Die verbannte Braut (German Edition)
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Wir haben die Kleine. Wir wissen, wer du bist und dass du deine Nase in Angelegenheiten steckst, die dich nichts angehen. Wir wollen eine Aussprache mit dir. Heute Abend um zehn wirst du abgeholt. Komme unbewaffnet. Rede nicht mit deinen Freunden von Scotland Yard und komm allein. Solltest du dich nicht an diese Regeln halten, wird deine Frau den Sonnenaufgang nicht mehr zu sehen bekommen. Ich muss nicht erwähnen, dass genug Herren sich noch an ihr erfreuen werden, ehe wir ihr erlauben werden, ihren letzten Atemzug zu tun. Sie ist noch immer eine sehr schöne Frau. Aber das weißt du ja sicher.
Der Vollstrecker
Ronan war bleich geworden und er hatte das Gefühl, jemand hätte mit scharfen Klauen nach seinem Herz gegriffen. Sein schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Eve war in den Händen dieser dreckigen Bastarde und ihr Leben war in allerhöchster Gefahr. Was sollte er jetzt tun? Er musste ganz überlegt vorgehen, konnte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Seiner Frau durfte unter keinen Umständen etwas passieren.
***
Eve blickte genau in die Mündung einer Pistole, die auf sie gerichtet war. Sie stand wie erstarrt. Nur am Rande nahm sie wahr, wie Henrietta hinter ihr die Tür schloss. Sie war in eine Falle gelaufen. Sie hätte wissen müssen, dass ihre Cousine etwas im Schilde führte. Aber was war mit Ronan. Hatten diese Kerle ihn auch gefangen? Sie konnte ihn in dem Büro, indem sie sich befanden, nicht erblicken. Da waren nur drei Gentlemen, einer von ihnen der Mann, der die Pistole auf sie gerichtet hielt und den sie nicht kannte. Dann ein junger Mann, den sie auf höchstens achtzehn oder neunzehn schätzte. Doch es war der dritte Mann, der ihr ein ungläubiges Japsen nach Luft bescherte. Es war Lord Saints. Der Mann, dem sie von allen Gentlemen Londons am meisten vertraut hätte. Er besaß auch noch die Unverschämtheit, sie anzulächeln.
"Herzlich willkommen, Mrs. Hewitt", sagte der Mann mit der Pistole.
Er war der älteste der anwesenden Herren. Sie schätzte ihn auf etwa sechzig. Sie glaubte, ihn schon mal gesehen zu haben, konnte sich aber nicht an seinen Namen erinnern.
"Was soll das hier? Wo ist mein Mann?", fragte sie mit klopfendem Herzen.
"Oh, ich glaube, er wird schon kommen. Heute Abend, um genau zu sein. Er hat bereits eine, nennen wir es …
Einladung
, bekommen."
"Was habt Ihr jetzt mit mir vor?"
"Als Erstes möchte ich Euch höflich bitten, hier rüber zu kommen und Euch dort auf den Stuhl zu setzen", sagte der ältere Herr.
Eve warf Lord Saints einen Hilfe suchenden Blick zu, doch er grinste nur zynisch und das lüsterne Funkeln in seinen Augen gefiel ihr gar nicht. Warum war ihr der grausame Zug um seinen Mund nur vorher nicht aufgefallen?
"Wenn Ihr meiner freundlichen Aufforderung nicht nachkommt, muss ich leider Gewalt anwenden, Mylady. Also ein letztes Mal. Setzt Euch bitte dort auf den Stuhl und macht keine weiteren Zicken."
Eve bedachte Lord Saints mit einem, so hoffte sie, mörderischen Blick, ehe sie der Aufforderung des Älteren nachkam.
Als sie sich hingesetzt hatte, trat der Jüngste vor und begann, ihre Hände hinter dem Rücken zu fesseln und wand anschließend ein Seil um ihren Oberkörper, um sie am Stuhl festzubinden. Danach fesselte er ihre Füße und trat zurück. Er schien wenigstens etwas Skrupel zu besitzen, denn er hielt den Blick gesenkt und wagte nicht, sie anzusehen. Zudem waren die Fesseln nicht so fest, dass es ihr wehtun könnte.
Nachdem sie gefesselt worden war, verschwanden der Jüngste und der Älteste, und Eve blieb mit Lord Saints und Henrietta zurück. Eve verfluchte sich selbst für ihre Naivität. Nicht nur, dass sie Henrietta geglaubt hatte und jetzt in der Falle saß, sie hatte durch ihre Dummheit auch noch Ronan in Gefahr gebracht.
"Woher wusstet ihr eigentlich, dass mein Mann noch lebt und das ich mit ihm Kontakt hatte?", fragte sie schließlich an ihre Cousine gerichtet.
"Wir hatten dich unter Beobachtung. Nachdem Jeffrey den Comte in der Oper gesehen hatte, war ihm sofort klar, um wen es sich wirklich handelte. Nicht wahr, Darling?" Sie warf einen Blick zu Lord Saints, der Henrietta mit einem Grinsen zunickte.
Eve fragte sich, in welcher Beziehung die Beiden standen, wenn Henrietta den Mann beim Vornamen nannte. Offensichtlich war da etwas zwischen ihnen.
"Wir wussten also, dass Lord Stoneborough wieder von den Toten auferstanden war und aus irgendwelchen Gründen inkognito hier in London weilte. Es war
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