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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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wütend Beauregard auf Kate auch war, sein Zorn auf Winthrop kannte keine Grenzen. Wie konnte er es wagen, aufzusteigen und abgeschossen zu werden? Mit ihm verzeichnete der Diogenes-Club, nach Spenser, bereits den zweiten Verlust in diesem noch jungen Jahr. Dieser Einsatz schien den Männern den Verstand zu rauben.
    Allard hatte sich zum Schutz gegen die Sonne, die durchs Fenster fiel, einen Schal um den Kopf geschlungen und seinen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen. Nur seine stechenden Augen und die vorspringende Nase waren zu sehen.
    »Und es gibt wirklich keine Hoffnung?«, fragte Beauregard.
    »Ich habe mit allen Stellungen entlang der Linien telefoniert«, sagte Allard. »Ich dachte, die eine oder andere Maschine sei vielleicht weiter westlich abgestürzt. Aber dem war leider nicht so. Major Cundalls Streife ist verloren.«
    Beauregard schüttelte den Kopf und schalt sich einen Narren. Er allein trug die Schuld am Tod der Männer.
    »Vielleicht sind sie gefangengenommen worden?«, wandte Kate ein.
    »Die Deutschen haben die Siege für sich reklamiert«, sagte Allard. »Sie haben die Seriennummern. Also werden sie vermutlich auch bestätigt. Sie reklamieren Abschüsse, keine Gefangenen.«
    »Geht das immer so schnell?«
    »Nein, normalerweise dauert es einen Tag, aber in diesem Fall besteht nicht der geringste Zweifel. Die RE8 hat Manfred von Richthofen für sich verbucht. Bei Morgengrauen haben die Deutschen ein Paket mit persönlichen Gegenständen abgeworfen. Courtneys Uhr und Zigarettenetui.«
    Eine düstere Stimmung machte sich breit.
    »Von Winthrop war nichts dabei?«

    Allard schüttelte den Kopf.
    »Dann ist wohl nicht mehr sehr viel übrig von dem Burschen.«
    Sein totgeborener Sohn wäre vermutlich zu einem Mann wie Edwin herangewachsen. Und hätte er gelebt, so wäre er jetzt wahrscheinlich tot, wie Edwin dem Krieg anheimgefallen. Beauregard dachte an Pamela, die bei der Niederkunft gestorben war und nicht hatte mit ansehen müssen, wie die Welt zugrunde ging. Und er dachte an Geneviève, die, auf ewig zwischen Leben und Tod gefangen, möglicherweise zu viel wusste.
    Kate war außer sich. Wenn die Namen der Toten ausgestrichen wurden, war die Schnüffelei kein Spiel mehr. Es war merkwürdig: Sie entrüstete sich seit so langer Zeit über das sinnlose Sterben, dass dies unmöglich ihre erste Begegnung mit dem Tod sein konnte. Sie hatte die Zeit des Schreckens miterlebt. Sie arbeitete als Krankenschwester. Sie hatte Dutzende sterben sehen.
    »Ich werde mit Mrs. Harker sprechen. Sie können von Glück sagen, wenn Sie auf den Hebriden Armeedecken zählen dürfen.«
    »Ich habe es nicht besser verdient«, gestand Kate.
    Beauregard war enttäuscht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie nachgeben würde. Für gewöhnlich konnte man sich auf ihre Streitbarkeit verlassen. Wie so oft in letzter Zeit war er müde und erschöpft. In seinem Alter hätte er diesem grausamen Spiel ein für alle Mal den Rücken kehren sollen. Doch wie üblich setzte England sein Vertrauen in ihn …
    Sofern man den spärlichen Berichten und den deutschen Siegesmeldungen Glauben schenken durfte, hatten Cundalls Leute das Château du Malinbois erreicht und waren vom fliegenden Monstrositätenkabinett überrascht worden. Es war zu einem Massaker gekommen. Sechs neuerliche Siege für Richthofens Mörderschwadron.

    »Aber Charles, ich dachte, wir seien im Besitz der Luftherrschaft?«
    Commander Hugh Trenchard vom Royal Flying Corps verfolgte die Strategie der bewaffneten Luftaufklärung. Theoretisch war der Himmel über Frankreich für den gemeinen deutschen Flieger so gefährlich, dass die kaiserliche Luftwaffe als Beobachtungsinstrument untauglich war.
    »Ja, Kate. Im Großen und Ganzen schon. Trotzdem haben wir im Kampf zwischen Cundall’s Condors und dem ersten Jagdgeschwader den Kürzeren gezogen.«
    »Dem Feind ist gelungen, was Sie seit Kriegsbeginn versuchen, nämlich seine besten Flieger, seine übelsten Mörder, in einer Einheit zusammenzufassen.«
    »Sie sind anscheinend bestens informiert«, sagte er.
    »Hatte das Geschwader Condor nicht den Auftrag, Erkenntnisse über die Frühlingsoffensive zu sammeln?«
    »Was Sie nicht sagen, eine Frühlingsoffensive! Womöglich können Sie mir sogar das genaue Datum nennen, an dem Dracula und Hindenburg ihren Angriff ansetzen wollen?«
    »Seien Sie doch nicht kindisch, Charles. Es weiß schließlich jeder, dass der Feind demnächst eine Offensive startet. Selbst Bottomley,

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