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Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
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aller Tabus der Vampirjäger, und der Sinn dieses Verbots ergab sich darin automatisch. Sie konnte sich an Geschichten erinnern, die sie während ihrer Ausbildung zur Jägerin gehört hatte, dass es derartige Eskapaden natürlich schon gegeben hatte. Wurde dies der Organisation zugetragen, gewährte diese dem Jäger angeblich eine letzte Chance, um den Vampir zu töten, um somit weiterhin dem Bund der Jäger anzugehören. Lehnte er ab, wurde betreffender Jäger auf die Liste der zu tötenden Vampire gesetzt. Verräter wurden innerhalb der Organisation der Vampirjäger nicht geduldet. Man gestand ihnen kein freies Leben zu. Jäger zu sein, bedeutete Pflichterfüllung auf Lebenszeit, allein schon wegen des Wissens über die Machenschaft der Regierung, der Löschung der einstigen Identität. Folglich würde irgendwo ein Jäger einen weißen Brief in seinem Briefkasten vorfinden und den Sonderauftrag erhalten, den abtrünnigen, verräterischen Jäger auszulöschen. Sayura empfand die beschriebene Vorgehensweise der Organisation damals, während der Unterrichtsstunde, als den einzig richtigen Weg, mit Verrätern umzugehen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wieso sich ein Jäger in einen Vampir verlieben sollte oder gar konnte. Das erschien ihr pervers. Und heute war sie zu sehr selbst Betroffene, um zwischen dieser Erinnerung und ihrer eigenen Geschichte eine Verbindung zu erkennen.

    Lethargisch lag sie auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer, aß schmatzend irgendwelche Chips und war traurig.
    Lange schon war sie nicht mehr jagen gegangen, hatte keinen Vampir getötet, seit Monaten nicht mehr. Sie wusste, dass sich das ändern musste, aber sicher nicht mehr an diesem Abend und schon gar nicht mit dieser Stimmung.
    Warum zeigte er sich nicht oder hinterließ zumindest eine Nachricht? Fand er ihren Kuss am Ende doch abscheulich? Lag er vielleicht gerade mit Lena im Bett? War sie am Ende nur ein Spielzeug für ihn? Hatte er es sich einfach anders überlegt? Waren seine Worte nur heiße Luft? Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um Natzuya.
    Dass sie sein Foto innerhalb ihrer Wohnung überall mit sich trug, machte es vielleicht auch nicht ganz einfach, den nötigen Abstand zu erlangen. Aber letztlich machte es keinen Unterschied, ob sie das Foto neben der Spüle abstellte oder auf der Waschmaschine im Bad – sein Gesicht hatte sich unwiderruflich in ihr Gehirn eingebrannt.

    Lena war zufrieden: Offenbar hatte ihre Moralpredigt Früchte getragen. Natzuya redete nicht über Sayura und dachte auch nicht mehr übermäßig viel über sie nach. Er widmete sich zunächst zur Gänze ihr. Lena spürte jedoch, dass er es nur halbherzig tat, aber diesen Zustand war sie eigentlich bereits gewöhnt. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken.
    Sie war sich sicher, dass er über diese Sayura hinwegkommen würde, er brauchte nur etwas Abwechslung und Zeit. Zeit hatte er als Vampir zudem reichlich.
    Und dann begann er selbst für seine Abwechslung zu sorgen. Er nutzte sein Aussehen und seine Fähigkeiten, um der Vampir zu werden, dem die bekannte Klischeefigur aus Film, Fernsehen und sonstigen Medien am nächsten kam. Er ging des Nachts in Clubs, Bars oder Diskotheken, verführte junge Mädchen, trank ihr Blut, schlief mit ihnen, einige tötete er, andere ließ er überleben. Es schien beinahe so, als würde er üben, seine Empfindungen in Gegenwart von Menschenfrauen zu kontrollieren, und das wiederum behagte Lena so gar nicht.

– 8 –
    Sie hatte ihren Bogen gespannt bis zum Anschlag. Er ächzte danach, seiner Spannung nachgeben zu dürfen, um seinen Pfeil abfeuern zu können. Aber sie konnte diesem Wunsch nicht nachgeben.
    Sayura stand gegen die Wand gepresst und wechselte zwischen den beiden Vampiren mit ihrem Blick, ähnlich wie beim Tennis, hin und her. Ihr Blick kehrte jedoch stets schneller zu Natzuya zurück, auch den Bogen hielt sie nun wieder auf ihn gerichtet.
    Natzuya sah sie mit dieser merkwürdig ruhigen Ausstrahlung an.
    Ihr Körper zitterte unter der enormen Anspannung, die sie aufbringen musste, um die Spannung des Bogens halten zu können. Die Spannung der Sehne strapazierte zudem ihre Finger- und Armmuskeln. Wie war sie bloß da reingeraten?

    Sie war an diesem Abend erstmals wieder als Jägerin unterwegs, rechnete allerdings nicht mit wirklichem Feindkontakt. Wieso sie so schrecklich undiszipliniert war, konnte sie nur vermuten, und diese Vermutung namens Natzuya gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Schließlich hatte sie sich

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