brien wälzte sich herum und griff zur Pistole. In diesem Magazin steckten auch noch einige Kugeln, die er der Bestie in den Balg jagen konnte.
Doch der Ire kam nicht mehr dazu, die Waffe hervorzuziehen. Seine Hand berührte zwar noch den Griff, doch da war der andere schon über ihm. Vampiro-del-mar hatte auf diesen Moment gewartet. Er riß den Iren mit unwiderstehlicher Gewalt in die Höhe, in seinem verwüsteten Gesicht stand die Vorfreude auf das Blut des Menschen zu lesen.
Den Mund hatte er aufgerissen, die Zähne gebleckt. Die Reißzähne schimmerten, die beiden Vampirhauer standen weit vor.
Dieses schreckliche Bild war das letzte, was der Ire O'Brien in sich aufnahm, denn Vampiro-del-mar biß zu.
O'Brien spürte noch den rasenden Schmerz am Hals, dann löschte eine gnädige Bewußtlosigkeit all sein Denken und Fühlen aus.
Hinterher warf Vampiro-del-mar seinen leblosen Körper ins Meer. Das Wasser spritzte auf, als der Taucher O'Brien in den Fluten verschwand und nicht mehr zu sehen war.
Tokata hatte sich inzwischen den Schwarzen vorgenommen. Ted Lawrence hatte nicht mehr Chancen als O'Brien.
Lady X warf einen Blick zur Brücke hoch und sah die zerstörte Panoramascheibe. Mr. Mondo stand dort. Die Augen hinter seiner randlosen Brille funkelten. Er hatte ein Taschentuch gegen seine Wange gepreßt, aus der das Blut lief. Dort mußte ihn ein Glassplitter getroffen haben.
»Alles klar?« fragte die Mörderin.
»Ja.«
Lady X steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus. Das nächste Monster erschien.
Es war Lupina, die Werwölfin. Eine brisante Mischung aus Weib und Bestie. Der Kopf war der einer bildhübschen Frau. Langes blondes Haar fiel bis auf die Schulter, die Augen leuchteten blau, das Gesicht konnte man als außergewöhnlich hübsch bezeichnen, doch nach dem Hals begann der zottige, fellbedeckte Körper der Bestie. Eine Wölfin präsentierte sich den Blicken der übrigen Mordliga-Mitglieder. Ein schauriges Geschöpf, in seiner Zusammensetzung einmalig und ebenso grausam wie die anderen Monster.
Für sie war nichts zu tun gewesen. Lupina hielt sich meist etwas im Hintergrund, aber ihre Stunde würde noch kommen, da waren sie alle sicher.
Sie trat zur Seite, damit der Führer der Mordliga, der Menschdämon Dr. Tod, das Deck betreten konnte.
Er war das Gehirn, der brutale Planer all der Verbrechen, die auf das Konto dieser dämonischen Bande gingen. Obwohl er aussah wie ein Mensch, hatte er dort, wo normalerweise das Herz sitzt, einen Stein. Er war zynisch und brutal.
Der richtige Boß dieser Truppe.
Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er stehen. Seine Augen glitten über das von den Mitgliedern der Mordliga besetzte Deck der Flying Star.
Zufrieden nickte er.
So genau hatte er es haben wollen. Die Schwierigkeiten waren beseitigt.
Wie so oft auch bei Gangsterbanden sah der Boß dieser Truppe nicht wie ein potentieller Führer aus. Er war eher klein, kleiner jedenfalls als die Wesen, die er befehligte. Sein Gesicht war hart geschnitten und wirkte eckig. Die Augen schienen nur Kieselsteine in dieser Visage ohne Regung zu sein. Es war der Körper von
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