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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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was für eine monströse Harpyie ich bin, nachdem ich Charles gegeben habe, was er zum Leben braucht.«
    Gütiger Gott, jetzt klang sie sogar schon wie Pamela.
    Ihm fiel wieder ein, wie Pamela ganz am Schluss gewesen war, wie sie dem Arzt befohlen hatte, sie sterben zu lassen und das Kind zu retten. Wenn Beauregard nicht gezögert hätte, den unfähigen Metzger nicht gedrängt hätte, beide zu retten, hätte sein Sohn vielleicht gelebt. Und sein Anblick hätte Pam vielleicht Kraft gegeben, hätte sie gezwungen, weiterzukämpfen, den Tod zu bezwingen. Vielleicht.
    »Penny, ich weiß, was du fühlst.« In Kates Augen traten Tränen. »Aber du darfst das nicht …«
    Kate trat vor. Ihre Fänge wuchsen ebenfalls.
    »Katie-Schatz«, gebrauchte Penelope die spöttische Anrede aus Kindertagen, »wenn es sein muss, werde ich mit dir kämpfen. Zugegeben, du bist nicht die Heulsuse, für die wir dich immer gehalten haben, aber ich war schon als Kind stärker als du, und jetzt kann ich dich vernichten.«
    Er versuchte zu protestieren.
    Sie fauchten einander ins Gesicht.
    »Jawohl«, sagte Penelope. »Dich erledige ich mit links.«
    Von der Tür her sagte Geneviève: »Und was ist mit mir, Neugeborene? Erledigst du mich auch mit links?«
    Penelope fuhr knurrend herum.

14
Abgelegt - auf Italienisch
    T om dachte, dass er vielleicht tot war. Oder Schlimmeres. Verwandelt. Ihm war sehr kalt, und ihm fehlte so viel Blut, dass seine Finger und Zehen kribbelten. In einen Stuhl gelehnt, war er ohnmächtig geworden, in der Nähe des Kleiderständers. Seine Knie hatten nachgegeben, und beim Aufwachen lag er zusammengerollt hinter den Kleidern und zitterte.
    Was hatte Penelope sich dabei gedacht?
    Eigentlich wusste er das nur zu gut. Sie hatte aufgehört, ihn als Person wahrzunehmen, und schaute nur noch danach, inwieweit er ihr nützlich sein konnte. Die meisten Menschen behandelten andere die meiste Zeit über so. Er ganz bestimmt.
    Er hatte Angst gehabt, dass sie ihm den ganzen Kopf leersaugen würde.
    Wenn sie erst über Dickie Fountain Bescheid wüsste, würde sie ihn womöglich aus prinzipiellen Erwägungen umbringen, in der Annahme, dass er mit ihr dasselbe vorhatte. Das wäre nicht fair gewesen. Penny war etwas anderes und verdiente eine andere Behandlung. Tom gab sich mit ihr ab, um seinen Nutzen daraus zu ziehen, das stimmte durchaus. Aber er hatte nicht notwendigerweise vor, sie zu vernichten.
    Wenngleich …
    Er stand auf, schwankte. Er musste so weiß wie ein Gespenst sein.
    Es wurde immer noch Musik gespielt. »Papaverie Papare«. Einige, mit denen er gekommen war, waren noch da. Die kleine Dubrovna war mit Kent noch nicht weitergekommen. Tom sah sich nach Penny um, konnte sie aber nirgendwo entdecken.
    Ein Ober wartete schon mit einem Stärkungsmittel auf ihn,
einem dicken englischen Fruchtsaftgetränk, das mit Vitaminen und Eisen angereichert war. Vimto. Er kippte es hinunter, ohne auf den Geschmack zu achten, und bestellte ein zweites Glas. Der Ober brachte es ihm.
    Es brauchte ein gewisses Genie, eine Marktlücke zu entdecken und auszufüllen. Obwohl Vimto nie direkt als Stärkungsmittel beworben wurde, tranken die lebendigen Geliebten der Vampire es nach dem Nähren, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Er hatte keine Ahnung, ob es wirkte.
    Ihm wurde erklärt, dass die Signora das Getränk beim Gehen für ihn bestellt hatte.
    Das zeugte von gewisser Rücksicht.
    Seine Bisse juckten, und er konnte kaum mehr dagegen tun als aufpassen, dass er sie nicht aufkratzte. Er schien an Substanz verloren zu haben. Seine Kleidung hing schlaff an ihm herab. In seinen Ohren summte es wie von Insekten.
    Ein drittes Vimto glich wenigstens seinen Flüssigkeitshaushalt aus.
    Was nun?
     
    Auf der Straße, zwischen Ruinen, wartete Tom, bis er von der kurzen Kühle vor Sonnenaufgang wieder einen klaren Kopf bekam. Sie würde nicht lange anhalten. Er rauchte eine Zigarette und versuchte nicht weiter auf das Gesauge und Gefummel zu achten, das rundum in der Dunkelheit vor sich ging. Mr. und Mrs. Addams hatten Max Brock gegen eine Säule gedrängt und nährten sich aus mehreren Bissen. Mrs. Addams hielt den Dichter damit gefügig, dass sie ihm drohte, sein ganzes Talent aus ihm herauszusaugen. Max Brock sah zu den Sternen hinauf. Ihm fehlten die Worte, was ein Segen war. Tom hoffte, dass die Addams’ zuerst die Opernsängerin getötet hatten. Es war wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen.

    »Ciao, Tom. Dann sind Sie Penelope

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