Die verbannte Braut (German Edition)
Verkehr mit anderen Männern?", fragte Eve schockiert.
"Ich weiß, das wirst du nicht verstehen. Es gibt Menschen, die andere Vorlieben haben, als der Rest der Gesellschaft. Ich habe schon immer gespürt, dass ich … anders bin."
Eve blickte ihre Cousine verständnislos an. Sie war ehrlich schockiert über Henriettas Geständnis. Ihre Cousine hatte recht. Sie wollte die ekligen Details wirklich nicht wissen.
"Wir sind da", sagte Henrietta und die Kutsche hielt an.
Eve schaute sich um, als sie die Kutsche verlassen hatten. Die Kutsche war davongefahren und sie standen am äußeren Ende der Docks. Während überall sonst im Hafen reger Betrieb herrschte, war es hier unheimlich ruhig. Eve sah ein paar alte Lagerhallen, von denen die meisten dringend einige Reparaturen und Pflege benötigt hätten.
"Hier?"
"Wir sind fast da. Komm!", erwiderte Henrietta und wandte sich zum Gehen.
Eve folgte ihr mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Sie war nie besonders mutig gewesen, doch die Liebe zu Ronan veranlasste sie, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Wenn sie ihn retten konnte, dann würde sie alles dafür tun. Auch, wenn die Angst ihr lähmend in die Glieder kroch. Ihre Cousine schien sich nicht viel Sorgen zu machen. Sie schritt zielstrebig auf einen Lagerkomplex zu.
"Was, wenn diese Typen doch hier auftauchen?"
"Unsinn. Die rühren sich nicht, ehe es dunkel ist. Glaub mir, wir sind hier perfekt sicher um diese Tageszeit."
Sie betraten eine Lagerhalle. Es war schummrig und staubig im Inneren der alten, halb verfallenen Anlage. Eves Herz schlug aufgeregt und ihre Hände waren feucht vor Aufregung.
"Wo ist er?", flüsterte Eve.
"Hier lang", antwortete Henrietta leise und sie schlichen um einige hohe Regale herum.
Sie kamen an eine Tür, hinter der vermutlich ein Büro lag. Eve sah sich vorsichtig um. Es war niemand zu sehen. Sie waren allein in der Halle. Trotzdem hatte sie ein ganz ungutes Gefühl. Sie blickte ihre Cousine an, wollte ihr von ihrem Bauchgefühl erzählen, doch verstummte, als Henrietta die Tür öffnete.
"Komm, wir sind fast da."
Eve nickte und trat hinter Henrietta in den Raum. Ein Schrei löste sich von ihren Lippen.
Kapitel 17
R onan verließ den Pub auf demselben Weg, wie er gekommen war, durch den Hinterausgang. Er hatte seine Pläne mit einem Freund, der bei Scotland Yard arbeitete, bei ein paar Pints besprochen. Heute Abend würde er einen Mann treffen, der bereit war, ihn bei der Sekte einzuschleusen. Auf den Straßen herrschte reger Betrieb. Alle schienen wie immer sehr beschäftigt. Kaum einer nahm Notiz von ihm und doch hatte er das ungute Gefühl, beobachtet zu werden.
Er stoppte an der Auslage eines Schneiders und gab vor, sich für die Modelle zu interessieren. Ehe er seinen Weg fortsetzte, nahm er die Gelegenheit wahr, seinen Blick nach rechts und links über die Straße schweifen zu lassen. Er wusste sofort, wer ihn beobachtet hatte. Ein Mann stand in einiger Entfernung an einem Stand mit Holzspielzeug. Nur dass Ronan ernsthaft bezweifelte, dass dieser Kerl Kinder hatte, geschweige denn genug Geld, sich eines der Spielzeuge zu kaufen. Sicher war er von der Sekte nur angeheuert. Dieser Mann war zu ärmlich, um sich in den illustren Kreisen der Gesellschaft zu bewegen, die der Sekte angehörten. Er hatte so seinen Verdacht, welche Herren zu der Sekte gehörten. Alles gelangweilte Adlige und reiche Geschäftsleute, die ihre Befriedigung in Orgien und schwarzen Messen suchten.
Er setzte seinen Weg langsam fort, in dem Bewusstsein, dass der Mann ihm folgen würde. Es war nicht mehr weit bis zu seinem Haus, und als er die Stufen zu seiner Villa hoch schritt, wandte er erneut den Blick auf die Straße. Der Mann war in einiger Entfernung stehen geblieben und starrte pfeifend Löcher in die Luft.
Dilettant!
, dachte Ronan angewidert und erklomm die letzten Stufen.
Sein Butler öffnete die Tür, um ihn zu empfangen.
"Es ist ein Brief für Euch angekommen, Sir", sagte Thomas.
Ronan gab dem Butler Mantel und Hut und ergriff den Brief, der auf einem goldenen Teller auf einer Anrichte neben der Tür lag.
"Danke Thomas. Bitte lasse mir einen Tee und einen kleinen Snack in die Bibliothek bringen."
"Sehr wohl."
Ronan betrat die Bibliothek und machte es sich in einem Sessel bequem. Er legte die Füße auf einen Fußschemel und griff nach einem Brieföffner neben sich, der auf dem Schreibtisch lag. Nachdem er den Brief geöffnet und auseinander gefaltet hatte, begann er, zu
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