Die Verbannung
Flucht verholten hat!«
Ramsays Augen glühten, und seine Stimme nahm einen schneidenden Klang an. »Wie wahr, wie wahr. Mich würde doch sehr interessieren, warum Ihr das getan habt.«
Dylan holte tief Atem. Er konnte schwerlich mit der Wahrheit herausrücken - dass er Ramsays Frau liebte, die im Falle seines Todes mittellos und der allgemeinen Verachtung ausgesetzt zurückgeblieben wäre. So antwortete er ausweichend: »Ich brauche eine geregelte Arbeit. Ich kann nicht für den Rest meines Lebens mit Rob Roy MacGregor auf Viehdiebstahl gehen. Außerdem hat sich seine Bande weitgehend aufgelöst.«
Ramsay grunzte nur und betrachtete eines der Papiere auf seinem Schreibtisch. »MacGregor kämpft auf Seiten der Jakobiten gegen Argyll.«
»Nein, er ist auf der Flucht, wie der größte Teil der jakobitischen Armee. Der Aufstand ist so gut wie beendet. Diejeni-gen, die ein Heim haben, kehren für den Winter dorthin zurück, und da werden sie auch bleiben.«
Ramsay zog die Brauen zusammen. »Und woher wollt Ihr das wissen?«
Dylan biss sich auf die Lippe und verwünschte sich insgeheim für seine Dummheit. Wieder einmal hatte er seinen augenblicklichen Platz in der Zeitgeschichte vergessen. Er trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu und sagte: »Vor zwei Tagen fand in der Nähe von Dunblane eine Schlacht statt. Der Earl of Mar hält sich für den Sieger, obwohl seine Armee in alle Winde verstreut ist. Ich habe einige seiner Männer gesehen, sie befinden sich schon auf dem Heimweg Richtung Norden. Sie wollen nach Hause, weil sie nicht mehr auf einen Sieg hoffen, weil ihre Familien sie brauchen und weil Argylls Hannoveraner ihnen auch ihre letzten Habseligkeiten geraubt haben. Und sie sind alle stinksau... sehr wütend auf Mar, weil er zu lange auf die Ankunft von König James gewartet und so die Gelegenheit verpasst hat, König George die Krone zu entreißen.«
Das Lächeln, das daraufhin um Ramsays Lippen spielte, flößte ihm Unbehagen ein. Vielleicht hatte er die Stellung des Mannes in der hannoveranischen Regierung falsch eingeschätzt, was bedeuten würde, dass er nichts gegen den reichen Kaufmann in der Hand hatte. Wenn Ramsays Ansehen und Einfluss groß genug waren, würde man über seine Heirat mit Iain Mathesons Tochter hinwegsehen und seine jakobitischen Aktivitäten als im Interesse der Hannoveraner gelegene Doppelspionage bewerten. Doch jetzt konnte er nicht mehr zurück, also fuhr er entschlossen fort: »Ich habe noch einige Freunde, die ebenfalls dringend Arbeit benötigen und die sich in diesen schlechten Zeiten glücklich schätzen würden, in Eure Dienste treten zu dürfen. Ich kann Euch versichern, dass sie sich unter allen Umständen loyal verhalten werden, unabhängig davon ...«, er legte eine Pause ein, um seinen nächsten Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, »... wie sie früher über Euch gedacht haben.«
Ramsay runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Es handelt sich um MacGregors Leute, wie ich vermute. Mit diesem Mann will ich nichts zu schaffen haben.«
»Ach nein? Die MacGregors haben mit den Mathesons von Glen Ciorram des Öfteren Geschäfte gemacht. Habt Ihr nicht von Iain Mór eine Viehherde erworben, die kurz zuvor den MacDonells gestohlen wurde?«
Ramsays Nasenflügel bebten, und seine Augen loderten vor Zorn. Dylan registrierte befriedigt, dass der Mann es mit der Angst zu tun bekommen hatte. Er hob das Kinn und fuhr fort: »Ich habe drei mir treu ergebene Männer bei der Hand, die man vielleicht bei Laune halten sollte ...«
Unhörbar für Ramsay mischte sich Sinann ein: »Und wer mag das wohl sein, du Lügner?« Als Dylan nichts darauf erwiderte, stichelte sie weiter: »Deine Methoden sind auch nicht unbedingt die eines Ehrenmannes, Dylan Robert Ma-theson.«
Ramsay erhob sich, er schien einen Entschluss gefasst zu haben. »Nun gut, Mac a'Chlaidheimh, Ihr habt den Job, und Eure Freunde auch. Kommt, ich führe Euch durch das Gebäude.« Er warf einen viel sagenden Blick auf Brigid, die Dylan noch immer in der Hand hielt. »Den Dolch könnt Ihr wegstecken, meint Ihr nicht?«
Dylan schob den Dolch mit dem Silbergriff in die unter seiner Gamasche verborgene Scheide zurück und verließ hinter Ramsay das Büro. Im Vorzimmer wandte sich Ramsay an den einäugigen Pförtner. »Ihr seid entlassen, Mr. Simpson. Ihr hättet diesen Mann nicht ohne meine Erlaubnis ins Haus lassen dürfen. Felix wird Euch Euren restlichen Lohn auszahlen. Lasst Euch nie mehr hier sehen.«
Der
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