Die Vampire
auf Schottisch zusammen. Ein schnurrbärtiger Mann im roten Waffenrock eines ranghohen Offiziers drückte Mackenzie eine Pistole in die Hand und bat darum, ordentlich erschossen zu werden, wie es sein gutes Recht sei. Der Polizist entleerte die Waffe in die Luft, warf sie fort und spuckte hinterdrein.
Drei neugeborene Knaben drängten sich zusammen, denn sie zitterten in ihrem Damennachtzeug, und sogen die kalte Luft durch zierliche Fangzähne. Mit ihren bartlosen Gesichtern und weibischen Leibern gemahnten sie Kostaki an Fürst Draculas Konkubinen.
Als Mackenzie sich wieder in der Gewalt hatte, begann er seine Beute zu inspizieren. Er legte den Gefangenen ihre Todesurteile vor; sie waren bereits unterzeichnet, nur die Namen waren noch nicht eingetragen. Diese Angelegenheit musste streng nach dem Gesetz gehandhabt werden.
»Hoher Herr«, schmeichelte ein Stimmchen. Es war Orlando. »Herr, wenn Ihr mir die Bemerkung gestattet, einer ist Eurer Justiz entschlüpft. Eine wichtige Persönlichkeit findet in einer geheimen Kammer dieses Hauses sein unreines Vergnügen an zwei armen Burschen, die er von der Straße gestohlen hat.«
Kostaki blickte auf den buckligen Bediensteten hinab. Unter dem Puder war seine Haut mit Pockennarben übersät.
»Sollten wir zu einem gütlichen Ausgleich gelangen, Herr, sähe ich mich womöglich in der Lage, Euch, Herr, bei der Erfüllung
Eurer, wenn ich so sagen darf, heiligen Pflicht gegenüber Seiner hochwohllöblichen Hoheit dem Prinzgemahl zu dienen, Gott segne ihn und behüte ihn in seinem Palast, Herr.«
Die Adern am Hals des warmblütigen jungen Mannes strotzten vor Blut. Kostaki hatte seine Gelüste heute Nacht noch nicht gestillt. Er packte Orlando bei der Kehle und drückte mit dem Daumen zu.
»Heraus damit, du Wurm!«
Er lockerte seinen Griff, damit der Bursche sprechen konnte.
»Hinter der Treppe, hoher Herr, befindet sich eine Geheimtür. Und ich bin der Einzige, der um dieses Geheimnis weiß.«
Kostaki ließ ihn los und stieß ihn quer über die Straße.
»Herr, der, den ich meine, ist von übermenschlicher Kraft, hoher Herr, und ich glaube, selbst Ihr wäret alleine nicht imstande, ihn zu überwältigen.«
Kostaki gab Gorcha und einem gedrungenen neugeborenen Polizei-Sergeant von dem Pfählungspeloton einen Wink. Schon wurden die nächsten Invertierten auf Pflöcke gehievt. Ihre Todesschreie gellten durch die ganze Stadt. Im Buckingham-Palast erhob Fürst Dracula gewiss einen Becher Jungfrauenweins auf die Durchsetzung seines Edikts.
Orlando eilte ihnen bei der Suche nach seiner Geheimtür voran wie eine Ratte. Kostaki kannte diese Sorte nur zu gut: Unter den Warmblütern gab es viele, die überaus begierig waren, den Untoten zu dienen, ebenso wie es Walachen gegeben hatte, die den Türken dienten.
»Bedenket, Herr, dass ich Euch das Geheimnis aus freien Stücken anvertraut habe.«
Orlando zog an einem Hebel, und ein Teil des Paneels sprang aus der Wand hervor. Der kupferige Geruch von Blut wehte sie aus der Öffnung an, versetzt mit Weihrauch und Parfüm. Kostaki trat als Erster durch die Tür. Der Raum, in den er nun gelangte, war geschmückt
wie eine Gartenlaube; die Wände zierten gemalte Bäume, Laub aus Krepp hing von der Deckentäfelung, und trockene Blätter lagen überall verstreut. Hie und da bedeckten die zu Brei zerquetschten Überreste eines Korbes voller Früchte den gefirnissten Dielenboden. Neben der Tür lag in sich verkrümmt ein toter Knabe: Sein nackter Leib war mit klaffenden, ausgefransten Wunden übersät, sein Gesicht tiefblau verfärbt. Es war wohl möglich, dass er sich verwandelte, doch glaubte Kostaki, er sei wahrscheinlich zu sehr verstümmelt, um noch als Vampir zu taugen.
»Hier, hoher Herr, seht die brünstige Bestie, wie sie ihren widerwärtigen Gelüsten frönt!«
In der Mitte des Raumes, umringt von orientalischen Kissen, tummelte sich ein reptilienhaftes Wesen, das zwei Leiber zu besitzen schien. Unter einem sich windenden Vampir kauerte ein winselnder Knabe mit blutverschmiertem Rücken. Die wichtige Persönlichkeit nahm den Jungen, wie ein Mann eine Frau besitzt, während sie sich an großen Güssen Blutes labte, die aus den offenen Adern ihres Opfers hervorströmten. Es war Graf Vardalek, und sein Rückgrat war noch mal so lang wie sonst. Schlangenzähne sprossen aus der unteren Hälfte seines Gesichts. Kinn und Lippen waren gesprenkelt, und seine Fangzähne brachen durch das Fleisch. Seine grüngelben Augen waren
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