Die Vampirverschwoerung
Computern.« Miss Everling zeigte mit ihrem Bleistift auf Lucy und Sophia. »Ich zeige euch, wie ihr eine digitale Diaschau erstellt, die eure Freundin garantiert zum Lachen und zum Weinen bringt. Aber vor allem wird sie sie dazu bringen, hierzubleiben!«
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Um halb fünf Uhr nachmittags stand Olivia hinter ihrer Schwester auf der Veranda von Lucys riesigem Haus oben auf dem Undertaker Hill. Sie waren nach der Schule mit Camilla und Sophia noch länger geblieben und hatten sich beeilt, ihre Präsentation fertig zu machen, die absolut umwerfend geworden war. Aber als Lucy jetzt nach dem Türknauf griff, bekam Olivia plötzlich Angst.
»Warte«, platzte sie heraus.
Lucy blieb stehen. Olivia drehte sich um und sah auf Franklin Grove hinab. Durch den Nebel und zwischen den kahlen Dezemberbäumen hindurch konnte sie nur das Dach der Schule in der Entfernung erkennen.
»Glaubst du wirklich, das funktioniert?«, fragte sie nervös.
»Warum? Findest du nicht, dass die Präsentation mördergeil geworden ist?«, fragte Lucy schnell.
»Doch, schon«, räumte Olivia ein. »Aber als mein Dad vor einem halben Jahr beschlossen hat, wegen seiner neuen Stelle nach Franklin Grove zu gehen, habe ich ihn angebettelt, nicht dorthin zu ziehen. Aber nichts konnte ihn umstimmen.«
»Nur, dass mein Dad Franklin Grove liebt«, sagte Lucy. »Das war schon immer so. Und auch, wenn Europa ein mördergeiler Kontinent ist, will ich nicht den Rest der Ewigkeit in irgendeinem Internat in Luxemburg verbringen.«
»Okay, aber dass er Franklin Grove liebt, heiÃt noch lange nicht, dass er auch mich â¦Â« Olivias Stimme brach ab, bevor sie das Wort »liebt« aussprechen konnte. Sie
hatte Mr Vega nur einmal kurz gesehen, seit sie herausgefunden hatte, dass er ihr Vater war. Die Initiation durch den GroÃen Rat der Vampire bedeutete, dass sie jetzt offiziell von der Vampirgemeinschaft anerkannt wurde. Aber auch danach war er in ihrer Anwesenheit immer ganz komisch gewesen.
Er ist noch nicht einmal gerne in meiner Nähe, dachte sie.
»Vielleicht solltest du ihm die Präsentation allein vorführen«, sagte Olivia laut.
»Du musst unbedingt mitkommen«, sagte Lucy. »Keine spricht so gut vor Publikum wie du.«
»Ich weiÃ, aber er scheint mich einfach nicht besonders zu ⦠mögen.« Olivia biss sich unsicher auf die Lippe. »Wenn ich seine Tochter bin«, sagte sie, wobei ihre Augen feucht wurden, »warum liebt er mich dann nicht? Liegt es daran, dass ich ein Mensch bin?«
Lucys Blick wurde weich und sie schüttelte den Kopf. »Unsere Mutter war auch ein Mensch, genau wie du«, sagte sie sanft. »Und sie war die groÃe Liebe seines Lebens.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich weià es nicht, Olivia«, gab Lucy zu. »Etwas, das ihn zu einem Vampir gemacht hat, der Menschen gegenüber skeptisch ist und wachsamer im Umgang mit ihnen. Er hat sich verändert. Aber das heiÃt auch, dass er sich wieder verändern kann.«
Olivia seufzte tief. »Es ist nur ⦠ich würde alles dafür geben, ihn als Teil meiner Familie betrachten zu können, weiÃt du?«
»Das kannst du bald«, versicherte Lucy ihr. »Aber erst müssen wir ihn davon überzeugen, nicht wegzuziehen.«
Olivia nickte und holte tief Luft, entschlossen, ihre Schwester nicht hängenzulassen. »Du hast absolut recht«, sagte sie.
Lucy grinste aufmunternd, umarmte Olivia schnell und schloss die Haustür auf.
Sie fanden Mr Vega in seinem Arbeitszimmer über den Schreibtisch gebeugt. Lucy schlich sich hinein, während Olivia an der Tür stehen blieb. Sogar vom anderen Ende des Zimmers aus konnte sie erkennen, dass er mit einem Stück Kohle etwas zeichnete.
»Hey, Dad«, verkündete Lucy.
»Oh, hallo, Lucy«, sagte Mr Vega und sprang auf. »Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören.« Er schob seine Zeichnung unter einige andere Skizzen.
»Hi â¦Â«, sagte Olivia und war einen Moment lang unsicher, wie sie den Mann vor sich ansprechen sollte, »Mr Vega.«
»Hallo, Olivia«, entgegnete Mr Vega steif. Bis zu diesem Augenblick hatte er sie nicht in der Tür bemerkt. Er wandte schnell den Blick ab. Olivia rutschte das Herz in die Hose.
»Woran arbeitest du gerade?«, fragte Lucy.
»An nichts Besonderem«, sagte er. »Das sind nur ein paar
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