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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Laune konnte tödlich sein.
    »Jaguar...«
    Er hatte seine Mauer wieder aufgebaut. »Es ist fast Mittag, Audra. Ich werde später mit dir sprechen.«
    Sie nickte und beobachtete in stummer Faszination, wie er wieder die Gestalt eines Jaguars annahm und ins Unterholz zurücksprang.
    Du kannst bleiben, so lange du willst, bot er ihr im Gehen an. Seine Stimme erklang unwillkommen und bedrohlich offen in ihrem Geist, als wolle er sich für seinen plötzlichen Abgang entschuldigen.
    Turquoise musste gegen den Impuls ankämpfen, einen Schutzwall aufzubauen und Jaguar aus ihren Gedanken auszuschließen. Die meisten Jäger lernten, wie man seinen Geist zumindest zum Teil vor Vampiren schützen konnte, doch diese Fähigkeit war bei Menschen sehr selten, und sie anzuwenden, wenn Jaguar bereits in ihren Gedanken war, hätte seinen Verdacht erregt.

    So jedoch spürte sie, wie er sich zurückzog. Als er wieder sprach, war seine geistige Stimme schwächer und klang nicht mehr so sehr nach Jaguar. Entspann dich, Audra! Genieß die Sonne!
    Sie konnte nicht sagen, ob das ernst oder sarkastisch gemeint war.
    Shayla legte neugierig den Kopf zur Seite, als sich Turquoise schwer seufzend auf einem der Steine niederließ. Erschöpft betrachtete sie den verwirrten Jaguar.
    »Verstehst du ihn vielleicht besser als ich?«, fragte sie zu ihrer eigenen Überraschung. Shayla antwortete, indem sie Turquoise in die Seite stieß.
    Warum sollte sie sich die Mühe machen, Jaguar zu verstehen? Die einfachste Erklärung war: damit er für sie berechenbar wurde. Ein unberechenbarer Gegner ist wesentlich gefährlicher als einer, dessen Reaktionen man vorausberechnen kann, und Jaguar würde bei ihren Schachzügen gegen Jeshickah eine große Rolle spielen.
    Doch es ärgerte sie, dass sie Jaguar nur deshalb verstehen wollte, weil er sie verwirrte, und so etwas war sie nicht gewöhnt.
    Sie war ein Mensch. Sie war sterblich. Sie akzeptierte die Tatsache, dass sie nicht allwissend war. Doch in den beiden Jahren, in denen sie Vampire gejagt hatte, war ihr noch kein Wesen untergekommen, das sie so wenig verstand wie ihn.
    Nathaniel hatte Jaguar als kalten, gefährlichen Feind beschrieben, sodass Turquoise ihn am liebsten sofort erstochen hätte. Doch wen Nathaniel als überheblichen Herrscher von Midnight bezeichnet hatte, hatte sich ihr gegenüber herzlich und offen gezeigt, und sie wunderte sich über die Gegensätze in seinem Charakter. In einem Moment schickte er Lord Daryl kaltblütig zum Teufel und im nächsten focht er einen zärtlichen Ringkampf mit Shayla aus. Turquoise verstand ihn nicht und vor allem aus diesem Grund traute sie ihm auch nicht.
    Vertrauen. Dieses Wort mied Turquoise seit Langem. Man konnte sich einzig darauf verlassen, dass jeder immer zuerst an sich selbst dachte.
    Erneut versuchte Shayla, Turquoises Aufmerksamkeit zu erregen. Der Jaguar war genauso schlimm wie ein Kätzchen, das spielen will – ein großes, tödliches Kätzchen, aber genauso verwöhnt und rastlos.
    Es war noch nicht einmal Mittag, und es würde noch Stunden dauern, bis Turquoise etwas unternehmen konnte. Ravyn hatte erschöpft ausgesehen; sie würde noch eine Weile schlafen. Der Hof war zwar schön, aber er war interessanter gewesen, solange er noch verbotenes Terrain gewesen war.
    Glücklicherweise schliefen die meisten Vampire um diese Zeit noch.
    Sie streckte sich neben Shayla aus. Die Sonne auf ihren nackten Armen fühlte sich herrlich an. Da sie in den beiden letzten Jahren ihren Lebensrhythmus den Geschöpfen der Nacht angepasst hatte, die sie jagte, war sie ziemlich blass. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie zuletzt einen Nachmittag lang einfach faul in der Sonne gelegen hatte.
    Genau das wollte sie jetzt tun. Sie hatte nicht viel geschlafen und auch durch den Blutverlust fühlte sie sich müde. Sie döste, raufte zwischendurch ein wenig mit Shayla und schlief dann wieder ein.

    Kapitel 10

    »Erste Lektion: die Anrede«, sagte er ruhig, während Catherine unter der Hand an ihrem Hals nach Luft schnappte. »Du wirst mich mit ›Lord Daryl‹ anreden.«
    »Nimm deine Pfoten von mir!«, zischte sie ihn an. Ihre Stimme war von der Anstrengung, Luft zu holen, ganz heiser. Lord Daryl schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht und vor ihren Augen begannen Sterne zu tanzen.
    »Sag es«, befahl er, eine Hand immer noch an ihrer Kehle, während er sie gegen die Wand drückte.
    Stattdessen versuchte sie, ihn zu treten. Mit einer reflexartigen Bewegung, die

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