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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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und zurückgehalten. Er drehte sich um und warf Sinann einen Blick zu, und sie lieferte prompt die Antwort auf seine unausgesprochene Frage.
    »Der Eingang einer Kirche ist der Ort, wo Weltliches und Geistliches aufeinander treffen. Eine Ehe soll sowohl die Seelen als auch die Körper beider Partner vereinen.« Dylan nickte, um ihr zu verstehen zu geben, dass ihm dieser Umstand durchaus bewusst war.
    Das Eingangsportal befand sich an der Seite des Gebäudes, da das Vestibül an das Mittelschiff angrenzte statt an den vorderen Teil der Kirche. Dylan war schon oft hier gewesen und hatte immer angenommen, die ungewöhnliche Aufteilung habe etwas mit der Tatsache zu tun, dass sowohl der Altar als auch der Eingang nach Osten hin ausgerichtet waren; der hintere Teil der Kirche grenzte direkt an die dahinter liegenden Hügel an. Über dem Altar prangte ein großes rundes Buntglasfenster, durch das während der Morgenandacht die Strahlen der aufgehenden Sonne fielen; sie tauchten den Innenraum in ein leuchtendes Farbenmeer aus Rot, Grün, Blau und Violett.
    Vater Buchanan kam aus dem Vestibül, um die Clansmän-ner zu begrüßen. Er trug eine lange weiße Robe und wirkte nach dem anstrengenden Ritt der letzten Nacht noch immer recht mitgenommen. Trotzdem schien er froh zu sein, Dylan wieder zu sehen. Obgleich er mehr graue Haare hatte als bei ihrer letzten Begegnung, machte er noch immer einen gesunden und rüstigen Eindruck, und in seiner Stimme schwang aufrichtige Freude über das bevorstehende Ereignis mit. Dylan hatte den Priester schon immer gemocht; er hielt ihn für einen Mann ohne Falsch, der gleichermaßen an Gott und das Gute im Menschen glaubte - eine Seltenheit in der Welt, in der er seit einiger Zeit lebte.
    Eóin Matheson trat im Gewand eines Messdieners zu dem Priester. Er hielt ein Tablett in den Händen, auf dem eine flache Schale und eine kleine Phiole standen, und strahlte Dylan an. Der Kleine sah aus, als würde er vor Stolz fast platzen.
    Kurz darauf erklangen in der Ferne Dudelsacktöne, die rasch näher kamen. Dylan blickte hinaus auf den Pfad, der vom Tal zur Kirche führte, und sah, dass sich offenbar der gesamte Clan auf den Weg hierher gemacht hatte. Kein einziger Bewohner des Tales wollte bei der Hochzeit der einzigen Tochter des Lairds fehlen. Drei Dudelsackbläser spielten eine lebhafte Melodie, trotzdem wurden sie von den vielen durcheinander schnatternden Stimmen noch übertönt. Die Menge bewegte sich nur langsam voran, damit die Ältesten und die Jüngsten nicht zurückfielen. Inmitten einer Gruppe von Frauen entdeckte Dylan die Braut, seine Cait. Sie unterhielt sich angeregt mit den anderen, lachte ab und an hell auf und schlenderte so gemächlich dahin, als mache sie nur einen kleinen Spaziergang. Einige Frauen trugen Kinder auf dem Arm oder scheuchten sie vor sich her. Dylan nahm an, dass auch Ciaran unter ihnen war. Der Junge mit dem dunkelsten Haar vermutlich. Endlich erreichte die von Iain und Una angeführte Prozession den Anfang des Pfades, der sich zur Kirche hochwand.
    Als Cait näher kam, sah Dylan, dass sie ein hellblaues Kleid über einer weißen Bluse trug. Ihr Haar wurde von einem gefältelten Tuch bedeckt, darauf saß ein Kranz aus violetten, gelben und weißen Wildblumen, dazwischen auch die kleinen weißen Rosen, die Dylan in Ailis' Korb gesehen hatte. Außerdem waren grüne Zweige in den Kranz eingeflochten. Sinann flüsterte ihm zu: »Das ist Rosmarin, das Symbol für Achtung und Treue. Die Rosen stehen für ewige, reine Liebe.« Dylan ermunterte sie mit einem unauffälligen Nicken fortzufahren, doch sie zuckte nur die Schultern und grinste spitzbübisch. »Och, und die Veilchen und Primeln sind nur dazu da, dem Ganzen etwas Farbe zu verleihen.«
    Dylan kicherte in sich hinein und starrte seine Braut bewundernd an, während sich der Clan in die Kirche drängte. Diejenigen, die keinen Platz mehr fanden, blieben draußen auf dem Pfad und zwischen den Gräbern des Friedhofes neben der Kirche stehen. Iain und Una bauten sich direkt hinter Dylan und seinen Gefolgsleuten auf. Die Dudelsäcke verstummten, und das aufgeregte Gemurmel erstarb, als Cait vortrat und ihren Platz links neben Dylan einnahm.
    Das Strahlen, das auf ihrem Gesicht lag, erfüllte ihn mit einem solchen Übermaß an Glück, dass er kaum noch atmen konnte. Einen Moment lang hörte die Welt um ihn herum auf zu existieren, und es gab nur noch ihn und Cait.
    Vater Buchanans dröhnende Stimme riss ihn aus seinen

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