Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
und war durch ihren Rücken wieder ausgetreten. Das war die gute Nachricht. Zumindest konnte die Kugel so ihren flüssigen Inhalt nicht im Inneren von Sayuras Körper freisetzen und sie vergiften.
Sayura hatte sich immer gefragt, wie es sich wohl anfühlte, getroffen zu werden. Sie hatte immer angenommen, dass sie einfach wie ein nasser Sack umfallen würde. Aber tatsächlich war sie stehen geblieben. Die linke Hand presste sie auf die schmerzende Stelle unter ihrer Brust. Sie konnte das warme Blut spüren, das aus der Wunde darunter hervortrat. Zunächst hatte sie die Luft angehalten, jetzt atmete sie in tiefen, schweren Zügen.
Es mochte das Adrenalin in ihrem Körper gewesen sein, denn sie empfand keine wirklichen Schmerzen. Sie fühlte sich etwas unwohl und schwach.
Natzuya, bei ihrem Anblick in Panik versetzt, eilte ihr zu Hilfe. Was er tun wollte, wusste er nicht. Vielleicht sollte er sie umgehend in ein Krankenhaus bringen. Seine Konzentration und Aufmerksamkeit waren nicht existent, zu viele emotionale Schmerzen hatte er während der letzten Stunde ertragen müssen. Er wollte nur noch Moes Tod; über das Wie hatte er nicht nachdenken können. Jetzt drohte auch noch Sayura zu verbluten. Ihren Verlust würde er nicht auch noch verkraften können. Er nahm tatsächlich an, dass Moe ihn einfach gehen lassen würde. Schließlich hatte er das schon des Öfteren getan.
Moes Regenerationsfähigkeit war in Gang gesetzt, als Natzuya von ihm abließ. Die Wunden am Hals schlossen sich, wenn auch langsam. Sein Gesicht würde sicherlich zuletzt heilen. Ob der Bruch und damit seine linke Gesichtshälfte vollständig heilen und sich vor allem wiederherstellen würde, wusste er nicht sicher, aber es war derzeit nebensächlich. Er stand auf, langsamer, als ihm lieb war, und hechtete Natzuya hinterher.
Sayura sah verschwommen, wie Natzuya mit blutverschmiertem Gesicht und ausgestreckten Arm auf sie zukam. Sie schüttelte den Kopf, er sollte Moe nicht aus den Augen verlieren. Doch irgendetwas passierte, und Sayura konnte zunächst nicht ausmachen, was es war. Aus einem ihr unerfindlichen Grund war Natzuya einfach stehen geblieben, er hatte seinen Arm heruntersinken lassen.
Dann drängte sich ein Bild in ihren Kopf, das sie nicht wahrhaben wollte. Sie sollten eigentlich im Zug sitzen mit Ziel in ihr neues, gemeinsames Leben. Aber das dort war eine andere Gegenwart, würde zu einer anderen Zukunft werden, die sie einfach nicht geplant hatten.
Moe hatte Natzuya erreicht, seinen Arm um seinen Hals gelegt und die Hand in seinen Rücken gesteckt.
„Mein Sohn, wenn ich dich nicht als Jäger für die Organisation gewinnen kann, bist du auch nutzlos für mich. Die Organisation hat kein Interesse mehr an der Blutlinie oder irgendeinem Nachkommen deiner Familie. Ich schenke dir die Freiheit, und zwar von allem Irdischen. Schade, dass es so enden muss, Natzuya! Ich habe meine Wahl für dich getroffen!“
Natzuya sah als Letztes seine geliebte Sayura und erinnerte sich an ihre letzte zarte Berührung ihrer Hände auf seiner Brust. Er konnte nichts mehr sagen, nichts mehr tun und schließlich nichts mehr denken. Als Moe das Herz in seiner Hand zerquetschte, war das für Natzuya ein letzter grausamer Schmerz, bevor alles vor seinen Augen verschwand.
Sayura sah, wie der Körper Natzuyas erlosch, wie der Glanz seiner Augen verschwand, wie sein Körper dessen Festigkeit und sogar die Farbe verlor. Natzuyas Körper verlor alles Physische, er wurde Asche, er wurde Staub.
Der laue Nachtwind trug zu seinem Zerfall bei. Er wehte einen toten Vampir unwiederbringlich in alle Richtungen davon.
Moe stand in dieser Wolke aus Feinstaub, die ihn umgab. Noch immer hielt er seine Hand, die zuvor Natzuya Herz umfasst und es dann in der Faust zerquetscht hatte, zusammengepresst. Sayura sah diese Szene zwar, aber sie nahm sie so wahr, als würde sie einen Film sehen. Paralysiert sah sie nun, wie Moe auf sie zuschritt, aber eigentlich sah sie nicht Moe.
Der Mann, der Vampir, den sie liebte, war soeben gestorben, darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Er war stark, schön, und es stand außer Frage, dass er einfach so sterben würde. Natürlich bestand die Gefahr ein Stück weit immer, aber eigentlich hatte sie das nie angenommen. Daher begriff sie einfach nicht, dass er fort war. Sie hatte oft gesehen, wie Vampire starben, wie sie sich auflösten, aber bei Natzuya konnte sie es nicht begreifen.
Sie nahm abwesend wahr, dass sich ein trockener
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