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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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mit Ciaran auf der Hüfte auf sie zukam.
    Cait nahm ihr den Jungen ab, setzte ihn auf ihren Schoß und fütterte ihn mit einem Stück Brot von ihrem Teller. Der Kleine war sichtlich aufgeregt, lachte über alles, was er sah, und strampelte mit den Beinen. Dylan beobachtete seinen Sohn, überglücklich, dass ihm dies jetzt gestattet war, und grinste über die Grimassen, die Ciaran schnitt.
    Um endlich auch ein paar Bissen essen zu können, reichte Cait den Jungen schließlich an seinen Vater weiter. Dylan gab Ciaran ein Stückchen Hühnerfleisch. Der Kleine knabberte daran, verzog das Gesicht und spuckte das Fleisch rasch wieder aus. Dylan wischte ihm das Kinn ab und tauchte dann einen Finger in den Honigtopf, um Ciaran die Süßigkeit ablecken zu lassen. Sein Sohn machte große Augen. Dylan lachte und wiederholte das Ganze noch einmal.
    Ailis, die gerade an der anderen Seite des Tisches vorbeiging, bemerkte kichernd: »Och, Dylan, der Kleine könnte dir auch nicht ähnlicher sehen, wenn du sein leiblicher Vater wärst!«
    Dylans Lächeln verblasste. Als Ailis, der gar nicht bewusst geworden war, was sie gesagt hatte, weitergegangen war, sah er Cait an. Der Schmerz in ihren Augen schnitt ihm ins Herz. Rasch küsste er sie. »Alles wird gut. Wir beide wissen, wer sein Vater ist. Wir sind zusammen, und nichts und niemand kann uns mehr trennen, nur das zählt. Alles andere ist ...«, er wusste nicht, wie er juristischer Kleinkram< auf Gälisch umschreiben sollte, also sagte er nur: »Alles andere existiert nur auf dem Papier.«
    Das entlockte Cait ein Lächeln, und sie erwiderte seinen Kuss.
    Nachdem alle gesättigt waren, wurde getanzt, gesungen und getrunken. Bänke und Tische hatte man zur Seite geschoben, um eine Tanzfläche zu schaffen. Den ganzen Nachmittag lang wurden zotige Lieder angestimmt und anzügliche Trinksprüche auf das Brautpaar und ihre bevorstehende Hochzeitsnacht vorgetragen. Später brachte Sarah Ciaran zu Bett, die anderen Kinder wurden, wenn ihnen vor Müdigkeit die Augen zufielen, in den Dienstbotenunterkünften oder in der Küche schlafen gelegt. Die Feier nahm ihren Lauf, und allmählich wurden die zweideutigen Gesänge von eindeutigem Benehmen begleitet. Einige Pärchen zogen sich in dunkle Ecken zurück, um dort ungestört zu schmusen, andere verschwanden zwecks intimerer Aktivitäten in den leer stehenden Kammern.
    Dylan traute seinen Augen kaum, als er die alte Gracie aus dem Gang zum Turm kommen sah. Sie schob ein paar zerzauste Haarsträhnen unter ihr Kopftuch zurück und lächelte so zufrieden wie eine Katze, die gerade einen Kanarienvogel verspeist hatte.
    War sie etwa mit Malcolm ...? Dylan blickte sich um und entdeckte Malcolm im Kreis der Männer, die bei den Dudelsackspielern saßen und aus voller Kehle mitsangen. Doch dann kam Tormod mit einer so betont gleichmütigen Miene aus derselben Richtung wie Gracie, dass Dylan sofort klar war, was geschehen sein musste. Er grinste. Gracie und Tormod, soso. Sofort sprang er auf, packte Gracie um die Taille und wirbelte sie ein paarmal über die Tanzfläche. Als er sie losließ, stolperte sie, weil sie so laut lachte, und er musste sie festhalten, sonst wäre sie der Länge nach zu Boden gestürzt.
    Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, als Robin und noch ein paar andere Cait und ihn zu ihrer Kammer im Westturm begleiteten. Die Gruppe war ziemlich klein; die meisten der Clansmitglieder schnarchten bereits, von Ale und Whisky übermannt, in den Gängen oder auf dem Boden der großen Halle. Vor Caits Kammer stand noch die Pritsche, auf der Dylan einst in seiner Eigenschaft als Caits Leibwächter geschlafen hatte. Er lächelte, als er sich daran erinnerte, wie oft er sich dort schlaflos von einer Seite auf die andere gewälzt und von dem heutigen Tag geträumt hatte. Sogar nachdem Cait damit einverstanden gewesen war, ihn zu heiraten, hatte er niemals durch diese Tür treten dürfen, sondern sie hatten die Abende in der Nische verbracht und sich gegenseitig aus seinem Gedichtband vorgelesen. Jetzt hinderte er die anderen mit erhobenen Händen daran, ihnen noch bis in die Kammer zu folgen.
    »Halt! Wartet! Jetzt muss ich eine alte Tradition pflegen. Da, wo ich herkomme, tragen wir die Braut über die Schwelle.« Er hob Cait hoch und trug sie unter dem allgemeinen Beifall der Männer in die Kammer. Vorsichtig folgten sie ihm.
    Dylan setzte Cait auf dem großen Bett ab, drehte sich um und scheuchte die ungebetenen Gäste hinaus. »Raus! Alle!

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