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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Henker erschlagen hatte, waren Gestaltwandler gewesen, die zu monströsen Fledermäusen oder lebendigem weißem Nebel werden konnten. Gegen solche Fähigkeiten nahmen sich ihre Krällchen und Zähnchen reichlich schwach aus.
    Die Tribünen waren dünn besetzt. Von Menschen oder nur von Schatten? Sie roch warmes Blut dort draußen, aber auch andere Präsenzen. Alte Wesen.
    Es gab einen Schlag. Zentimeter neben ihrem Gesicht schlug
eine Silberkugel in den Stein. Splitter flogen ihr entgegen. Sie durfte Hamish Bond nicht vergessen. Er war auch mit im Spiel.
    Ein riesiger Schalter wurde umgelegt, und Licht gleißte herab.
    Geneviève sah nach oben, blinzelte Tränen der Reizung weg. Entlang der dritten Reihe hatte man Bogenlampen angebracht, wie sie sie im Studio in Cinecittà gesehen hatte. Eine Reihe nach der anderen gingen sie an und leuchteten das Stadion taghell aus, verwandelten die Arena in ein Gewirr aus schroffen schwarzen Schatten und blendenden weißen Flächen.
    Sie glitt in einen Schatten. Ein Punktstrahler fing sie ein.
    Vor ihren Augen trieben Flecken, so geblendet war sie. Tageslicht war sie gewöhnt, bildete sich sogar ein, immun dagegen zu sein, aber das hier tat weh. Die Lichtbalken waren dunstig von Staub und Rauch. Insekten taumelten hindurch.
    Die Arena war erleuchtet, aber die Ränge lagen im Dunklen. Dort oben waren Augen, nur Gesichter sah Geneviève nicht. Fauchend wirbelte sie herum, sah zur kaiserlichen Loge hinauf. Zwischen Flammensäulen stand die Herrin dieser Spiele, ein blondes Mädchen, über dessen eines Auge die Haare fielen. Es handelte sich um die Erscheinung, die außer Kate niemand gesehen hatte - doch, Bond.
    Geneviève ballte die Faust und reckte sie zum Gruß.
    Was hatten die Gladiatoren ihrem Kaiser gegenüber empfunden?
    Sie stand im Licht und wartete auf ihre Mörder. Es war sinnlos davonzulaufen.
    Der Lichtkreis wurde größer um sie herum. An seiner Kante stand ein rotes Stiefelpaar. Während der Kreis wuchs, holte er rote Strumpfhosen aus der Dunkelheit, kurze Hosen und Gürtel, einen bis auf die Bemalung nackten Oberkörper, die Kapuze und die Dominomaske, die gebleckten Zähne und die irren Augen.

    Der scharlachrote Henker kam mit großen, gemächlichen Schritten auf sie zu. Seine Hände öffneten und schlossen sich. Ein durchdringender Geruch stach ihr in die Nase, und sie begriff, dass das rote Zeug auf seiner Brust und seinem Gesicht keine Farbe war. Das ranzige Blut drehte ihr fast den Magen um.
    Sie tanzte dicht an ihn heran und drehte sich, in der Taille abgeknickt, um die eigene Achse, machte Spagate in der Luft, die eine Fußspitze auf dem Boden, die andere hoch über ihrem Kopf. Sie zielte mit dem Fuß auf den Adamsapfel des Henkers. Ihre aneinandergepressten Krallenzehen waren ein Dolch aus Haut und Knochen.
    Der Tritt hätte ihm den Kopf abreißen sollen.
    Stattdessen ruckte sein Kopf zur Seite. Ihre Zehenklauen gruben eine Rinne in seine Schulter. Seine Hände schlossen sich um ihren Knöchel, und sie wurde aus dem Gleichgewicht und hoch in die Luft gerissen. Der scharlachrote Henker schwang sie im Kreis wie eine Katze.
    Ihr offenes Haar streifte eine Steinsäule. Bei der nächsten Runde würde ihr Kopf gegen etwas schlagen, das hier seit zwanzig Jahrhunderten stand. Es würde sie nicht umbringen, aber es würde ihr den Schädel in ein Dutzend Stücke brechen. Sie würde die nächsten hundert Jahre mit einem Kopf leben müssen, der aussah wie ein schiefer Halloweenkürbis. Vorausgesetzt, sie überlebte die nächsten hundert Sekunden.
    Die Menge brüllte und pfiff.
    Sie riss die Arme hoch, streckte sie auf Höhe des Gesichts, Handkanten nach vorn, um die Wucht des Aufpralls abzufangen.
    Dann war die Säule da.
    Sie spürte den Schlag in den Handgelenken und Ellbogen. Ihre Arme knickten ein, und ihr Gesicht knallte gegen den Stein, immer noch so fest, dass ihre Nase zu bluten begann.

    Der Henker ließ los.
    Sie klammerte sich an die Säule und rutschte hinunter. Das Blut, das sie schmeckte, war ihr eigenes.
    Ihr roter Zorn entflammte erneut. Sie kämpfte ihn nieder. Dies war kein Gegner, den man dadurch schlagen konnte, dass man sich dem Tier hingab und ihn allein schon durch den Anblick einer wütenden Vampirin so erschreckte, dass er weiche Knie bekam.
    Sie presste sich an die Säule.
    Der scharlachrote Henker bückte sich und packte sie bei den Haaren, riss sie in den Stand. Seine leuchtenden, leeren Augen waren Signalfeuer vor ihrem Gesicht.
    Drüben auf

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