Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
glaube, ich habe das perfekte Kleid für Sie!“, fuhr sie fort.
Sie führte Sayura in den hinteren Bereich des Ladens und zeigte ihr ein bordeauxrotes Kleid. Es war ein Traum, es war perfekt für Sayuras Zwecke: schulterfrei, eng in der Taille, etwas verspielt mit einem breiten Gürtel aus feinem gerüschtem Netz mit darin eingewobenen Strasssteinen, in einen leichten Reifrock ausschweifend. Auch der Saum, der in eine winzige Schleppe mündete, war ähnlich wie der Taillengürtel bestickt.
„Für den Hals empfehle ich ein dünnes Halsband oder eine Kette. Sie können das Halsband natürlich dazukaufen, ich hole es Ihnen gerne, während Sie das Kleid anziehen. Es gibt jedoch einen kleinen Haken: Dieses Kleid ist leider nur zum Kauf bestimmt, verzeihen Sie, das hatte ich vergessen“, beteuerte die kleine Maureen, die ein verborgenes Verkäuferass war, sich wahrer Hinterlist bediente und zudem noch ein gutes Auge besaß.
„Ich nehme es trotzdem. Auch das Halsband. Bitte zeigen Sie mir eine passende Maske dazu!“, bat Sayura. Sie hatte weder Lust noch Kraft für die Suche nach einem anderen Kleid. Dieses schöne rote Kleid war wie ein Vorbote. Es war so rot wie Blut. Blut, das sie heute Abend vergießen würde.
Maureen kam zurück mit mehreren pompös geschmückten Masken mit viel glitzernden Mustern und viel Federschmuck. Als Sayura eine an der dünnen Stange fest- und über ihr Gesicht hielt, war sie erschrocken, wie schwer und beengend eine solche Maske war.
„Haben Sie es etwas Schlichter?“, fragte Sayura. Sie würde die Maske nur für die ersten Minuten der Feier benötigen und dann sowieso irgendwo ablegen. Schließlich musste sie die Hände frei haben.
Maureen brachte eine dünne und schmale venezianische Maske, die matt glänzte und lediglich die Augen und den oberen Wangenbereich abdeckte. Sie war schlicht, einfach, leicht und gerade deshalb fast schon so elegant, da sie unaufdringlich war.
Anschließend half Maureen Sayura beim Anziehen des Kleides. Beide hatten erwartet, dass an vereinzelten Stellen leichte Änderungen des Kleides notwendig wären, und waren schließlich überrascht, wie gut es auf Anhieb passte.
„Dieses Kleid ist offensichtlich ganz für Sie gemacht, es passt wie angegossen!“, stellte Maureen überflüssig, aber charmant fest.
Sayura hatte noch nie so einfach ein Kleidungsstück, schon gar kein Kleid, für sich gefunden, und dieses hier fiel sprichwörtlich direkt in ihre Einkaufstasche. Sie zahlte, bedankte sich und ging nach Hause. Dort angekommen, ließ sie sich auf ihr Sofa fallen, sie fühlte sich matt. Ihr Blick fiel erneut auf die Einladung. Ganz kurz zog sie in Erwägung, den Brief zu vernichten, zu tun, als hätte sie ihn nie erhalten.
Sayura nahm den Brief zur Hand, um das Bild von Natzuya zu betrachten. Erstaunlich, wie nahe sie an ihn herangekommen waren, um sein Gesicht so deutlich zu fotografieren! Aber in der Welt der Elektronik und Technik gab es sicherlich ebenso ständige Neuerungen und Verbesserungen, die es möglich machten, selbst mit kleinen Kameras die tollsten Bilder zu machen; mit vermutlich 100-facher Zoomfunktion. Sayura kannte sich mit Waffen aller Art aus, nicht jedoch mit technischem Gerät der Menschenwelt. Ihre Mikrowelle und den Toaster hatte sie noch nie benutzt. Sie brachte es fertig, sich an der Kaffeemaschine zu verbrennen und einen Mixer innerhalb von fünf Minuten gebrauchsunfähig zu machen. Wie immer dieses Foto zustande gekommen war – es zeigte Natzuyas Porträt. Liebevoll und gedankenverloren ließ sie ihre Finger darübergleiten. „Es tut mir so leid!“, flüsterte sie dem Bild entgegen.
Sie legte sein Bild auf ihren Nachttisch im Schlafzimmer. Irgendwie war sie froh, ihn nun immer ansehen zu können. Wer sollte schon etwas dagegen haben, wenn sie sich ein Foto von einem Vampir auf den Nachttisch legte? Schließlich würde sie ihn töten. Das war alles verrückt. War es nicht auch masochistisch, sich ein Foto von ihm bereitzulegen, ihn zu töten und danach weiterhin das Foto sehnsüchtig anzuschmachten? Was war bloß los mit ihr?
Sayura nahm ein Bad, legte sich anschließend ihre Beinholster an, befestigte eine Waffe und ein Messer am Oberschenkel, am Knöchel einen weiteren Dolch. Letzterer war in einer spontanen Situation schnell zu erreichen. Sie übte die Bewegungsabläufe, denn es wäre schließlich verheerend, sich bei einer Tötungssituation mit den Händen im Kleid zu verfangen, den Dolch nicht zu erreichen und zu
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