Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
Vom Netzwerk:
gefühlt hatte und nicht zuordnen konnte.
    „Lauf nicht wieder weg!“, rief er über die Schulter hinweg. Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie sie kurz vor Betreten des Festsaals zum Stehen kam. Sie drehte sich jedoch nicht um, sondern bemühte sich um Selbstbeherrschung. Ganz deutlich konnte Natzuya ihre An­spannung spüren, ihren Kampf gegen die Tränen, dieses verborgene Gefühl, das sie drohte zu überwältigen.
    Sayura zitterte. Sie versuchte, sich ins Gedächtnis zurückrufen, dass sie schließlich eine Jägerin war, dass sie immer schon Vampire getötet hatte und dies nichts war, was ihr schwer fiel. Dieser Vampir dort war nichts anderes. Eine Chance auf seinen Tod hatte sie bereits vertan. Derart nahe, wie er ihr schon wieder gekommen war, wäre ideal für sie zum Angriff gewesen. Sogar der Ort wäre ideal gewesen: keine Zuschauer, keine Zeugen. Die Gäste im Inneren des Gebäudes waren mit sich beschäftigt, auf der Terrasse und im Garten hielt sich sonst niemand auf. Wie viele Gelegenheiten, ihn zu töten, hatte sie noch zu erwarten?
    „Tanz mit mir!“, bat Natzuya nun überraschend.
    „Natzuya …!“ Sie wollte irgendwas erklären, verneinen, aber erneut versagte ihre Stimme. Sayura spürte, dass Natzuya wieder dicht hinter ihr stand. Jetzt berührte er ihre Schultern. Seine Hände waren angenehm warm, sanft und beruhigend. Er zog sie nah zu sich heran, widerstandslos ließ sie es geschehen.
    „Tanz mit mir!“ Wieder flüsterte er leise, diesmal hörte sie seine Stimme eher in ihrem Kopf. Also hatte er seine telepathischen Fähigkeiten erweitert, überlegte Sayura. Zu Beginn hatte er ihr in die Augen sehen müssen, jetzt reichte die bloße Macht der Gedanken.
    Langsam, zögernd drehte sie sich um, direkt in seine Umarmung, eng an seinen Körper gepresst. Eine Welle der Sehnsucht, der Erregung durchzog ihren Körper. Zufrieden nahm Natzuya dies zu Kenntnis. Seine vampirischen Fähigkeiten machten ihn zu einem Empathen, wie er es nie für möglich gehalten hatte. Ein derartiges Einfühlungsvermögen hätte er gern als Mensch besessen. Wie viel leichter wäre es im Umgang mit anderen Menschen gewesen, wenn man deren wirkliche Gefühlswelt kannte; ohne diese Fassade, mit denen die meisten versteckten, was sie wirklich bewegte, nur aus Angst vor Ablehnung, Versagen und Feigheit!
    Natzuya hielt sie fest und genoss ihren Körper, der sich so vertraut an den seinen schmiegte, der sich seinem anpasste, als wären sie zwei passende Puzzleteilchen.
    Sicher an seine Brust gelehnt, ließ sie ihrer Angst, ihrer Verzweiflung und ihrer Schwere freien Lauf. Was mit stillem Tränenfluss begann, endete in einem schluchzenden Weinkrampf.
    Natzuya hielt sie in seinen Armen, vorsichtig wiegte er ihre beiden Körper hin und her. Irgendwann hatte sie sich beruhigt. Er wartete geduldig, wollte sowieso nirgends anders sein als genau an diesem Ort, genau zu dieser Zeit mit dieser Frau.
    „Willst du mir erzählen, was dich so traurig macht?“, fragte er sie leise.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Tanz mit mir, Natzuya!“

– 7 –
    Natzuya war ein guter Tänzer. Er führte Sayura elegant und geschmeidig über die Terrasse. Hier draußen gab es viel Platz, keine anderen Menschen, auf die man achtgeben musste oder von denen man angerempelt wurde. Das Tanzen hatte er von seiner Mutter gelernt. Sie hatte einmal gesagt, dass ein Mann so etwas auf jeden Fall beherrschen müsse. Schließlich hatte sie sich auch aus diesem Grund in ihren Mann, seinen Vater, verliebt. Sein Vater konnte wegen einer Hüftverletzung durch einen Sturz kurz nach der Hochzeit nicht mehr tanzen. Gerne erinnerten sich beide daran zurück, wie es war, als sie über die Tanzfläche schwebten und nichts außer ihrer Liebe empfanden. Das Tanzen war verschwunden, die Liebe geblieben. So hatte er seine Eltern immer erlebt: als Verliebte. Natürlich gab es auch Streit, aber wenn er zurückblickte, konnte er von sich sagen, dass seine Kindheit wirklich schön war, liebevoll.
    Natzuya schüttelte unmerklich den Kopf, als wolle er die Gedanken an seine Eltern verjagen. Diese Gedanken schmerzten ihn sehr. Er wollte nicht an sie denken. Auf gar keinen Fall!
    Natzuya konzentrierte sich viel lieber auf die kleine, zarte Frau in seinem Arm, die sich ihm so offensichtlich beim Tanz hingab und diesen Moment so sehr genoss, dass er sich fragte, warum sie diese Leidenschaft zum Töten von Vampiren einsetzte und nicht einfach für ein wunderschönes, friedvolles Leben.
    Noch

Weitere Kostenlose Bücher