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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Inspektors hin ballte Kostaki die Hand zu einer mächtigen Faust, und seine Adern schwollen an. Die Nähte seines Handschuhs waren zum Platzen gespannt.
    Er versetzte der farblosen Stelle, wo der Klopfer sich befunden hatte, einen Hieb, der glatt die Tür einschlug. Sodann zwängte er sich zwischen den gesplitterten Bruchstücken hindurch und bahnte sich einen Weg in das Foyer. Mit einem Blick sondierte er die Lage. Der zwergenhafte junge Mann in Bedienstetentracht bot keinerlei Bedrohung, doch der kahlhäuptige Neugeborene in Hemdsärmeln würde sich nicht kampflos ergeben. Gendarmen und Gardisten stürmten hinter ihm herein und drängten ihn vorwärts zur Treppe.
    Der Neugeborene hob die Fäuste, und von Klatka ließ Albert und Berserker auf ihn los. Die Wölfe fassten ihn am Schienbein, und als er zu schreien begann, schlug von Klatka mit dem Schwert zu. Das Haupt des Vampirs löste sich unter wutentbranntem Blinzeln von den Schultern und landete kopfüber zu Füßen des Bediensteten. Mackenzie öffnete den Mund, um von Klatka einen Verweis zu erteilen, der unterdessen den kopflos schwankenden Leib ergriffen hatte und sich an der blutigen Fontäne labte wie an einem öffentlichen Brunnen. Kostaki gab dem Polizisten durch Gebärden zu verstehen, dies sei nicht der rechte Zeitpunkt für Meinungsverschiedenheiten.
    »Grundgütiger«, sagte ein warmblütiger Constable angewidert.

    Mit einem Aufschrei des Triumphes stieß von Klatka den ausblutenden Leichnam von sich. Er wischte sich das Rot aus den Augen. Die Wölfe fielen ein in sein Geheul.
    »Blut von Neugeborenen ist ranzig«, sagte er.
    Kostaki legte dem Bediensteten eine schwere Hand auf die Schulter. Sein Rückgrat war verkrümmt, und er hatte das Antlitz eines Knaben.
    »Du«, sagte Kostaki, »wie heißt du?«
    »Or-Or-Orlando«, erwiderte die Kreatur, die - so erkannte Kostaki aus der Nähe - Puder und Schminke aufgetragen hatte.
    »So geleite uns wohl, Orlando.«
    »Ja, hoher Herr«, haspelte er.
    »Kluges Jungchen.«
    Mackenzie zog ein Dokument hervor. »Ich habe hier einen Vollziehungsbefehl, der uns ermächtigt, dieses Haus auf den Verdacht hin zu durchsuchen, dass hier unsittliche und widernatürliche Handlungen vonstatten gehen, die von seinem Eigentümer, einem gewissen … ähm«, er warf einen Blick auf das Papier, »Charles Hammond wissentlich und aus purer Gewinnsucht gebilligt werden.«
    »Mr. Hammond weilt in Frankreich, Euer Gnaden«, sagte Orlando. Er rieb sich nervös die Hände und versuchte es mit einem einschmeichelnden Lächeln. Kostaki schmeckte die Furcht, die der Junge verströmte.
    Brüllend wie ein Bär und wild mit dem Schwert umherfuchtelnd, stürmte Gorcha in die Küche. Sie hörten Töpferzeug in Scherben gehen und kurz darauf ein schwaches Winseln.
    »Was soll dieser Unsinn?«, rief jemand vom oberen Treppenabsatz.
    Kostaki sah hinauf und erblickte einen hageren, eleganten Neugeborenen mit pomadisiertem Haar, der einen blitzsauberen Gesellschaftsanzug trug. Neben ihm stand ein Knabe im
besudelten Nachthemd. »Mylord«, sagte Orlando, »diese Herren …«
    Ohne den Bediensteten eines Blickes zu würdigen, verkündete der Neugeborene: »Ich bin Unterstallmeister Seiner Hoheit Prinz Albert Viktor Christian Edward, dem Präsumptiverben des Throns. Sollten Sie Ihr unbefohlenes Eindringen nicht auf der Stelle rückgängig machen, wird das für Sie höchst unangenehme Folgen haben.«
    »Sag ihm, wir haben einen Befehl«, bemerkte von Klatka.
    »Mylord, ich bin Kostaki von der Karpatischen Garde, dem persönlichen Regiment Seiner Hoheit Vlad Dracula, auch bekannt als Tepes der Pfähler, dem Prinzgemahl der Königin Viktoria dieser unserer Inseln.«
    Der Lord glotzte Kostaki mit großen Augen an; er war offenkundig entsetzt. Diese Engländer gerieten ein jedes Mal außer sich, wenn man sie auf frischer Tat ertappte. Sie glaubten, ihre bloße Stellung gewähre ihnen Schutz. Kostaki rief Gorcha von den Küchenmädchen fort und schickte ihn die Treppe hinauf, den Unterstallmeister und seinen Lustknaben nach unten zu schaffen.
    »Alles durchsuchen«, befahl Mackenzie. Seine Constables erwachten aus ihrer Starre, stürmten die Stiege hinauf, platzten in jedes Zimmer. Unterdessen hallte das ganze Haus von Schreien und Protestgeheul wider. Die Wölfe hatten sich verlaufen, anderswo Unheil zu stiften.
    Zwei nackte Knaben mit goldfarbigen Gesichtern kamen aus einem Hinterzimmer gelaufen. Lorbeer flog von ihren Stirnen. Von Klatka breitete die

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