Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
Sayura. Ich werde nicht davonlaufen, anders als du!“, sagte Natzuya sehr kühl.
Sayura saß in der Falle. Sie konnte ihn nicht erschießen. Das wusste er, das wusste sie. Sie hatte ihre Chance bereits auf der Wohltätigkeitsveranstaltung gehabt.
Ihr war aber auch bewusst, dass dieses Verhalten unter den Vampiren nicht publik werden durfte. Sie hatte keine Kraft mehr, den Bogen länger zu halten. Sie schwenkte ein letztes Mal in eine andere Richtung und ließ den Pfeil an der gespannten Sehne los.
Steve war viel zu überrascht, um in irgendeiner Form reagieren zu können. Als der tödliche Pfeil der Jägerin in seinen Körper eindrang, ihn durchzog und wieder heraustrat, war es zu spät wegzulaufen. Nicht einmal einen Schrei hatte er von sich geben können. Sang- und klanglos zerfiel er zu Staub.
Natzuya hatte sich nicht bewegt, nichts dagegen unternommen, und Sayura war sich sicher, dass er in ihren Gedanken gelesen hatte, was sie als Lösung in Betracht zog, um dieser Situation zum Teil zu entgehen. Sie konnte keine vampirischen Zeugen ihrer Unterhaltung mit Natzuya gebrauchen. Zugegebenermaßen war das ein banaler Grund, aber der Vampir hatte die Zahl ihrer Tötungsquote zudem einfach so verdoppelt.
„Ja, ich habe es in dir gesehen. Aber die Vampire sind mir im Grunde egal“, sagte er und beobachtete Sayura, wie sie sich gegen die Wand fallen ließ und ihre Arme entspannte.
Sayura hatte die Augen geschlossen, Tränen stiegen auf und bahnten sich ihren Weg durch die geschlossenen Lider über ihre Wangen hinab.
Natzuya sagte nichts.
Als sie die Augen wieder öffnete, stand er noch immer vor ihr und sah sie ruhig an.
„Ich habe versagt!“, flüsterte sie.
„Nein, hast du nicht, du hast zwei Vampire getötet, das ist doch eine gute Ausbeute. Das findest du selbst.“, meinte Natzuya.
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, es gilt, jeden Vampir zu töten. Jeden! Nicht nach Sympathien auszusortieren, wer überleben soll und wer nicht.“
„Du magst mich eben!“
„Ja, Natzuya … ich meine: Nein, das darf ich nicht … das kann ich nicht! Ich kann keine Jägerin mehr sein, wenn ich auch nur einen von euch mag!“, rief Sayura verzweifelt aus.
„Wer sagt das, deine Regeln? Ich sag dir was: Ich wäre nicht das, was ich jetzt bin, wenn ich mich an die Regeln halten würde, die es seit Jahrhunderten gibt. Zugegebenermaßen hatte ich einige Momente, in denen ich es in Erwägung zog, mich daran zu halten, aber diese sind vorüber.“
„Natzuya, du kannst keine Gesetze verändern, die uralt sind! Es geht nicht nur um einen Krieg zwischen Jägern und Vampiren, es geht um das Gleichgewicht: Es darf nie mehr Vampire als Menschen geben!“, ging sie auf ihn ein, ohne zu wissen, was genau er eigentlich meinte.
„Keine Sorge, es wird sicher nicht mehr Vampire geben als Menschen. Daran würde ich auch nicht beteiligt sein. Ich besitze diese Fähigkeit gar nicht. Ich beziehe mich eher auf mein Leben als Vampir. Es heißt, wir sollen im Verborgenen ein geheimes Dasein fristen. Weißt du, was? Vergiss es! Ich geh raus in die Welt und genieße mein Leben. Ich will auf nichts verzichten müssen, nur weil mich irgendjemand zum Vampir gemacht hat.“ Bedeutungsvoll sah er sie an.
„Zudem stehst du unter meinem Schutz. Ich sagte Lena und ihren Leuten schon vor einiger Zeit, dass sie dich in Ruhe lassen sollen. Ich genieße es, eine machtvolle Position zu haben. Ich lerne mit meinen Fähigkeiten und meiner Ausstrahlung zu spielen sowohl in der Menschenwelt als auch in, wie du immer so schön sagst, meiner vampirischen Welt. Ich versuche, mein Leben zu genießen, und ich will es mit dir tun.“
„Was?“, fragte sie, obwohl sie es verstanden hatte. Das waren viel zu viele Informationen auf einmal. Zuerst einmal begriff sie, warum sie auf ihren seltenen Streifzügen keine Spur der Vampire aufnehmen konnte.
„Du darfst dich nicht über sie erheben, Natzuya!“, stellte sie erschrocken fest.
„Das will ich auch nicht. Aber ich gelte als gefürchteter und unberechenbarer Vampir, und das gefällt mir. So ist das Leben als Vampir erträglich und macht Spaß. Ich habe Geld im Überfluss, sieh dir allein meine Kleidung an! Als ich noch Mensch war, hatte ich all diesen Luxus nicht!“, erklärte er ihr mit glänzenden Augen.
„Ohne Lena an deiner Seite wärst du nicht zu diesem Einfluss gekommen!“, erinnerte sie ihn.
„Das mag sein, aber ich bin, wer ich jetzt bin!“, antwortete er knapp.
„Ja, wer bist du?
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