Die Vampirverschwoerung
lachte.
»Das ist nicht lustig!«, fuhr Olivia ihn an. »Die Therapie brauche ich bestimmt, nachdem ich Wicked gesehen habe.«
»Komm schon, Olivia«, sagte Sophia. »Du wirst schon nichtâ¦Â«
»Ich FLIPPE AUS!«, rief Olivia hysterisch. Sie presste ihre schwitzenden Handflächen auf die Tischplatte. »Diese Hexe und ihre Affen«, sagte sie wieder mit unterdrückter Angst.
»Kannst du nicht mit deiner Mutter reden?«, fragte Lucy.
Olivia schloss die Augen. Von Sekunde zu Sekunde wurden ihre Kopfschmerzen schlimmer.
»Das ist ja das Schlimme. Sie ist ganz begeistert, dass sie endlich einen Weg gefunden hat, mir zu helfen, die âºWunden meiner Kindheitâ¹ zu heilen. Es würde ihr das Herz brechen, wenn ich nicht mitkäme.« Sie öffnete die Augen und ihr Kopf dröhnte. »Kann mir nicht jemand helfen?«, quiekte sie.
Lucys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich.«
Olivia begann ein wenig klarer zu sehen. »Und wie?«
»Wir tauschen wieder die Rollen!«, verkündete Lucy.
Augenblicklich waren Olivias Kopfschmerzen wie weggeblasen.
»Du kannst bei mir zu Hause Umzugskartons packen«, erklärte Lucy, »und ich bin du und gucke mir Wicked an.«
»Das würdest du tun?« Olivia schnappte nach Luft.
»Ja«, sagte Lucy und seufzte, als hätte sie eine zentnerschwere Last auf sich genommen. »Ich wäre bereit, mir ein ausverkauftes Musical anzugucken, das ich schon immer sehen wollte, wenn das meiner geliebten Zwillingsschwester Kummer erspart.«
Brendan und Sophia stöhnten.
»Eine Zwillingsschwester zu haben, ist echt genial!«, rief Olivia. Plötzlich merkte sie, dass sie Durst hatte und am Verhungern war. Sie trank das Glas Wasser auf ihrem Tablett in einem Zug aus und steckte die Selleriestange, die sie in der Hand hielt, in den Mund.
»Das kannst du laut sagen«, zog Sophia sie auf. »Nur
schade, dass ihr euren Rollentausch-Service nicht auch denjenigen von uns anbieten könnt, die weniger Glück haben.«
»Das wäre ein mördergeiler Job«, räumte Lucy ein.
Mördergeiler Job. Die Wörter setzten sich in Olivias Kopf fest. Plötzlich ging ihr ein Licht auf. »Das ist es!« Sie schluckte den Sellerie hinunter. »Das ist Plan C! Das ist es, was deinen Dad davon überzeugen wird, in Franklin Grove zu bleiben!«
»Ein Zwilling, mit dem er die Rollen tauschen könnte?«, fragte Brendan.
»Nein«, sagte Olivia. »Eine Stelle, die noch besser ist als die, für die er hier weggeht.«
Lucy bekam groÃe Augen. »Du bist ein Genie«, rief sie.
»Ja, aber ich versuche nicht damit zu prahlen.« Olivia kicherte.
Lucy war bereits aufgestanden, stellte ihre Teller auf das Tablett und sammelte ihre Bücher ein. Olivia und ihre Freunde beeilten sich, es ihr gleichzutun.
In diesem Augenblick tauchte Camilla mit ihrem Mittagessen in einer braunen Papiertüte auf. »Ihr geht doch nicht etwa schon alle?«, fragte sie.
»Doch«, sagte Lucy. »Aber du kommst mit, Camilla.«
Sie drehte Camilla herum und schob sie auf den Ausgang zu.
»Wo gehen wir denn hin?«, fragte Camilla.
»Eine Stelle suchen!«, erwiderte Olivia und nahm ihre Freundin am Arm.
Â
Zwei Minuten später betraten sie die Bücherei.
»Na, wenn das nicht die Anti-Europa-Fraktion ist«, sagte Miss Everling und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor. »Hat eure Freundin sich entschieden, in Franklin Grove zu bleiben?«
»Noch nicht«, entgegnete Lucy.
»Mist.« Miss Everling stampfte mit einem ihrer engen kniehohen Lederstiefel auf. »Ich war sicher, dass die Präsentation Wirkung zeigen würde.«
»Wir haben aber noch nicht aufgegeben«, fügte Sophia entschlossen hinzu.
»Das nenne ich die richtige Einstellung«, sagte Miss Everling. »Wie kann ich euch helfen?«
»Haben Sie die örtlichen Stellenanzeigen hier?«, fragte Brendan.
»Wir haben alle Zeitungen des Kreises und des Bundesstaates«, sagte Miss Everling lächelnd. »Zu den Zeitungen!« , kommandierte sie.
Eine Minute später hatte Miss Everling die fünf an einem Tisch, auf dem die neueste Ausgabe der Gazette   â der Lokalzeitung aus Franklin Grove  â aufgeschlagen lag, zurückgelassen. Camilla beugte sich über die Zeitung und rief freie Stellen aus. »Bauberater â¦
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