Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
über das Messing.
    »Ganz vorsichtig.«
    Er küsste ihre Finger, berührte ihre Dornenklauen mit der Zunge. Ebenso sanft, wie sie seinen Penis genommen hatte, nahm er nun ihren Zeigefinger und führte die Spitze an ihre Kehle. Sie erlebte einen unglaublichen Höhepunkt. Ihre freie Hand ballte sich zur Faust und zerquetschte eine Messingstange.
    Edwin ritzte ihr mit ihrem eigenen Fingernagel die Haut und stach in eine der verästelten blauen Adern an ihrer Brust. Scharlachrotes Blut quoll hervor, und er schloss die Lippen um die Wunde und saugte wie ein kleines Kind. Warme Schmerzenswogen umspülten sie. Sie war hilflos, spürte ihn von Kopf bis Fuß. Sie versuchte ihn vor ihrem Blut zu warnen. Doch er trank ohne Rücksicht. Er ließ sie mit beängstigender Entschlossenheit zur Ader. Sie hatte sich von ihm verführen lassen. Das hatte sie nicht gewollt.
    Edwin verschlang ihr Blut in großen Schlucken, als er sich nicht länger zurückhalten konnte. Er presste sie an sich und verströmte sich in ihr. Die sich ausbreitende Wärme genügte nicht, um ihren roten Durst zu stillen.
    Da sie tot war, konnte Kate auf diese Art kein Kind empfangen. Nur indem sie ihr Geblüt vererbte, konnte sie Nachkommen zeugen. Vielleicht würde es ihr dennoch gelingen, zur Mutter ihres Liebhabers zu werden.
    Fleischlich vereint lagen sie beieinander und tauschten Körperflüssigkeiten aus. Panik verfinsterte Kates Gedanken. Edwin wurde ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Der Schlaf drohte ihn zu übermannen.
    Sie befreite sich von seinem drückenden Gewicht. Die Wunde in ihrer Brust schloss sich im Nu, und alles, was zurückblieb, war ein Blutstropfen an ihrem Busen. Keine Narbe. Edwins Lippen waren rot von ihrem Vampirsaft.

    Sie schüttelte ihn. »Edwin, wenn du dich verwandeln willst, muss ich dein Blut trinken, um die Vereinigung zu vollziehen.«
    Er stöhnte und legte sich schützend die Hände um den Hals. In seinem Brusthaar klebte Blut. »So ist es zu gefährlich.«
    Sie hatte keine Fangkinder. Sie war noch nicht lange genug untot, um solch eine Verantwortung auf sich zu nehmen. Dafür wusste sie noch viel zu wenig über ihren Zustand. Trotzdem hatte sie sich wie ein dummes, warmblütiges Gör von ihrer Leidenschaft fortreißen lassen, mit dem Erfolg, dass sie sich jetzt, in diesem ungünstigen Augenblick, für oder gegen die Mutterschaft entscheiden musste.
    Edwin schlug die Augen auf.
    Sie wollte ihn zur Ader lassen bis zum letzten Tropfen, ihn trinken, bis sein Herz versagte, über seinen Leichnam wachen und ihn neugeboren ins Mondlicht locken.
    »Bitte verzeih mir, Edwin, aber du lässt mir keine Wahl.«
    Ihre Kieferknochen sprangen aus den Gelenken, und sie riss den Mund weit auf wie eine Schlange. Rings um die Sporne ihrer Schneidezähne sprossen ihr neue Hauer aus dem Maul. Sie schmeckte ihren blutgesalzenen Speichel.
    Edwin streckte die Hand aus und versuchte Kate mit gespreizten Fingern abzuwehren.
    »Nein«, sagte er mit schwacher Stimme, »nein, Miss Maus.«
    Sie war hin- und hergerissen zwischen Vernunft und Verlangen, gefangen zwischen ihrem Blutdurst und Edwins zurückkehrender Kraft. »Du wirst dich nicht verwandeln«, nuschelte sie durch ihre Hauer.
    Er schüttelte den Kopf. »Du darfst mich nicht zum Vampir machen. Ich will mein eigener Herr sein. Bitte, Kate …«
    Er fiel in Ohnmacht. Das Blut pochte in seinen Adern, sein Herz schlug laut und regelmäßig. Sie wollte aufheulen vor Verzweiflung. Er hatte den Wolf in ihr geweckt, und doch verbot er
ihr, von seinem Blut zu trinken. Das Zimmer verschwamm ihr vor den Augen wie ein Spiegelbild in einem aufgewühlten Teich. Seine Erinnerungen an Fliegerei und Feuersbrünste machten ihr nach wie vor zu schaffen. Sie setzte ihre Brille auf und versuchte den Wolf aus ihrem Herzen zu verbannen.
    Sie erhob sich von dem schmalen Bett. Edwin streckte sich lächelnd aus. Sie zitterte, schwach und frierend, als habe sie einem Patienten Blut gespendet. Doch dieser Fall lag weitaus komplizierter. Er würde bestimmt Verständnis dafür haben, wenn sie im Schlaf über ihn herfiel. Wenn er sich erst einmal verwandelt hatte, würde er ihr vermutlich sogar danken. Doch sein entschiedenes »Nein« stand dem im Wege.
    Ihre Knie gaben nach. Sie sank in eine Ecke, zog die dünnen Beine an die Brust und raffte ihre Kleider um sich. Sie baute sich ein Nest und versetzte sich in Schlaf. Eisenbänder schlossen sich fest um ihr durstendes Herz.

31
Dichterhelden
    E in Flüstern erfüllte das

Weitere Kostenlose Bücher