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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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bedrohlichen Flunsch verwandelt.
    »Bist du mir etwa böse?«
    »Ich glaube, ich habe allen Grund dazu, Herzliebster«, erwiderte sie mit trotzig vorgeschobener Unterlippe. »Der gestrige Abend war schon seit Wochen geplant. Du wusstest doch, wie wichtig er mir war.«
    »Meine Pflichten …«
    »Ich wollte dich unseren Freunden, der Gesellschaft vorführen. Stattdessen wurde ich gedemütigt.«
    »Ich glaube kaum, dass Art oder Florence das zulassen würden.«
    Bairstow kehrte zurück und stellte das Kaffeegeschirr - eine Kanne aus Keramik, nicht aus Silber - auf den Tisch. Penelope schenkte sich eine Tasse ein und gab Milch und Zucker hinzu, ohne ihre Kritik seines Benehmens auch nur einen Augenblick zu unterbrechen.
    »Lord Godalming war reizend wie immer. Nein, die Demütigung, von der ich spreche, hat mir Kates grauenhafter Onkel angetan.«
    »Diarmid Reed? Der Zeitungsschreiber?«
    Penelope nickte heftig. »Dieser niederträchtige Schuft. Er besaß doch tatsächlich die Stirn - in aller Öffentlichkeit, wohlgemerkt -, anzudeuten, du seist in Begleitung mehrerer Polizisten in einem grausigen, schmutzigen, niederen Teil der Stadt gesehen worden.«
    »Whitechapel?«

    Sie nahm einen Schluck heißen Kaffees. »Ebendort. Wie absurd, wie gemein, wie …«
    »Wahr, fürchte ich. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich Reed sogar gesehen. Ich muss ihn demnächst einmal fragen, ob er nicht vielleicht eine Idee hat.«
    »Charles!« Ein winziger Muskel an Penelopes Hals begann zu zucken. Sie setzte ihre Tasse ab, hielt den Henkel jedoch fest umschlossen.
    »Kein Grund zur Aufregung, Penelope. Ich habe mich im Auftrag des Diogenes-Clubs nach Whitechapel begeben.«
    »Ach, die.«
    »So ist es, und ihre Geschäfte sind, wie du wohl weißt, ebenso die der Königin und ihrer Minister.«
    »Ich bezweifle, dass der Sicherheit des Reiches oder dem Wohlergehen der Königin auch nur im mindesten gedient ist, wenn du mit den unteren Klassen umherstreunst und die Schauplätze sensationeller Abscheulichkeiten ausspionierst.«
    »Ich darf mit niemandem über meine Arbeit sprechen, auch nicht mit dir. Das weißt du doch.«
    »Allerdings.« Sie seufzte. »Charles, bitte verzeih. Aber … nun ja, ich bin so stolz auf dich, und da dachte ich, es sei eine gute Gelegenheit, ein wenig mit dir zu prahlen, den Neidern einen Blick auf meinen Ring zu gönnen, damit sie ihre Schlüsse ziehen können.«
    Ihr Zorn schmolz dahin, und sie wurde wieder zu dem törichten kleinen Mädchen, dem er den Hof gemacht hatte. Auch Pamela hatte dann und wann die Beherrschung verloren. Er entsann sich, dass sie einen regelrechten Lumpen von einem Corporal die Reitpeitsche hatte spüren lassen, weil er die Schwester des bhisti belästigt hatte. Ihr Zorn jedoch war anderer Natur gewesen: angespornt durch tatsächliches Unrecht, das einem ihrer Mitmenschen widerfuhr, und nicht durch eingebildete Ränke gegen sie selbst.

    »Ich habe mit Art gesprochen.«
    Beauregard bemerkte, dass Penelope etwas im Schilde führte. Er kannte die Symptome. Eines davon war ein unwohles Gefühl in seiner Magengrube.
    »Es geht um Florence«, sagte sie, »Mrs. Stoker. Wir müssen die Verbindung zu ihr lösen.«
    Beauregard war entsetzt. »Was redest du da? Sie mag hin und wieder ein wenig langweilig sein, aber sie meint es nur gut. Wir sind seit Jahren mit ihr bekannt.«
    Er hatte Florence für Penelopes engste Vertraute gehalten. In der Tat hatte Mrs. Stoker sich als äußerst geschickt erwiesen, wenn es darum ging, Situationen herbeizuführen, bei denen das Paar ungestört allein sein konnte, so dass es womöglich zu einem Heiratsantrag kam. Und als Penelopes Mutter mit Fieber zu Bett lag, hatte sie darauf bestanden, sich ihrer anzunehmen.
    »Umso wichtiger ist es, dass wir uns öffentlich von ihr distanzieren. Art meint …«
    »Stammt die Idee von Godalming?«
    »Nein, von mir«, erwiderte sie bedachtsam. »Zuweilen habe auch ich meine Ideen, wie du hoffentlich weißt. Art hat mir von Mr. Stokers Affären …«
    »Armer Bram.«
    »Armer Bram! Der Mann hat die Königin verraten, der du zu dienen vorgibst. Er wurde zu seinem eigenen Wohl in ein Arbeitslager gesteckt und kann jeden Tag hingerichtet werden.«
    So viel hatte Beauregard bereits vermutet. »Weiß Art, wo Bram festgehalten wird? Wie geht es ihm?«
    Penelope wischte seine Frage unwillig beiseite. »Früher oder später wird auch Florence in Schwierigkeiten geraten. Und sei es wegen ihres Umgangs.«
    »Ich kann mir Florence

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