Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
machte ein neuerliches Zusammenleben möglich, hatte der Disput doch auch Fronten geklärt. Er dachte manches Mal noch an jene Nacht zurück.
In jener Nacht, als er sich an Sayura verging, wurde ihm überhaupt erst einmal bewusst, wie sehr Lena ihn beeinflusst hatte. Noch in derselben Nacht suchte er sich ein einfaches Hotelzimmer und verbrachte den Tag dort. Lena war sehr wütend, als er nach Sonnenuntergang zu ihr kam. Sie stritten laut, beinahe wie ein Paar. Er sagte ihr, dass er so einfach nicht bei ihr als ihr Schützling bleiben könne, wenn sie ihn zu ihrem männlichen Ich formen wolle.
Sie fauchte ihn an, dass er diese Jägerin endlich vergessen und noch besser töten solle, sonst würde sie es tun. In diesem Moment eskalierte die Situation. Er knurrte, seine Augen wurden schwarz wie die Nacht, er bleckte seine Reißzähne und griff Lena an. Er verletzte sie im Gesicht und an den Armen, hatte sie auf den Boden gedrückt und sich auf sie gesetzt. Noch während er zusah, wie sich Lenas Wunden schlossen, fauchte auch er auf eine Art, die sie furchtbar erschreckte, dass er sie töten würde, sollte sie oder gar jemand aus dem Clan sich Sayura auch nur ansatzweise mit einer schlechten Absicht nähern.
Lenas Kommentar lautete, dass er besser verschwinden und sie sich besser nicht mehr allzu oft sehen sollten. Er müsse jetzt eine Phase erleben, die sie „Selbstfindung“ nannte. Er müsse seine eigene Stärke und Macht als Vampir finden und in richtige Bahnen lenken. Er solle sich nicht erschrecken, sollte er dabei über die Stränge schlagen. Und das hatte er bereits getan. Erst Sayura – und nun hatte er auch noch Lena angegriffen. Letztere jedoch hatte ein dickeres Fell. Lena war es auch, die ihm schließlich schnell verziehen hatte.
Und nun hatte Lena ihn schon wieder auf so einen Ball mitgeschleppt. Lena tanzte mit irgendeinem reichen Mann und verdrehte ihm den Kopf, sei es nun auf natürliche Art oder durch Hypnose. Natzuya selbst hatte sich nach einer Weile auf die Terrasse zurückgezogen und auf die Brüstung gesetzt. Er hatte den Geräuschen der Nacht gelauscht, und plötzlich war dieses zarte Wesen auf die Terrasse getreten. Ihren Geruch hatte er sofort erkannt, nicht aber ihre grazile Erscheinung. Was für ein unwirklicher Zufall!
Sie trug ein sehr schönes Kleid, das ihren weiblichen Körper umspielte und vorteilhaft betonte. Sie trug ein Halsband in selber Farbe, und ihr Haar hatte sie zu einer aufwendigen Frisur hochgesteckt. Die Linie ihres Halses war sanft geschwungen, als hätte sie jemand gemalt.
Natzuya beobachtete sie eine Weile und wollte ihr dann plötzlich nahe sein, diesmal jedoch würde er sich beherrschen. Ihre Wandlungsfähigkeit verblüffte ihn. In wie vielen Rollen hatte er sie bereits gesehen? Als Jägerin, als Mensch, als Stripperin und nun als Edeldame. Das Verblüffende daran war, dass sie in jeder dieser Rollen glänzte und diese so ausgeprägt leidenschaftlich lebte. Keine davon erschien gespielt, immer war sie authentisch geblieben.
Als Natzuya hinter ihr stand, raunte er ihr ein Kompliment ins Ohr. Er sah ihre Gänsehaut im Nacken, spürte ihre Aufregung, ihre Freude und etwas anderes, was er nicht genau zuordnen konnte, vielleicht eine Art Enttäuschung oder Verzweiflung. Er würde es sicher in Erfahrung bringen. Ob dieser Situation hatte sie keine Angst. Es war fast so, als hätte sie ihn erwartet oder zumindest damit gerechnet, dass er hier sein würde.
Sayura drehte sich ihm zu. Als sie überschwänglich freudig zu ihm sagte: „Natzuya? Du auch hier?“, wusste er, dass sie log. Es passte so gar nicht zu ihrem Wesen. Bedachte man ihre letzte Begegnung, ihre Gefühlsexplosion in dieser schmuddeligen Nacktbar und ihr Verhalten jetzt, so geplant versöhnlich, lagen Welten dazwischen.
„Ja. Lena hat mich mitgeschleppt, wir sind oft auf derartigen Veranstaltungen. Was tust du hingegen hier?“, bohrte er sogleich nach.
„Ich wurde eingeladen!“, antwortete sie kurz angebunden, richtig ansehen konnte sie ihn nicht. Sayura hatte vor lauter Aufregung vergessen, was sie sich an möglichen Antworten erdacht hatte, um ihre Glaubwürdigkeit besser unterstreichen zu können.
„Verstehe, dann bist du selbstverständlich in Begleitung hier!“, stellte Natzuya fest.
Sie nickte „Ja, er ist irgendwo da drinnen und … ich … muss kurz …!“ Ihre Stimme bebte, versagte. Sie stahl sich an ihm vorbei, um auf die Damentoilette zu fliehen.
Trauer! Das war es, was er
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