Die verbannte Braut (German Edition)
mir gewünscht, sie würden mich endlich töten. Wenn sie meinen Kopf auf den Stein legten und ich den Säbel hinabrauschen sah, dann habe ich gebetet, dass sie es diesmal endlich tun." Er blickte sie an und lächelte. "Das Einzige, was mich davor bewahrt hat, den Verstand zu verlieren, war der Gedanke an dich. Ich wollte noch einmal die Chance bekommen, alles wieder gut zu machen."
"Ich dachte … du willst mich nicht mehr. Warum bist du nicht zu mir zurückgekommen? Was machst du hier in London? Und wie bist du überhaupt aus der Gefangenschaft freigekommen?"
"Eines nach dem Anderen. Komm, kuschel dich in meine Arme und ich erzähle dir alles."
Eve ließ sich von Ronan in seine Arme ziehen und sie legte ihren Kopf auf seine Brust. Er strich ihr sanft den Rücken auf und ab, während er seine Geschichte erzählte.
"Als Erstes lass mich dir sagen, dass es nie eine Minute gegeben hat, in der ich dich nicht gewollt hätte, Eve. Ich habe dich so sehr gewollt, dass ich aus Angst vor meinen eigenen Gefühlen geflohen bin. Doch egal wie weit ich räumlich von dir entfernt war, in meinem Herzen war ich immer bei dir. Jeden Tag, seit unserer Hochzeit."
Er zog sie noch näher an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er weiter redete.
"Die Rebellen schleppten mich von einem Ort zum anderen, während sie flohen. Ein paar Mal hätte ich fast die Flucht geschafft, doch sie erwischten mich jedes Mal, ehe ich weit genug kommen konnte. Wir waren oft unter Beschuss, doch man schaffte mich immer weg, sodass ich nie befreit werden konnte. Irgendwann war ich in einer tiefen Grube gefangen. Die ersten beiden Tage warfen sie mir noch ein wenig zu Essen und einen Wasserschlauch runter. Hin und wieder kam einer vorbei, um mich zu demütigen. Sie warfen Unrat auf mich hinab oder ..."
Er seufzte, als die Erinnerungen hochkamen.
"... sie haben sich an den Rand der Grube gestellt und auf mich hinabgepinkelt. Sie haben mir nicht eine winzige Chance gelassen, meine Würde zu bewahren, Eve. Am dritten Tag kam niemand. Am vierten und fünften Tag auch nicht. Ich war schwach und unterernährt. Mir war klar, dass etwas passiert sein musste. Entweder waren meine Entführer tot oder sie waren geflohen und wollten sich nicht mit mir belasten.
Da ich mit jedem Tag schwächer wurde, wusste ich, wenn ich etwas unternehmen wollte, dann sofort. Mit meinen Händen grub ich Stufen in die Erdwand. Ich arbeitete so lange, bis ich all den Weg hinaufschaffte. Mehrmals war ich drauf und dran, aufzugeben. Ich war so entsetzlich schwach. Doch dann rief ich mir dein liebliches Gesicht in Erinnerung. Ich wollte so gern alles gut machen. Ich wollte dich glücklich machen. Der Gedanke daran gab mir Kraft, das Unmögliche zu schaffen.
Ich schlief fast augenblicklich vor Erschöpfung ein, als ich oben angelangt war. Es war vermutlich nicht mehr als eine oder zwei Stunden, ehe ich wieder zu mir kam. Ich war in einem verlassenen Dorf. Es bestand aus nur drei Häusern, doch es hatte einen Brunnen, und nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, fand ich ein wenig Reis und ein paar alte Zwiebeln. Das war für die ersten vier Tage mein Essen, danach war ich etwas kräftiger und konnte mir kleine Tiere jagen. Meistens Ratten oder Schlangen. Ägypten ist ein unwirtlicher Ort."
"Wie bist du zurückgekommen?"
"Ich wurde von ein paar Leuten gefunden, die mich nach Kairo begleiteten. Dort war der Sirdar stationiert. Wood sorgte dafür, dass man sich um mich kümmerte. Ich war noch immer unterernährt und viele Wunden waren vereitert und brandig. Später, als es mir besser ging, veranlasste Wood, dass ich einen Platz auf einem Schiff erhielt, das nach Hause segelte."
"Aber warum bist du danach nicht zu mir gekommen, wenn du doch sagst, dass du alles wieder gut machen wolltest? Warum bist du hier in London und noch dazu unter dieser Verkleidung und unter falschem Namen?"
"Bis auf die Augenklappe ist es keine Verkleidung. Was den Namen anbetrifft, so bin ich neben Lord Stoneborough tatsächlich auch der Comte Delaunay. Ich erhielt diesen Titel schon vor gut zehn Jahren. Nur dass hier in England niemand weiß, dass der Comte Delaunay auch der Lord von Stoneborough ist."
Er küsste Eve auf die Stirn und zog die Decke über ihren Leib, nachdem er merkte, dass es kühl geworden war im Raum und Eve eine Gänsehaut hatte.
"Zu deiner anderen Frage. Ich habe die letzten Jahre nur dafür gelebt, dich endlich wieder zu sehen. Doch die Jahre zuvor habe ich nur mit dem
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