Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
erklärte Beauregard. »Offiziell.«
    »Auf Wiedersehen, Charles. So entgeht uns beiden etwas.«
    Kate verließ die Messe. Dravots Blick folgte ihr.
    »Sie dürfen sie nicht aus den Augen lassen«, wandte sich Beauregard an Allard. »Sie ist intelligenter, als sie aussieht.«
    Allard nickte. Er hatte die Andeutung verstanden.
    »Der Wachposten darf auf keinen Fall Warmblüter sein. Stellen Sie ihr am besten einen Homosexuellen oder einen Mönch zur Seite. Wenn ich es recht bedenke, würde ich Kate Reed nicht einmal einem Mönch anvertrauen.«
    Die Müdigkeit lastete auf Beauregards Schultern wie ein schwerer Mantel. Er hatte keine Ahnung, was Croft von ihm verlangte, doch es war gewiss nichts Angenehmes. Sie waren sich seit der Zeit des Schreckens spinnefeind. Crofts Abteilung hätte den Diogenes-Club am liebsten aufgelöst. In gewissen Regierungskreisen hielt man das Treiben von Smith, Cumming, Beauregard & Co. für die anachronistischen Lausbubenstreiche großmäuliger Knaben, die den harten und grausamen geheimen Kriegen des zwanzigsten Jahrhunderts nicht gewachsen waren. Diese Narren hatten keinen Schimmer, wie hart und grausam die geheimen Kriege des neunzehnten Jahrhunderts gewesen waren.
    Er hatte Spensers Angehörigen noch nicht geschrieben. Nun
würde er einen Beileidsbrief an Winthrops Familie aufsetzen müssen.
    »Sir«, sagte Dravot.
    Obgleich der Sergeant keine Miene verzog, wusste Beauregard, dass er eine schlimme Niederlage zu verkraften hatte. Dravot pflegte keine Offiziere zu verlieren.
    »Die Schuld liegt nicht bei Ihnen, Danny. Wenn überhaupt, dann liegt sie bei den Toten. Major Cundall hat Winthrop gefragt, ob er mitkommen wolle. Und der Bursche hat Ja gesagt.«
    Dravot quittierte Beauregards Ausführungen mit einem knappen Nicken. Dann holte er zögernd einen Brief hervor.
    »Lieutenant Winthrop hat mir das gegeben.«
    Beauregard nahm den Brief an sich. Die Adresse lautete: Catriona Kaye, Altes Pfarrhaus, Alder, Somerset. Ihm blutete das Herz, wenn er sich Catriona Kaye vorstellte. Und wenn er sich vorstellte, was in dem Brief stand.
    Er war von Hass erfüllt. Von diffusem, allumfassendem Hass. Es genügte nicht, den Krieg zu hassen; er musste jede Schraube, jedes Zahnrad der Maschine hassen, die Winthrop und eine Million anderer junger Männer verschlungen hatte. Und nicht zuletzt auch ihn selbst.
    »Ich werde dafür sorgen, dass der Brief seine Empfängerin erreicht«, versicherte er Dravot.

26
Ein Platz an der Sonne
    I n den Tunnels herrschte Dunkelheit, doch an ihrem Ende war Licht. Die Sonne stand am Himmel. Er preschte auf den schwachen Schimmer zu. Ball stolperte ihm hinterdrein, machte unermüdlich Boden wett. Die Troglodyten waren zu sehr mit dem Feuer beschäftigt, um die Verfolgung aufzunehmen.
    Winthrop spürte sein schlimmes Knie. Der Notverband, den man ihm angelegt hatte, war erstaunlich fest. Auch in seine Füße kehrte nach und nach Gefühl zurück. Er ignorierte den Schmerz.
    Er hörte Schüsse, konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass sie ihnen galten. Eine zweite Munitionskiste war explodiert. Irgendetwas heulte wie ein Tier.
    Die Tunnelöffnung war nur noch wenige Yards entfernt. Winzige Lichtdolche durchlöcherten den Tarnnetzvorhang. An der Sonne wären sie sicher. Die Troglodyten waren Neugeborene, zu schwach, um bei Tageslicht zu überleben.
    Genau wie Albert Ball. Das fiel ihm ein, als er den Netzvorhang beiseitestieß. Doch für einen Kurswechsel war es zu spät. Winthrop wankte mit letzter Kraft ins Freie, stolperte und stürzte in seiner ganzen Länge auf den zernarbten Boden des Bombentrichters. Nach all der Dunkelheit drohte ihm das sanfte, milchige Licht die Augen zu versengen. Er blinzelte, und bald ging es ihm besser.
    Es war ein schöner, ruhiger Tag. Kaum Bombardement. Zwar herrschte nach wie vor schneidende Februarkälte, doch die Wolken hatten sich verzogen, und die Sonne strahlte.
    Ball schoss aus der Tunnelöffnung und fiel wie erschlagen in den Schlamm. Seine Glieder krümmten sich, weil die Sehnen sich
verkürzten, so dass er wie ein verknöcherter Pompejaner aussah. Rauchfetzen stiegen von seinem Körper auf. Seine Züge verzerrten sich und erstarrten in einem Schrei, der zu einem röchelnden Seufzer verkümmerte. Er schlug sich schützend die Hand vor das Gesicht.
    Winthrop rappelte sich hoch und riss den Vorhang von der Tunnelöffnung. Er breitete ihn über Ball, hüllte den Vampir in kühlen Schatten. Sofort beruhigte sich der Flieger. Balls

Weitere Kostenlose Bücher