Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
sie zu Ende. Dann lächelte sie verlegen.
„Ich glaube, das sollte kein Problem für uns sein, schließlich haben wir täglich Sex!“, lachte sie dann.
„Meine Bisse dienen deiner Markierung. Sie zeigen allen anderen, wem du gehörst. Da wir keinen Eigengeruch haben, ist das also eine Art Stempel für den eigenen Besitz. Wichtig ist, dass du dich trotzdem zurückhaltend benimmst, denn auf diesen Treffen wirst du vieles zu sehen bekommen, was deiner Moral als ehemaliger Vampirjägerin, aber auch als Mensch gehörig zusetzen wird!“
„Hast du ein Szenario für mich? Ich will da nicht völlig naiv rangehen und dann dort vor Entsetzen Amok laufen, und ich möchte entscheiden, ob ich mich dem überhaupt aussetzen kann und möchte!“ Die Ernsthaftigkeit der Lage schien ihr durchaus bewusst. Natzuya war froh darüber. Sie durften sich keine Fehler erlauben, das Interesse anderer Vampire nicht auf sich lenken, keine Auflagen verletzen, denn dadurch wären sie beide des Todes. Denn seine Fähigkeiten waren begrenzt. Auch wenn er diese junge Frau mit seinem Leben und all seiner Kraft schützen würde, würde es gegenüber anderen, älteren Vampiren nicht genügen.
„Nun, eigentlich ist es ähnlich diesen Empfängen, wie sie Menschen geben: großes Gehabe um Nichts, viel Kitsch, viel Schmuck, Musik, Bühnenshows, schöne Kleider, Gespräche um Macht, Geld, Sex und Blut. Dort schwingt so eine alte Aura mit, dort sind Vampire, die mehrere Hunderte, wenn nicht Tausende Jahre alt sind; und auch wenn ihre Körper jung aussehen, starren aus ihren Augen alte Seelen, die Gesetze, Regeln, Loyalität, Ehre, Würde und Strenge erkennen lassen. Müde wirken sie, bisweilen schwermütig. Aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich dort wohl. Jedoch finden dort auch Opferungen statt zu Ehren von Vampiren, die irgendeine Tat vollbracht haben, z. B. einen Jäger getötet, Geburtstag haben oder was weiß ich. Dort sind natürlich auch Menschen, sie werden herumgereicht wie ein Glas Wein. Möchte man geschäftliche Verbindungen eingehen, bietet man einander die Diener an, sei es zum Kosten oder aber für sexuelle Dienste, einfach um das beginnende Bündnis mit einem Geschenk zu festigen. Rituale eben. Dort sind Frauen, Männer und, wie schon erwähnt, auch Kinder. Das ist etwas, was mir sehr aufstößt. Die Erwachsenen bieten sich in der Regel freiwillig an, Kinder jedoch werden verkauft, verschleppt, verschenkt …!“ Natzuya brach ab.
Aus der menschlichen Welt war ihm dies bekannt gewesen, stets über die Medien, mit einem gewissen Abstand betrachtet. Weltweit wurden Nachrichten über Kindesentführungen gemeldet. Seine Gedanken drehten sich dann um jene kleinen Opfer, deren widerwärtige Mörder und die Kraft der Eltern, die weiterleben mussten mit jener Ungewissheit, wenn das eigene Kind verschwunden blieb, oder der Gewissheit, dass und wie es gestorben war. Natürlich waren die Gedanken kurzweilig gewesen, da es doch nur eine Nachricht im Fernsehen war, die schon bald von einem Spielfilm abgelöst wurde. Menschen, die Kinder entführten und ihnen schreckliche Dinge antaten, hatten seiner Meinung nach ebenso Schreckliches verdient, nicht die in seinen Augen sinnlose Sicherheitsverwahrung in Gefängnissen. Längst nicht alles ließ sich zudem damit entschuldigen, dass auch ein Täter einst Opfer gewesen war.
In seiner neuen Welt war er wesentlich dichter an dieses Thema herangeführt worden, als ihm lieb war. Als Lena ihn das erste Mal zu einer derartigen Veranstaltung mitgenommen hatte, war er entrüstet davongerannt, als die Kehle eines Kindes zerfetzt wurde. Er war schockiert und wütend. „Da sind Kinder dabei, sie töten Kinder!“, hatte er Lena angeschrien.
Sie hatte genickt. „Wieso bewertest du den Tod eines Kindes schlimmer als den Tod eines Mannes oder einer Frau? Weil das Kind noch mehr Zeit vor sich hatte? Vergiss die Zeit, Zeit ist relativ! Der Tod dient dir zum Leben, weißt du nicht mehr? Noch besitzt du Teile deiner menschlichen Moral, bald geht auch das vorüber, und du siehst die Menschen als das, was sie sind: unsere Lebensversicherung. Eine Koexistenz zwischen uns und ihnen kann und wird es nicht geben. Einige Menschen laufen zu uns über, weil sie sein wollen wie wir. Dumm, wie sie eben sind, wissen sie nicht, welch Geschenk es ist, ein Mensch sein zu dürfen. Und möchtest du jetzt von Perversion reden, weil es sich ein Kind nicht unbedingt aussucht? Fang bei den Menschen selbst an! Wie gehen sie selbst
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