Die Vampire
Zunge hatte, wusste ich, dass du mich zurückgewiesen hättest. Wie du andere zurückgewiesen hast. Du wärst gestorben.«
Er hatte sich davon erholt. Nicht einmal Geneviève hatte er erzählt, dass er einen Verdacht hatte, was die Identität seines Angreifers betraf.
Vampirküsse waren mehr als Wunden. Manche nannten diesen unverkennbaren Schorf das Siegel Draculas. Fänge waren keine Pfeilspitzen, sondern Haken. Unsichtbare Fäden führten zu der Kreatur zurück, die einen gebissen hatte. Und die Verbindung funktionierte in beide Richtungen.
Penelope ergriff seine Hände und sah ihn an, aus der Nähe. Sie rang um ihre Fassung.
»Katie war überhaupt keine Gegnerin«, sagte sie. »Und die Französin hätte ich ausstechen können. Du glaubst das nicht, aber es wäre möglich gewesen. Sie ist keine Göttin. Es lag an Pamela. Wäre sie nicht gewesen, wären wir zusammen gewesen. Du hast mich nie als mich gesehen. Wenn du mich je geliebt hast, dann, weil sie in mir weitergelebt hat, von den Toten zurückgekehrt. Alle deine Frauen sterben und kommen zurück.«
Er versuchte zu sagen, dass es ihm leidtat. Er hatte gewusst, dass sie das quälte, aber nichts unternommen.
»Weißt du, warum ich zu Art gegangen bin? Und mir den dunklen Kuss geholt habe?«
Er schüttelte den Kopf. Es kostete ihn gewaltige Anstrengung.
»Weil er so dicht an Dracula war, wie ich nur herankommen konnte. Ich wollte mich dem Vampir hingeben, den du am meisten gehasst hast. Ich hätte mich auch zu einer der hirnlosen Mätressen des Prinzgemahls machen lassen. Wenn du nicht Herr über mein Leben sein wolltest, dann sollte eben er es sein. Er hätte wie du sein können. Er ist dir ähnlicher, als du denkst.«
Alle ihre Leben waren ein Tanz mit Dracula gewesen. Wie hatte Kate es genannt, den Dracula Cha-Cha-Cha?
»Am Ende habe ich die Erwartungen meiner Mutter erfüllt, Charles. Ich habe mich nützlich gemacht. Ich gehöre einem königlichen Haushalt an. Die Position hat ihre grässlichen Seiten. Diese Hochzeit ist ein Alptraum. Prinzessin Asa ist eine Hexe. Dracula wird erwachen. Es geht alles wieder von vorne los. Die Eroberung. Und ich werde daran teilhaben. Du hast ihn nicht für immer aufgehalten, du hast ihn nur ein Jahrhundert zurückgeworfen.«
Das hatte er immer am meisten gefürchtet. War sie ehrlich oder grausam?
»Die Welt braucht dich, Charles.«
In den letzten anderthalb Jahrzehnten hatte er sich einzig und allein darauf konzentriert, in der Nähe des Monstrums zu bleiben. Als Dracula für seine Verdienste im Krieg einen Palast am Meer erhalten hatte, war Beauregard ihm nach Italien gefolgt. Er hatte gehofft, dass sie beide dauerhaft im Ruhestand wären und langsam in die Ewigkeit hinüberglitten.
»Ich brauche dich auch, aber darum geht es nicht. Ich habe mich heute Nacht genährt. Von einem jungen Mann, einem Amerikaner. Er hält sich für schlau, dabei dient er eigentlich nur zum Zeitvertreib.«
Sie knöpfte ihre Bluse auf. Darunter trug sie einen schwarzen Büstenhalter. Ihr weißer Busen wies noch immer die kreisrunden Narben auf, die Blutegel vor vielen Jahren auf ihrer Haut hinterlassen hatten.
»Was ich angefangen habe, führe ich auch zu Ende, Charles.«
Sie zog einen Fingernagel über ihre Brust. Ein blutiger Strich trat hervor. Helles Scharlachrot, das scharf nach Kupfer roch.
Vielleicht war es so am besten. Keine Wahl zu haben. Zum Weiterleben gezwungen zu werden. Er konnte sich nicht wehren. Er konnte sich kaum bewegen. Penelope würde ihm die Brust geben, ihm neues Leben geben.
»Penny?«, sagte jemand am anderen Ende des Zimmers.
Penelope schloss die Bluse und lief rot an.
Er merkte, dass der Moment verstrichen war. Und es tat ihm nicht leid darum.
Kate war gekommen. Er konnte sich vorstellen, wie sehr es sie auf den verschiedensten Ebenen aufwühlen musste, in eine solche Szene hineinzuspazieren.
»Penelope Churchward«, sagte Kate streng. »Was glaubst du eigentlich, was du da tust?«
Penelope stand kerzengerade da, entschlossen, das Ganze durch
Hochmütigkeit hinter sich zu bringen. Blut sickerte durch den dünnen Stoff ihrer Bluse. Sie sah hinüber zu Kate, mit flammenden Blicken, scharfen Fängen.
»Du weißt genau, was ich tue, Katie. Nämlich das, was du oder diese andere Person schon längst hätten tun sollen. Wenn euer Gewissen euch daran hindert, ein Menschenleben zu retten, nun, dann springe ich eben ein. Mich hindert nichts dergleichen. Wir können uns gern darüber auseinandersetzen,
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